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Architekturführer Potsdam

Mit 40 Architekturführern zu Städten weltweit hat sich der Verlag Dom Publishers auch in diesem Buchsegment profiliert. Nun ist, im Frühjahr 2015, nach Astana, Amsterdam, China, Kiew, Milan auch Potsdam in einer architektonischen Momentaufnahme erschienen. Etwas schwergewichtig, mit mehr als 200 kurz-prägnanten Objektbeschreibungen. Eingeschobene stadtgeschichtliche Überblicke dokumentieren den Potsdamer Weg aus dem nach 1700 herrscherbestimmten stadtplanerisch-architektonischen Spagat zwischen Garnisonsstadt/Residenzstadt und preußischem Arkadien hin zur bürgerschaftlich verfaßten Landeshauptstadt von 1990. Im methodisch-konzeptionellen Achtundsechziger-Blick auf Stadtgeschichte und Stadtplanung als bloße Herrschergeschichte. Die, unter Feudalismus, Absolutismus, Monarchie, Nationalsozialismus rubriziert, mit detaillierten Lageortbeschreibungen militärischer Einrichtungen über Jahrhunderte verdeutlicht wird, bis zur Bundeswehr von heute. Sei doch, so das Autorenfazit, die Entmilitarisierung Potsdams noch nicht abgeschlossen. Nun ja.

Wohltuend vielschichtiger, zeitlich kongruent, findet sich in informativen Begleittexten zu Fotografien das andere Potsdam von Kultur, Wissenschaften und der sparsam vertretenen Industrie. Bekanntes erweist sich als unbekannt (barocke Innenstadt-Hausfassaden aus den Fünfziger Jahren), bekannt Gewordenes gelangt ins Bild (das verändert aufgebaute Stadtschloß) und Unbekanntes reizt zu Entdeckungen im nahen und weiteren architektonischen Umfeld der Innenstadt (Sakrow, Griebnitzsee, Babelsberg; die auch planerisch beispielhafte Teil-Stadt Kirchsteigfeld, nach 1990).
Womit sich, wie in einem Puzzle, all diese An-Sichten zum Gesamtbild einer schon vor ihrer Zerstörung 1945 immer wieder umgebauten, restaurierten, abgerissenen, auch vernachlässigten und wieder aufgebauten Stadt zusammenfügen. Komplettiert mit einem kleinen Musterbuch zeitgenössischer Potsdamer Architektur und Architektur-Diskussionen. In dem Reinhold Mohrs rekonstruierter viereckig-glastransparenter Musikpavillon (2014/1932, Templiner See) nicht fehlen sollte, nimmt er doch von Idee und Gestaltung her Mies von der Rohes Berliner Neue Nationalgalerie (1962/ 68) vorweg.

Ein Architekturführer, Fundgrube für fachlich Versierte und Laien, mit dem sich Potsdam wieder oder neu entdecken läßt. Und, so verfaßt, mit entbehrlichen stadtgeschichtlichen Einschüben.

13.05.2015
Wolfgang Schmidt, Berlin-Friedenau
Architekturführer Potsdam. Keil, Uta. Beitr.: Bodenschatz, Harald; Konter, Erich; Meuser, Philipp; Matschenz, Andreas; Schmöger, Alexandra; Tessin, Gunnar;. 348 S. 300 Abb. 25 x 13 cm. Pb. Dom Publishers, Berlin 2014. EUR 38,00 CHF 50,90
ISBN 978-3-86922-185-4
 
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