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Wasserversorgung auf Burgen des Mittelalters

Wasser auf Burgen im Mittelalter

Die Burgen des Mittelalters waren groß angelegte Verteidigungsanlagen, die viele Menschen und auch Tiere beherbergten. Ein ausreichendes Angebot an Wasser war für Mensch und Tier lebenswichtig – in kriegerischen Zeiten oder während Dürreperioden sogar überlebenswichtig. Stetig fließende Quellen standen den aus Sicherheitserwägungen meist auf Anhöhen erbauten Burgen nur selten zur Verfügung.
Es galt, das vorhandene Wasser, entfernt oder tief im Fels liegende Wasser oder auch das Regenwasser nutzbar zu machen. Dieses Ziel erreichten die mittelalterlichen Burgherren mit zum Teil enorm aufwendigen Techniken und Anlagen.
Bis zu 176 Meter tief in den Fels gehauene Burgbrunnen zeugen ebenso von einem hohen technischen Niveau wie monumentale Zisternen mit bis zu 14 Millionen Liter Fassungsvermögen, wie eine Zisterne in Resafa in Syrien, oder mit raffinierten Filtersystemen, wenn die Wasserqualität dies erforderlich machte.

Besonders eindrucksvoll wird dieses technische Können an der hochtechnisierten Wasserversorgung der Burg Blankenheim in der Eifel deutlich, wo man einen Tunnel und eine Druckleitung anlegte, um das Wasser über eine weite Strecke bis zur Burg zu führen.
Die Erforschung dieser mittelalterlichen Meisterleistung gab 2005 den Anlass für das Internationale Frontinuns-Symposium zur „Wasserversorgung auf Burgen des Mittelalters“, dessen Beiträge hier in einer Auswahl vorliegen und erstmals eine Zusammenschau dieser komplexen Thematik bieten.

Nachdem eine ausführliche Einführung dem Laien einen gut verständlichen Zugang zum Thema ermöglicht, folgen detailliert dargestellt Untersuchungen und Ergebnisse der Forschungen zur Wasserversorgung der Burg Blankenburg, bevor weitere Burgen, verstreut über ganz Europa bis nach Vorderasien in den Blick genommen werden.

Im ersten Teil werden Burgen des Mittelrheingebietes behandelt, die karolingische Wasserversorgung bei Ingelheim, gefolgt von der Ingelheimer Kaiserpfalz im 8./9. Jahrhundert. In Schlüssel / Klingenmünster steht auf einer Burg des 11. Jahrhunderts die Hygiene im Vordergrund, gefolgt von Ausführungen über die Wasserversorgung der Burgen Frankenstein und Spangenberg.
Anschließend wird der Forschungsstand über Filterzisternen und Wasserreinigungstechniken am Beispiel von Höhenburgen im Elsass dargelegt, sowie von Burgen der Sächsischen und Böhmer Schweiz und das Wasserhaus des markgräflichen Jagdschloss „Osterlant“ bei Oschatz. Danach folgen noch einige weitere Beispiele zur Wasserversorgung auf deutschen Burgen.

Im zweiten Teil werden einige Forschungsstätten meisterlicher Wassertechnik von Burgen in der Schweiz dargestellt, die Engelsburg in Rom, dem Castel del Monte und weitere zeitnahe Kastellbauten sowie Burgen der Südost-Agäis und des Johanniter-Ordensstaats. Das Schlusskapitel behandelt noch einmal die Wasserversorgung der Kreuzfahrerburgen.

Ein Buch, das auf sehr lesbare Weise und mit vorzüglichen Fotos, Zeichnungen und Karten sowohl dem Wissenschafter gerecht wird, als auch dem Laien einen guten Einblick über ein besonders wichtiges Gebiet des Burgenbaus liefert. Das Buch ist spannend und informativ zugleich und führt weit über das übliche Burgenromantik-Liebhaberei-Wissen hinaus.
Wasser auf Burgen im Mittelalter ist allen Burgenfreunden sehr zu empfehlen.

Siehe auch Rezension unter der Rubrik Denkmalpflege: Wie kam das Wasser auf die Burg.
Gabriele Klempert
Wasser auf Burgen im Mittelalter. Hrsg. v. Frontinus-Gesellschaft e.V. (Gesch. d. Wasserversorgung 7). 1. Auflage 2007. 360 S., 87 sw. u. 206 fb. Abb. 23,5 x 21,7 cm. (Gesch. d. Wasserversorgung 7) 'Zabern, Philipp von, Mainz 2007. Gb EUR 39,90
ISBN 978-3-8053-3762-5
 
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