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Ob Kunst oder Design ist egal – nur gut muss es sein. Der Kreis um Anton Stankowski

Kunst und Design, freie und angewandte Gestaltung, das war das grenzenlose Terrain, auf dem sich Anton Stankowski bewegte. Jetzt stellen eine Ausstellung und ein Buch den legendären Gestalter und seinen Freundeskreis vor.

Bis April 2010 war im Kunstmuseum Gelsenkirchen eine Ausstellung zu bewundern, die einmal mehr beweist, wie nah sich Kunst und Design manchmal kommen können. Sie trägt den programmatischen Titel „Ob Kunst oder Design ist egal – nur gut muss es sein. Der Kreis um Anton Stankowski“. Und gut, das waren sie wohl alle, diese Künstler und Designer, die in der Schau und dem begleitenden Buch vorgestellt werden.

Präsentiert wird der Kreis um Anton Stankowski – Freunde und Künstlerkollegen jenes Designers, dessen konkret-konstruktivistisches Werk sich beispielhaft an der Grenze von Kunst und Design entwickelt und ebendiese überwinden konnte. Stankowski, 1906 als Gelsenkirchener Bergmannssohn geboren, 1998 verstorben, machte keinen Unterschied zwischen freier und angewandter Kunst: Der Absolvent der Essener Folkwangschule – er studierte bei Max Burchartz – arbeitete als Grafiker für avancierte Werbeagenturen wie etwa jene von Max Dalang in Zürich, doch immer auch als freier Künstler, wie es auch seine drei Dutzend Künstlerfreunde taten.

Die Verbindungen des Werkes Stankowskis zu jenem seiner Freunde sind vielfältig: Er arbeitete mit Bauhaus-Künstlern wie Max Bill oder Josef Albers, wohnte eine Zeit lang mit Herbert Matter zusammen, der heute als Begründer des modernen Fotoplakats gilt und in den 30er Jahren in den USA für Zeitschriften wie die Vogue oder Harper’s Bazaar fotografierte, um später im Büro von Ray und Charles Eames zu arbeiten. Das Buch stellt sie alle in Bildern und Texten vor, Bekannte und eher Unbekannte wie den Schweizer Grafiker Heiri Steiner – auch er ein Beispiel für die Modernität der Schweizer Gestalter in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Nach dem Krieg siedelte sich Stankowski in Stuttgart an – und auch hier findet er schnell Künstlerkollegen, mit denen er in engem Austausch steht: Willi Baumeister und Max Bense, aber auch Egon Eiermann, Karl Duschek, Rupprecht Geiger und Otl Aicher. In Kurzbiografien und einführenden Texten werden auch sie vorgestellt, genauso wie die Preisträger der Stankowski-Stiftung, zu denen etwa Almir Mavignier oder der US-Minimalist Donald Judd gehören.

Ihre Kunst, ihr Design ist sehr unterschiedlich: Sie schreiben konkrete Poesie, gestalten Plakate wie etwa Willi Baumeister, sie malen, zeichnen oder entwerfen Möbel – und haben dabei doch eines gemeinsam: Sie alle waren Freunde von Anton Stankowski und haben in mal loserer, mal engerer Zusammenarbeit mit ihm ihr Werk weiterentwickelt. Und sie alle sind leuchtende Beispiele für die Wechselwirkung von freier und angewandter Kunst – der man jetzt in den Ausstellungen in Gelsenkirchen, Wiesbaden und Göppingen oder im Katalogbuch nachspüren kann. Beim Blättern vergaßen wir beinahe die Frage. Kunst oder Design? Egal. Nur gut muss es sein.

03.09.2010
Marc Peschke
Stankowski-Stiftung u.a. (Hrsg.): Der Kreis um Anton Stankowski: Ob Kunst oder Design ist egal - nur gut muss es sein. 160 S. zahlr. fb. Abb., Gb., AV-Edition, Ludwigsburg 2010. EUR 29,90
ISBN 978-3-89986-134-1
 
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