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Giorgiones Himmel - Das Gemälde mit den "drei Philosophen"

Der „Giorgione-Code“ ist „geknackt“.

Das Giorgiones Gemälde mit "den drei Philosophen" ist eines der bedeutendsten und rätselhaftesten Bilder der Renaissance, und seit Jahrhunderten versuchen namhafte Interpreten die Identität der dargestellten Persönlichkeiten zu klären. Noch im Jahre 2006 ließ das Kunsthistorische Museum Wien, zu dessen Beständen das Gemälde zählt, mit der werbewirksamen Mitteilung aufhorchen, der „Giorgione-Code“ sei endgültig geknackt.
Das hat sich bald als Irrtum herausgestellt, wie die vorliegende, spannend zu lesende Studie von Arnulf Häfele minutiös nachweist.
Vor allem aber bietet die Studie eine verblüffende und schlüssige neue Deutung des Gemäldes an, die die drei Philosophen anhand von bisher unbeachtet gebliebenen Hinweisen im Gemälde selbst sowie weiteren Dokumenten identifiziert.
Dabei führt Häfele den Leser detailliert und dennoch in leichter, gut verständlicher Sprache in die Lebenswelten der drei Philosophen. Beginnend mit Aristoteles von Stageira und seinen Erkenntnissen über die Natur der Kometen führt der Autor den erstem der drei Philosophen vor, der sich besonders mit dem Geheimnis der Kometen auseinandersetzte.
Dann führt eine ausführliche Beschreibung in das turbulente Leben des zweiten Philosophen, Gerbert von Aurillac, dem späteren Papst Sylvester II und die mit ihm verbundene Entdeckung des Astrolab. Der Dritte im Bunde ist schließlich Ibn Sinam, auch Avicenna genannt, einer der herausragenden moslemischen Persönlichkeiten der Zeitenwende um das Jahr 1000. Alle drei Personen beschäftigten sich eingehend mit der Astronomie und hinterließen ihre Spuren bis Giorgione sich ihrer erneut annahm.
In Zentrum der Studie steht die Entschlüsselung jener Skizze, die Gerbert von Aurillac in Händen hält. Die Interpretation dieser rätselhaften Zeichen führt tief in die mittelalterliche Astronomie hinein, die sich noch auf antike Vorbilder stützt und die Giogione zwischen 1505 und 1510 mit seinem Bild hat wieder aufleben lassen.
Die Studie „Giorgiones Himmel“ beweist auf eindringliche Weise, wie ergiebig eine vorurteilsfreie und genaue Bildanalyse im Zeitalter des Methodenpluralismus auch heute für Wissenschaftler und Laien sein kann.
Der „Giorgione-Code“ scheint nun wirklich und endgültig geknackt.

25.10.2013
Gabriele Klempert
Giorgiones Himmel. Das Gemälde mit "den drei Philosophen" als Grenzerfahrung der Ikonographie. Häfele, Arnulf. 296 S., 27 fb. u. 33 sw. Abb. 24 x 17 cm. Gb. Olms Verlag, Hildesheim 2013. EUR 58,00.
ISBN 978-3-487-14999-8   [Olms]
 
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