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Meisterwerke der antiken Kunst

Der Band "Meisterwerke der antiken Kunst" wendet sich an Leser, die bereits über ein gewisses Maß an Grundkenntnissen zur antiken Kunst verfügen und dennoch, ist es auch für Laien verständlich.
Aus einer Vortragsreihe im Wintersemester 2004/ 2OO5, die das Institut für Klassische Archäologie der Ludwig-Maximilians-Universität in Zusammenarbeit mit dem Verlag C. H. Beck und dem Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke veranstaltete, werden hier insgesamt acht Kunstwerke vorgestellt, darunter so bekannte wie "Der Boxer", "Die Nike von Samothrake", "Laokoon" und "Der Hercules Farnese', ergänzt um weniger vertraute wie "Der Kolos der Naxier", "Die Pyramide des Cestius", "Commodus als Hercules" und "der Koloss des "Konstantin".
Im Beitrag über den Boxer erfährt der Leser Grundlegendes über Ausmaß, Material, Erhaltungszustand und Fundort dieser Skulptur und ergänzend sporthistorische Details zum Boxkampf selbst (beispielsweise zur Ausstattung und zum Material der Boxhandschuhe) sowie zu Box-Ereignissen in der Antike, reflektiert durch Schriftsteller (z. B. Homer und Theokrit) und über Olympia. Interessant auch Anspielungen bzw. Vergleiche zu aktuellen Erfahrungen mit dem Boxkampf.
Im Artikel über den Koloss der Naxier und dem über die Nike von Samothrake wird ähnlich verfahren. Auch hier steht die ausführliche Erläuterung des Kunstwerkes im Mittelpunkt, nicht zuletzt, um die Leistung der antiken Künstler gebührend zu würdigen. Da es sich bei beiden Meisterwerken um Gestalten aus der Mythologie mit religiösem Bezug handelt, die in Heiligtümern Aufstellung fanden (die Apollon- Statue der Naxier im gleichnamigen Heiligtum auf Delos, Nike im Kabirenheiligtum von Samothrake) benutzten die Autoren diesen Sachverhalt, die religionsgeschichtlichen Hintergründe über die Wahl des Standorts darzulegen (man kann nicht umhin, dabei Parallelen zu politischen Aktionen in der Gegenwart zu ziehen). Ferner wird die Topographie der Heiligtümer beschrieben und einiges zum Kult und Kultgeschehen vermerkt.
Die Pyramide des Cestius aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. ist ein architektonisches Kunstwerk, das leider in Vergessenheit geriet - zu Unrecht, wie der gleichlautende Artikel belegt. Bauhandwerke, Zeitgeschichte, Poesie und Malerei, Bezugspunkte zum ägyptischen Pyramidenbau und damit zum Mysterium werden spannend und für den Leser gewinnbringend miteinander verwoben. Das Gleiche gilt auch für die hier nicht weiter besprochenen Artikel, die Meisterwerke antiker Kunst werden meisterlich vermittelt.
Abschließend noch eine Bemerkung zum Kunstwerk „Laokoon“, und zwar mit den Worten der Autorin, um stellvertretend ein Beispiel für die stilistischen Leistungen der Autoren dieses Buches anzubieten: „Die Gruppe des Laokoon.. - ein Meisterwerk der handwerklichen Perfektion und der ikonographischen Raffinesse, zudem ein Meisterwerk im Wettstreit der Kunstgattungen und mehr noch ein Meisterwerk, das seine Meisterschaft keineswegs plakativ darbietet, sondern Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit suggeriert... Schuld an alledem hatten letztlich die Schlangen. Sie stehen am Anfang der Herausforderungen und waren zugleich Ausgangspunkt für Lösungen. Sie erlaubten den drei rhodischen Bildhauern, ihre Meisterschaft handwerklicher Präzision auf die Spitze zu treiben und zwangen sie zugleich, neue ikonographische Lösungswege zu suchen, um ein nur schwer visualisierbares Thema dennoch in einem wirkungsmächtigen dreidimensionalen Bildwerk darstellen zu können... Zu Recht also gilt der Laokoon als eines der ganz herausragenden Meisterwerke der antiken Plastik. Schuld daran haben die Schlangen.“ (S. 93).
Gisela Ewert
Giuliani, Luca: Meisterwerke der antiken Kunst. 2005. 176 S., 60 Abb. Ln. C. H. Beck, München 2005. EUR 24,90
ISBN 3-406-53094-X   [C. H. Beck]
 
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