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„Generation Üç“

„Heimat ist da, wo Du dich geborgen fühlst.“
Veit Mette porträtiert die „Generation Üç“

Der 1961 geborene Bielefelder Fotograf Veit Mette ist schon seit vielen Jahren im Grenzbereich zwischen Kunst und Fotojournalismus beheimatet. Er erarbeitete Reportagen für Zeitungen und Zeitschriften wie den „Stern“ oder das „SZ Magazin“ – seine Fotografien waren in renommierten Ausstellungshäusern wie der Kunsthalle Bielefeld oder dem Bielefelder Kunstverein zu sehen.

Nach einer Serie über behinderte Menschen im Linienverkehr der Stadt Bielefeld und Schwarzweiß-Reportagen für „Terres des Hommes“ offenbart uns Mette nun einen tiefen Blick in das Leben der „Generation Üç“, der dritten Generation einstiger Migrantenfamilien: türkischstämmige und kurdische Jugendliche, die Veit Mette über eine längere Zeit begleitet hat.

Die Idee, die Bilder, erweitert um eine Interview-Sound-Collage von Patrick Borchers, erstmals mittels einer Wandprojektion zu zeigen (und zwar dort, wo sie entstanden sind, nämlich in einem sogenannten „sozialen Brennpunkt“ in Bielefeld) macht Sinn: Denn beim Blättern in dem jetzt bei Kerber erschienenen schmalen Buch merkt der Betrachter, dass man die Stimmen all derer schnell vermisst, die hier zu sehen sind.

Zum Glück hat Mette das erkannt und seinem Buch eine DVD beigegeben. Auf dieser sprechen all die jungen Männer und Frauen, deren Alltag hier zu sehen ist – in der Schule, beim Gebet in der Moschee, beim Sport, in der Diskothek oder lachend auf einer Parkbank. Sie sprechen über ihr Leben, über ihre Zerrissenheit, über den Spagat zwischen zwei Kulturen. Manche der Bilder spielen vielleicht zu offensichtlich mit den Symbolen dieser Unterschiedlichkeit: türkische Fahnen treffen auf das „M“ des großen Burger-Restaurants, die beinahe übertriebene Freude an der Mode begegnet der stillen Einkehr mit dem Koran. Eine türkische und eine deutsche Fahne zieren gemeinsam eine triste Hausfassade.

Was ist Heimat? Auch das fragt dieses Buch. Sicher nicht, sich für eine Fahne zu entscheiden. Eine Antwort lässt es offen, natürlich, denn die gibt es nicht. Dafür gibt es packende Bilder, die mal zärtlich, dann schonungslos vom Leben erzählen. Ohne die beigefügte DVD wäre das Buch allerdings nicht komplett. Hier berichten die fotografierten Jugendlichen selbst von sich, sprechen über Religion, die Türkei, die viele nur vom Urlaub kennen, über ihre Probleme, aber auch davon, wie man damit fertig wird.

Die Jungs rappen vom Leben auf der Straße, die Mädchen singen über die ewige Liebe oder sprechen von ihren Wünschen für die Zukunft. Studieren wollen die jungen Menschen, Friseur werden, Arzt oder Rapper. Wenn Rapper, dann aber am besten, so erzählt ein junger Mann, mit Abitur. „Heimat ist da, wo Du Dich geborgen fühlst“, sagt dann eine junge Frau. Am Ende doch eine Antwort auf diese so schwierige Frage.
21.12.09



Marc Peschke
Veit Mette. GENERATION ÜÇ. Hrsg. v. Sonnenberg, Gabriele /Bubenzer, Hella 2009. 64 S., zahlr. meist fb. Abb., mit 1 CD 21 x 16 cm. Spiralb EUR 18,00
ISBN 978-3-86678-230-3
 
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