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Surabaya Beat

Eine Dhau im Gegenlicht. Vorne eine Palme, deren Blätter akkurat und stimmungsvoll ins Bild ragen. Im Hintergrund weitere Schiffe, noch weiter dahinter das große Nichts, die Weite des Meeres. So sahen sie aus, die Fotografien des letzten Buchs von Beat Presser, das Sehnsuchtsgefühle weckte.
Das Buch „Dhau. Beatus Piratus auf Sindbads Spuren“, entstanden in Sansibar, auf den Inseln Mafia und Pemba und auf Madagaskar, verstand sich als eine fotografische Hommage an einen bestimmten Bootstyp. Karge Schwarzweißbilder wechselten mit Sehnsuchtsbildern, sachlich-detaillierte Dokumentation mit atmosphärischem Stimmungsbild: Der 1952 geborene Schweizer hat lange als Modefotograf gearbeitet, später dann die exotischsten Ecken der Welt ausgeleuchtet – vielbeachtet wurden vor allem seine Kinski-Fotografien am Set von „Fitzcarraldo“ und „Cobra Verde“.
Beat Presser ist ein fotografierender Weltenbummer, den es jetzt nach Indonesien gezogen hat. Bei Scheidegger & Spiess ist nun der Band „Surabaya Beat. A Fairy Tale of Ships, Trade and Travels in Indonesia” erschienen – eine fotografische Reise durch die Inselwelt Indonesiens, die bis heute ein Traumziel vieler Weltenbummler ist.
Indonesien, der größte Inselstaat der Welt, 17500 Inseln, ein Archipel, das Beat Presser in den Jahren 2012 und 2014 vor allem mit den Pinisi, den alten, großen Holzbooten der Konjo auf Sulawesi bereist hat. Surabaya, eine 3-Millionen-Großstadt auf Indonesiens Hauptinsel Java, war ein Ziel Pressers, aber vor allem waren es die kleinen Inseln und Orte, die ihn reizten. Aus seinen fotografischen Reiseerinnerungen komponierte Presser ein Buch, das seine Fotoarbeiten mit Geschichten und Gedichten einheimischer Autoren verbindet.
Wir finden neue Bilder vom Schiffsbau neben Porträts – und auch wunderbare Meeres-Bilder. Obzwar die Qualität dieser Bilder berückend ist, macht es Sinn, wenn Presser über seine Arbeit sagt, es ginge ihm nicht so sehr um die Fotografie selbst: „Sie ist mehr das Werkzeug, das ich gebrauche, um meine Geschichten zu erzählen.“
Wichtig ist Presser das, was auch in Indonesien nach und nach verloren gehen könnte. Traditionelle Handwerkskunst, der Bootsbau, die Refugien der Natur. Konsequent fotografiert Presser in Schwarzweiß. „Fotografiert man in Farbe, wird es schnell folkloristisch“, sagt er. „Die klassische Schwarz-Weiß-Fotografie, die ich noch pflege, mit Filmen, die entwickelt werden müssen, Kontaktkopien, die minutiös angeschaut und ausgesucht werden, ist ein relativ komplizierter Prozess. Aber er besitzt eine magische Komponente. Wenn man achtzig Bilder im Labor vergrößert – mehr verträgt eine Geschichte nicht –, ist man eingeschlossen im Schwarz. Das ist wie eine Klausur. Man arbeitet im Dunkeln, hochkonzentriert. Und aus diesem Dunkel entstehen langsam die einzelnen Bilder.“
Was dieses Buch zu etwas Besonderem macht, ist die Kunst Pressers, die einzelnen Motive miteinander in Verbindung zu bringen, ein spannendes Ganzes zu komponieren. Das Buch ist ein Kleinod in der unüberschaubar gewordenen Welt der Fotobücher. Perfekt gedruckt, mit einem ungewöhnlichen Layout. Wer sich für Schwarzweißfotografie oder die Lebens- und Arbeitswelt Indonesiens interessiert, der sollte es erwerben.

23.09.2015
Marc Peschke
Presser, Beat. Foto(s) von Presser, Beat. Surabaya Beat. A Fairy Tale of Ships, Trade and Travels in Indonesia. 224 S. 138 Duplex-Abb. 30 x 24 cm. Engl. Scheidegger & Spiess, Zürich 2015. EUR 58,00. CHF 59,00
ISBN 978-3-85881-763-1   [Scheidegger & Spiess]
 
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