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Straßen von der Frühgeschichte bis in die Moderne

Straßen waren zu allen Zeiten der Schlüssel zur Erschließung neuer Räume und zum Austausch von Waren und Wissen. Als verbindendes Element zwischen Landschaften, Völkern und Kulturen gehören sie zu den Grundpfeilern gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklung. Straßenbau steht für Fortschritt. Etliche Straßen bestimmen auch heute noch die Trassen und Verläufe moderner Straßen, andere sind mit dem Untergang von wirtschaftlich relevanten Quellen, wie Bergwerke und Produktionsstätten verschwunden.

Ziel des Kolloquiums, das zwar nicht stattfinden konnte, aber im vorliegenden Band quasi einen verschriftlichten Niederschlag erfuhr, war es, das Phänomen Straße interdisziplinär und aus unterschiedlichen Perspektiven zu diskutieren. Straßen waren und sind nicht nur Verkehrswege, sondern bevölkert. Hier begegnen sich Jung und alt, Arm und Reich, Fremde und Ortsansässige, Geschäftige und Müßiggänger, alle gesellschaftlichen Schichten.
Ein besonderes Anliegen der Teilnehmer, bzw. Beiträgler lag darin, über die naheliegende Präsentation einzelner Straßentrassen, Magistralen oder Straßenkategorien hinauszugehen und sowohl die räumliche als auch die soziologische und zeitliche Dimension des Verkehrsbauwerkes „Straße“ zu betrachten.

Wie wird der Kulturträger Straße in verschiedenen zeitlichen Epochen, in der Antike oder im Mittelalter, wahrgenommen? Welchen Stellenwert hatte das Reisen? Mit welchen Risiken und Mühen war Mobilität behaftet? Was kennzeichnet die Gegenwart und was die Zukunft der Straße?

Vier Beiträge befassen sich mit der Straße als Grundlage von Macht und Herrschaft. Sie führen in die frühen Straßen der Zentralalpen, die Bedeutung der Straßen für den Aufstieg und Niedergang des römischen Reiches, als Symbol imperialer Macht im französischen Straßenbau im Rheinland von 1792 bis 1813 bis zu den „Straßen des Führers“, den Reichsautobahnen.
Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit Fragen der Straße als Erschließungs-, Kommunikations- und Verbindungsweg. Römische Funktionsträger waren im Auftrag des Kaisers auf Reisen, kontrollierten militärische Einrichtungen, Handelswege und Produktionsstätten und trugen auf diese Weise zur Entwicklung der Wirtschaft bei. Weitere Kapitel beschäftigen sich mit der Streckenmessung im antiken Aquädukt- und Straßenbau oder mit Fragen zum Verkehr und der Umwelt, die schon im Mittelalter und der frühen Neuzeit zu Interessenkonflikten führten. Ein systematisierender Überblick beschäftigt sich mit den Bezügen von Verkehrsnetzen, Linienführungen und Wegetrassen in vorindustrieller Zeit und auch die Bedeutung von Schifffahrtsstraßen für die wirtschaftliche Entwicklung und der Region, wie der Dortmund-Ems-Kanal von 1899, werden ausführlich dargestellt.
Den Schluss der Beiträge bilden Themen zum Erlebnisraum Straße, zum Denkmalschutz, der Kunst und Kultur im öffentlichen Raum, der Street Art, bis hin zu den Menschen, die als Wohnsitzlose auf den Straßen leben.

„Die Zeiten, in denen Boulevards, Autobahnen, Überland- und Panoramastraßen Prestigeobjekte waren, die widerspruchslos hingenommen wurden, sind vorbei“ heißt es in der Einleitung der Herausgeber Thomas Fischer und Heinz Günter Horn. Aber die große Bedeutung von Straßen und Wegen für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Europas wird in diesem gut zu lesenden Band offensichtlich.

2. Mai 2014
Gabriele Klempert
Straßen von der Frühgeschichte bis in die Moderne. Verkehrswege – Kulturträger – Lebensraum. Hrsg.: Fischer, Thomas; Horn, Heinz Günter. 2014. 344 S. 72 sw. Abb., 3 Tabelle(n). 24 x 17 cm. Pb. EUR 39,90. CHF 53,90
ISBN 978-3-89500-930-3   [L, Reichert]
 
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