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Tattoos in der Kunst – Kunst, die unter die Haut geht.

Die Vergänglichkeit ist schon eingebaut, wenn man sich die junge Haut mit Tattoos verschönert.
Am 24. April 2017 begann eine Tattoo-Messe in Frankfurt. Dort trafen sich wilde Kerle und mutige Frauen, die sich gern schmerzhaft ihren Körper „verschönern“ lassen. Seit den 1970er Jahren spielt das Stechen von Tattoos als künstlerisches Verfahren für eine breite Vielzahl junger Leute eine immer größere Rolle. In den Jahren zuvor wurden Tattoos meist nur zwielichtigen Gesellen zugeordnet. Und wie sieht diese Kunst aus, wenn das Tattoo 80 Jahre Lebenszeit auf dem Buckel trägt? Ist das „Kunst“ oder Performance?

Eine Würdigung zeitgenössischer Kunst erfährt, neben anderen Werken um das Thema „Schmetterlinge“, das prominente Kunstwerk von Damien Hirsts „butterfly, divided“ – ein auf einer Vulva platziertes Schmetterlingstattoo. Zu prüfen wäre jedoch, ob die Würdigung dieses Kunstwerks dem Tattoo gilt oder vielmehr dem gewagten Foto und dem gewagten Platz des tätowierten Schmetterlings.
Ausgehend von diesem zentralen Beispiel untersucht Ole Wittmann in seiner Dissertation den Stellenwert von Tätowierungen als eigenständige Kunstwerke. Darüber hinaus erläutert Wittmann die Zusammenhänge zwischen Tattoos und der menschlichen Haut als Trägermaterial und arbeitet so die spezifische Materialität des tätowierten Bildes heraus. Welche Haut ist geeignet, welche Bedeutung hat die Stimmung des Kunden, damit die Farbpartikel auch in der Haut bleiben und ein auf Lebenszeit gut sichtbares Bild dabei herauskommt.
Dabei geht Wittmann auch den Besonderheiten des Schmetterlingsmotivs nach, das sich schon seit dem 19. Jahrhundert groĂźer Beliebtheit erfreut und in engem Zusammenhang zu dem Ort seiner Anbringung stehen kann.
Die materiellen Eigenheiten von Tattoos – ihre Bindung an den Körper – führen außerdem zu der Frage, wie sie als Kunstwerke präsentiert und vom Betrachter rezipiert werden können.
Ein weites Feld von Fragen…
Doch die höchst umfangreiche Literaturliste lässt erkennen, dass dieses Thema offenbar von großer Relevanz ist und jeder Tattoo-Fan sich wissenschaftlich oder privat über dieses kunstwissenschaftliche Werk hinaus kundig machen kann.

eine weitere Publikation ist im Wilhelm Fink Verlag von Breidbach, Angela erschienen:Unter die Haut. Tätowierungen als Logo- und Piktogramme. 282 S., 52 s/w Abb. 22 x 13 cm. Gb. EUR 39,90 CHF 48,70 ISBN 978-3-7705-5920-6

07.05.2017
Gabriele Klempert
Materialität - Motive - Rezeption. Tattoos in der Kunst. Kunst, die unter die Haut geht. Mit Werken von Damien Hirst, Valie Export, Timm Ulrichs, Chistian Schad u.v.m. Wittmann, Ole. 2017. 280 S. 148 z. T. fb. Abb. 24 x 17 cm. Gb. EUR 49,00. CHF 59,80
ISBN 978-3-496-01569-7   [Dietrich Reimer Verlag]
 
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