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Jean-Michel Basquiat

Jean-Michel Basquiat (1960-1988) war ein wilder junger Künstler, der sich bis zu seinem frühen Tod mit 28 Jahren mit gesellschaftspolitischen Fragen von der Geschichte der Unterdrückung der Schwarzen bis zum Anarchokapitalismus in Bereichen der Musik, Anatomie, Comics, Wirtschaft und afroamerikanischer Kulturgeschichte auseinandersetzte. Seine Kunst ist eigentlich nur von höchst belesenen und fachkundigen Betrachtern zu verstehen, dem Laien offenbart sich jedoch eine rätselhafte Kraft, die mit viel Symbolik ein zerrissenes und chaotisches Leben darstellt. Seine Werke erinnern ein wenig an die Kunst der Künstlergruppe COBRA, die gleich nach dem Zweiten Weltkrieg auf recht ähnliche Weise die Kunstkritik in Aufregung versetzte.
Aber Basquiat geht noch weiter, er liebte Buchstaben, Wörter, Sätze, Ziffern und Listen, zerschnibbelte alle möglichen Texte und setzte die Bruchstücke zu neuen Wortgebilden zusammen, die er nachts unerkannt an Häuser und Mauern sprühte. Ganz New York war voll davon. Basquiat entzückte mit seinen umtriebigen Werken zahlreiche andere Künstler, die sich bald um ihn scharten, nachdem seine Identität geklärt war. Basquiat machte Karriere als Zeichner, Maler, Performer, Schauspieler, Dichter, Musiker und DJ in einer Person. Obwohl er keine Schule erfolgreich abschloss war er höchst belesen und kannte die Werke im Museum of Modern Art in- und auswendig.
„Boom for real“ war einer seiner Markensprüche, die mit „lasse die Wirklichkeit explodieren“ oder „Aufbrechen der Zäsur“ nur miserabel übersetzt sind.
1982 war Basquiat der jüngste Teilnehmer der documenta und im selben Jahr begann seine enge Freundschaft mit Andy Warhol. Die beiden schufen zusammen an die 150 Gemeinschaftswerke. Als Warhol 1987 starb, brach für Jean-Michel eine Welt zusammen. Aber schon zuvor wurden seine Selbstporträts düster und traurig. Bald nach Warhols Tod sollte auch sein Leben vorbei sein, Jean-Michel Basquiat starb an einer Überdosis Drogen.
Das Buch zur Ausstellung, die noch bis zum 27. Mai in der Frankfurter Schirn zu sehen ist, beinhaltet zunächst einführende Essays, die Basquiats Kunstwerke in einen breiteren kunsthistorischen Kontext stellen. Sechs weitere Kapitel bieten neue Forschungsergebnisse mit Essays des Dichters Christian Campbell über SAMO©, dem Pseudonym Basquiats, einem Essay des Kurators Carlo McCormick über New York/New Wave und weiteren Beiträgen des Schriftstellers Glenn O`Briens über die Downtown-Szene, der Wissenschaftlerin Jordana Moore Saggese über Basquiats Beziehung zu Film und Fernsehen und des Musikwissenschaftlers Francesco Martinelli über Basquiats Besessenheit vom Jazz. Außerdem gibt es einige ausführlichere Texte zu ausgesuchten Werken, seltenes Archivmaterial und zahlreiche Fotos, die veranschaulichen, dass Basquiats Vermächtnis heute einflussreicher und relevanter ist als je zuvor.

23.03.2018
Gabriele Klempert
Basquiat. Boom for Real (Dtsch.). Hrsg.: Buchhart, Dieter; Nairne, Eleanor; Johnson, Lotte. 296 S. 259 fb. Abb. 28 x 24 cm. Gb. Prestel Verlag, München 2018. EUR 49,95. CHF 69,00
ISBN 978-3-7913-5637-2
 
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