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Indisches Buch – Rolf Gentz

„Indisches Buch“? Man denkt an das Taj Mahal, die Tempel von Khajuraho, das Gangesufer in Varanasi, an endlose Sandwüsten, schneebedeckte Berge, feucht-schwüle Wälder, an Rama und Sita, Mahatma Gandhi, an Rabindranath Tagore. Indien ist noch sehr viel mehr, lässt sich in seiner religiösen, ethnischen, historischen und kulturellen Vielfalt kaum erfassen, hinzu kommen noch die rapide zunehmenden wirtschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungen der Neuzeit. Doch von all dem findet man im vorliegenden Kunstband nichts.
Der baden-württembergische Maler Rolf Gentz (Jg. 1939), der als junger Mann in Goa gewesen war, verbrachte in den Jahren 2008 bis 2017 erneut jeweils mehrere Monate dort, lebte und arbeitete in einem „schmucken Gebäude“ im Dschungel. Seine Eindrücke und Empfindungen brachte er in abstrakten Bildern zum Ausdruck: in Mischtechnik auf Papier in vielfach kleinen Formaten von 11 x 15 cm bis 60 x 90 cm. Er malte weder Landschaften, noch Menschen, noch die Natur, „sucht nicht, wie weiland Gauguin die Exotik als scheinbar unberührte Gegenwelt zur modernen Existenz in Europa, er weiß um die Globalisierung und ihre planetarische Omnipräsenz.“ Aber offen für das Fremde, den Reiz der Umgebung lässt er sich treiben, anrühren, mal in vorwiegend warmen Farben, in hellen und dunklen Rot-, Grün- und Gelbtönen, leuchtenden Blaus, kühlen Graus oder tiefem Schwarz, die er fließend oder geometrisch streng gegliedert setzt und die harmonisch zusammenklingen, die Phantasie des Betrachters anregen und ihn zum Träumen bringen können, ihn allerdings nicht unbedingt an Indien denken lassen. Vielen Bildern gibt Gentz keinen Titel, aber allen den Vermerk „ind“ und eine Nummer.

130 dieser Bilder sind im vorliegenden Band meist kleinformatig, aber gut wiedergegeben, allerdings in einer nicht erkennbaren Ordnung, weder nach Nummern, noch nach Farben, Formen oder Titeln (falls vorhanden). Außerdem vermisst man in diesem rein äußerlich solide gemachten, auf schwerem, nicht glänzenden Papier gedruckten Kunstbuch sachliche Informationen über den Künstler. Seine Vita ist äußerst knapp und der einleitende Text von Michael Hübl, über den überhaupt keine Angaben enthalten sind, ergeht sich vor allem in Bildbeschreibungen und Deutungen und spürt der Gefühlslage des Malers nach.
Ein Buch – wie ein Wandkalender – zum Anschauen.

21.06.2021
Christa Chatrath
Rolf Gentz – Indisches Buch. Gentz, Rolf. Beitr.: Hübl, Michael. Deutsch. 128 S. Abb. 27 x 21 cm. Modo Verlag, Freiburg 2021. EUR 28,00.
ISBN 978-3-86833-298-8   [modo]
 
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