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Quedlinburg

Wer über die Fachwerkstadt Quedlinburg am Nordrand des Harzes im Land Sachsen-Anhalt schreiben möchte, kann viele Unterthemen beschreiben: die Liudolfinger mit Heinrich I., erster sächsischer König des ostfränkisch-deutschen Reiches und seinem Sohn Kaiser Otto I. mit ihrem Familiensitz in Quedlinburg, über die Bauten der ottonischen Zeit in Quedlinburg, über das nach Heinrichs Tod in Quedlinburg gegründete, bis 1803 bestehende kaiserlich-freiweltliche Reichsstift mit seiner politischen und kulturellen Bedeutung, über die politische, wirtschaftliche und bauliche Entwicklung der Stadt Quedlinburg von einer der Metropolen im 10. und 11. Jahrhundert, neben Köln, Mainz und Magdeburg, zur späteren kleinen preußischen Landstadt und zum Zentrum der deutschen Samenzucht im 19. Jahrhundert, über bedeutende Bürgerinnen und Bürger Quedlinburgs wie Dorothea Erxleben (erste promovierte Ärztin in Deutschland), Friedrich Gottlieb Klopstock (einer der bedeutendsten Dichter Deutschlands in vorklassischer Zeit) oder Johann Christoph GutsMuths (Pädagoge und "Großvater der Leibesübungen"), und dann über die konstruktive und die gestalterische Entwicklung der Fachwerkbauweise mit ihren speziellen Ausprägungen in Quedlinburg.
Das alles kann einen dicken Band füllen. Aber handlich komprimiert (und preiswert) würde dieser Text mit seiner Überfülle von Fakten zwangsläufig schwer lesbar. Der erfahrenen Kunstjournalistin Angelika Pfotenhauer ist es jedoch gelungen, diese vielen Informationen in einer gut lesbaren Buchveröffentlichung unterzubringen. Hier sind alle oben genannten Inhalte zu Quedlinburg in Kürze, aber alles Wissenswerte enthaltend, dargestellt. Hervorzuheben sind die stets nur wenige Textseiten umfassenden und prägnant markierten Kapitel sowie die über 250 vorzüglichen kleinen und größeren farbigen Abbildungen, immer im passenden Textbezug. Stimmungsvoll sind die Bildmotiv-Zusammenstellungen in den Vorsatzblättern, deren Bildermosaike sogar zu einem eigens angebotenen originellen Geschenkpapier des Herausgebers geführt haben. Zwei kleine Ungenauigkeiten im Text werden sicherlich in einer Neuauflage abgestellt, die Bildunterschrift auf Seite 47 (nicht der Harz im Hintergrund) und die Sanierungsbewertung eines Fachwerkhauses auf Seite 91. Dass die zwei speziellen Kapitel über die Fachwerkbauweise (Seiten 86 - 95) etwas spröde lesbar geworden sind, ist der Fülle an hier zu vermittelnden Informationen geschuldet.
Dieses Buch erscheint als gelungener Versuch, seine Leser für diese schöne Stadt zu interessieren, sie sachkundig zu informieren und damit für einen Besuch in Quedlinburg zu werben.
Mit diesem Band über Quedlinburg hat Angela Pfotenhauer ihre in der MONUMENTE-Edition der Deutschen Stiftung DenkmaIschutz erschienene Reihe logisch fortgesetzt: Backsteingotik (1999, 2. Auflage 2000), Barock in Sachsen (2000), Romanik in Sachsen-Anhalt (2001). Ich nehme an, dass der Herausgeber Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit Gewinnverzicht und Druckkostenzuschuss für den käuferfreundlichen Verkaufspreis dieser hervorragend edierten Ausgaben sorgt, um sein eigenes Anliegen zu befördern: Mit der Darstellung der Schönheiten und Besonderheiten unserer reichen Kulturlandschaft werden nebenbei auch die Gefährdungen und die Probleme bei der Erhaltung dieses Kulturerbes vermittelt.

Während das vorgenannte Buch seine Käufer und Leser für die Stadt Quedlinburg interessieren und über diese Stadt informieren möchte, ist die Neuerscheinung der Autoren Eisold und Kühn sehr gut als Erinnerungsgeschenk an einen Aufenthalt in Quedlinburg geeignet. Dieser großformatige Bildband besticht mit seinen seitengroßen oder auf Doppelseiten wiedergegebenen 48 Farbaufnahmen des renommierten Fotografen Peter Kühn. Seine stimmungsvollen Architekturfotos zeigen Motive aus Quedlinburg, die jeder Besucher dort gesehen hat, aber als Foto in dieser Qualität und mit diesen Bildstimmungen niemals selbst festhalten kann. (Eine ungenaue Bildunterschrift: Abbildung Seite 67 zeigt den Schuhhof). Norbert Eisold hat dazu auf 16 Seiten einen sehr persönlichen feuilletonistischen Einführungstext verfasst, aus dem man die nähere Beziehung zur Heimat spürt und der gut auf die Fotos einstimmt. Dieser Text und die Fotos des repräsentativen Buches können eine sehr schöne Erinnerung an einen Aufenthalt in Quedlinburg oder ein nobles Geschenk sein.

Norbert Eisold (Text), Peter Kühn (Fotos) Quedlinburg. 80 S., 52 überw. fb. Abb., 33 cm, Gb., Hinstorff, Rostock 2001. EUR 16,50 ISBN 3-356-00926-5

Hans-Hartmut Schauer
Pfotenhauer, Angela: Quedlinburg Welterbe. 2. Auflage. 144 S., 200 fb. Abb. 30 cm. Gb., Monumente Verlag, Bonn 2007. EUR 19,80
ISBN 3-936942-46-3   [Monumente Verlag]
 
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