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Streifzüge durch Rom. Versteckte Kirchen und Legenden - Erlebnisse und Entdeckungen

Die wichtigsten Ereignisse eines Rombesuches scheinen - jedenfalls für manche Reisegruppen - in der Besichtigung des Papstes und der Möglichkeit zu bestehen, die Hand in die Bocca della Veritá zu legen. Damit sind immerhin schon zwei der wichtigsten Aspekte angesprochen: die historische Erscheinung der Ewigen Stadt und ihr christlich-kirchlicher Charakter. Das hier angezeigte Büchlein kann auf beide in besonders reizvoller Weise eingehen, da es von einer kunsthistorisch interessierten und gebildeten Person, und zwar einer Frau, geschrieben ist, die zum anderen - als Gattin eines lutherischen Landesbischofs - dem zweitgenannten Problemkreis in eigener Weise nahesteht.
Das bunte Kapitel "Einstimmung" verrät dem Leser, was ihn erwartet. Er wird eingespannt in die vielseitige Neugier der Autorin, die sich für die edlen Überreste des Palatins ebenso interessiert, wie für alte Reiseführermärchen, aber auch nicht vergißt, mit dem Bericht über einen selbsterlebten Taschendiebstahl an die rauhe Wirklichkeit unserer Tage zu erinnern. Im übrigen spielen auch sonst die Jahrhunderte munter durcheinander: Rom ist halt ewig.
Das Buch enthält aber vor allem viele sehr ernsthafte Seiten, die von solider Vor- und Nachbereitung der verschiedenen Romreisen der Verfasserin zeugen. "Verdeckte Spuren", ein anderes Kapitel, freizulegen wird dann zu einer Art Hobby, - in S. Clemente, S. Martino ai Monti, den Quattro Coronati und anderswo - bei mancherlei Anleihen an archäologische Fachsimpelei. "Offene Türen" vermag weibliche Geschicklichkeit auch da zu finden, wo Männer resignieren. So ist die liebenswürdige feminine Komponente eine Besonderheit dieses Romberichts, in dessen offener Herzlichkeit viel vom Fludium der Stadt eingefangen wird. Reizvoll dabei zu lesen, wie das nordisch-protestantische Gemüt mit den sehr katholisch gefärbten Wunder- und Mariengeschichten fertig zu werden versucht. Man kann vermuten, es sei der genius loci Roms imstande, auch all dies plausibel erscheinen zu lassen.
Was die Kunstgeschichte im besonderen angeht, so beruft sich die Verf. klugerweise auf eine Autorität wie Richard Krautheimer. Auf gelegentliche Ungenauigkeiten mit mahnendem Finger zu weisen, erschiene beckmessserhaft gegenüber ihrem fraulich-liebenswürdigen Talent, ihre recht persönlichen Rom-Erinnerungen weiterzugeben. Es bleibt insgesamt der Eindruck eines sympathischen und gelungenen Versuchs, das kontrastreiche Phänomen Rom zu erfassen und zu vermitteln: vom gigantischen Petersdom bis zum winzigen S. Benedetto in Piscinula mit seinem reizenden romanischen Campanile. Nun hätte sich allerdings der in sachlichen Fragen neugierige Leser manche weitere Information wünschen mögen, mit Abbildungen, Plänen, Register oder einigen Literaturhinweisen. Sonst bliebe bei der verwirrenden Fülle dessen, was auf den Romreisenden einstürmt, immerhin die Möglichkeit eines Besuches im Oratorium der hl. Rita von Cascia als "Hilfe in verzweifelten Fällen", zu der wir in studentischen Examensnöten gern flüchteten. Es liegt nahe der Fontana di Trevi, wird aber im Buche leider nicht erwähnt.
Victor H. Elbern
Lohse, Roswitha: Rom gegen den Strom. Versteckte Kirchen und vergessene Legenden - Erlebnisse und Entdeckungen. 2001. ca. 200 S. - 20,5 x 12,5 cm. Br DEM 24,80 [1] /ATS 181,- /CHF 24,10
ISBN 3-7859-0816-4
 
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