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Ralf Cohen – Phänomene. Transformelle Fotografie. 2008. Hg.: Städt. Galerie Fruchthalle Rastatt. Text: Peter Hank, Pit Klein, Clemens Ottnad. 72 S. 43 fb. und 49 s/w Abb. 20 x 25 cm, Br. EUR 18,00 ISBN: 978-3-86833-009-0 modo
Dass sich Ralf Cohen selbst als bildender Fotokünstler versteht, kommt nicht von ungefähr. Der 1949 geborene Cohen formt seine Fotos, genauer wohl seine Bilder, nach den inneren Vorstellungen, die die Wirklichkeit in ihm erzeugt. Ein Werk ist dann für ihn gelungen, wenn Foto und inneres Abbild möglichst genau miteinander übereinstimmen, mitunter auch durch fotochemische Überarbeitungen der analog entstandenen Aufnahmen. Titel wie „Seereflexe-Sehreflexe“, die einen Bezug zwischen dem Gesehen und dem Sehen sowie der Reflexion darüber herstellen, deuten diesen komplexen Bildfindungsprozess an. Ralf Cohen arbeitet sich an der Wirklichkeit ab, vereinzelt Phänomene, um sie besser zu verstehen und beleuchtet sie in Serien von verschiedenen Perspektiven. Da kann es durchaus passieren, dass einer einfachen Kartoffel soviel Bedeutung wie einem Sternenmeer ein-geräumt wird oder dass er Flüssen Fotos anheim gibt, damit diese auf den Aufnahmen Spuren des Fließens hinterlassen.
Erscheinungen, die Ralf Cohen interessieren, folgen bestimmten Gesetzen. Sei es der Schwarm der Kaulquappen, die brechende Welle oder eine Vernissagengesellschaft, immer organisieren sich die Gruppen oder Wassermoleküle nach bestimmten Grundsätzen. Einen Moment glaubt man, darin reines Chaos zu erblicken, dann ahnt man dahinter eine Ordnung. Diese Gesetze bildet Ralf Cohen in seinen Fotos ab und bringt sie zur Anschauung.
Elisabeth Endres. Block 1. Hrsg. Kunstverein Schallstadt. Texte: Barbara Heinrich, Christian Schaeffer. 96 S., 21,8 x 17 cm, 85 fb. Abb., Br. EUR 18,00 ISBN: 978-3-86833-010-6 modo
Nicht nur Bücher haben ihr Schicksal. Werke der bildenden Kunst umso mehr, wenn sie ihr eigenes Schicksal mit dem von Büchern verbinden. Elisabeth Endres’ Serie „Block I“, die im Kunstverein Schallstadt zu sehen sein wird, ist so ein Beispiel. Durch Zufall entdeckte die bei Freiburg lebende Künstlerin in einem Antiquariat alte Auktionskataloge aus den späten 1920er Jahren. In diesen waren wertvolle Kunstgegenstände abgebildet, die 1917 nach der Oktoberrevolution erst enteignet, dann verstaatlicht und schließlich, der Divisen wegen, im Ausland versteigert werden sollten. Ganze Geschichten ließen sich anhand dieser Seiten erzählen. Elisabeth Endres, die 1947 in Karlsruhe geboren wurde, versiegelt diese Blätter mit Wachs, fügt ihnen, meist in Rot und Schwarz, die eigenen Erinnerungsbilder hinzu.
Kindheitsgeschichten, Märchenfiguren und Traumbilder schreibt sie so diesen Blättern ein. Manche Stellen legt sie frei, so dass die Gemälde, Grafiken, das Porzellan und das Silber wieder zum Vorschein kommen. Dieser komplexe Bildwerdungsprozess ist für Elisabeth Endres eine Art archäologische Arbeit. In ihren poetischen und surrealen Bildrätseln macht die Künstlerin die Wege der Erinnerung sichtbar.
Rolf Bergmeier – Öl auf Holz. 2008. Hrsg. Galerie Peter Borchardt. Text Sven Nommensen. 2008. Dtsch / Engl. 72. S., 50 fb. Abb., 21 x 28 cm,. Gb. EUR 24,00. 978-3-86833-001-4 ISBN: 978-3-86833-001-4 modo
Die Titel von Rolf Bergmeiers Arbeiten führen erst einmal in die Irre. „Öl auf Holz“ hat der 1957 in Cuxhaven geborene Bildhauer nicht nur seine Werke, sondern auch eine Ausstellung in der Nationalgalerie Mazedonien in Skopje benannt. Und wer dächte dabei nicht an eine, zugegeben sehr traditionelle Form der Malerei? Doch „Holz“ meint bei Bergmeier kein lein- wandähnlichen Bildgrund, sondern Äste, die er in einem aufwändigen Arbeitsprozess zu dunkel eingefärbten Objekten formt. Bis „Öl auf Holz“ sich rhizomartig in den Raum ausbreitet, muss Rolf Bergmeier die Äste ausgewählt, zurechtgesägt und geleimt haben. Am Ende bemalt er sie.
Es sind geometrische Formen, die er aus den Hölzern macht und die trotz der gewollten Struktur ein wenig wie gewachsen aussehen. „Wenn Hölzer einen anderen Weg gehen“, so beschreibt Rolf Bergmeier nicht allein seine Vorgehensweise, sondern deutet damit auch an, dass er die den Ästen innewohnende Struktur entdeckt und ans Licht bringt. Dabei entwirft Bergmeier nicht allein abstrakte Formen, sondern schafft mit der Durchlässigkeit seiner Werke Räume. Räume, die durch ihre strenge Form gleichermaßen im Innenraum als auch durch ihr natürliches Material nicht minder im Außenraum wirken.
ruins in reverse - Walter Derungs. Hrsg. v. Markgräfler Museum Müllheim /Arbeitskreis Kunst Müllheim. 2008. 64 S., 34 sw. u. 46 fb. Abb. 18,5 x 25 cm. Gb EUR 16,00 ISBN: 3-86833-007-0 modo
Am Rand ist es überall gleich“, sagt Walter Derungs. Meist zu Fuß macht sich der 1970 in Chur geborene Derungs auf, die Ränder unserer Städte mit der Kamera zu erkunden: auf Coney Island, in Perth, Lissabon oder Müllheim. Immer findet er dort Architektur vor, die sich gegen die Vergänglichkeit stemmt und ihr doch anheim fällt. Rummelplatzattraktionen in der Nebensaison auf Coney Islands, Hochhäuser in Perth, Gräber in Lissabon sowie Unterführungen mit Graffitis, das Nebeneinander von Alt und Neu, die Trostlosigkeit städtischer Brache in Müllheim. Für seine Müllheim-Serie, die er eigens zum Stadtjubiläum und seiner Ausstellung „raumgreifend“ im Markgräfler Museum Müllheim geschaffen hat, ist Walter Derungs zur Farbfotografie zurückgekehrt. Seit zwei Jahren fotografiert Derungs, der an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel und an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee studiert hat, in Schwarzweiß. Nichts lenkt von der fast grafischen Struktur stählerner Hallenkonstruktionen ab oder der Lakonie verlassener Strände. Neuerdings bearbeitet der Basler Künstler Negative, manipuliert sie mit Klebestreifen und durch das Verwischen von Entwickler- und Fixierflüssigkeiten. Unikate entstehen als sei das Fotopapier eine Leinwand. „Ruins in reverse“ nennt Walter Derungs diese sehr malerischen Interpretationen von Fotografie. In dem schön gestalteten Künstlerbuch kann man mit den Augen durch diese Ruinenlandschaften wandern.
Drunken Sailor. Diana Dodson, Reto Leibundgut. Hrsg. Kunstverein Freiburg. Text Felicity Lunn. 2008. Dtsch/engl. 80 S., 53 fb. Abb., 22,5 x 17 cm, Br. EUR 16,00 ISBN: 978-3-86833-008-3 modo
Wer im April und Mai 2008 den Kunstverein Freiburg nichts ahnend betrat, wird nicht schlecht gestaunt haben. Brach sich doch an der Stirnseite der Galerie nicht nur eine überdimensionale Welle, sondern auch eine Ausstellung Bahn, die dem Betrachter auf große Fahrt übers Meer nahm. Denn jede der Arbeiten von Diana Dodson und Reto Leibundgut gemeinsamer Schau „Drunken Sailor“ fügte der Metapher Wasser eine weitere Nuance zu. „Drunken Sailor“ war so Bühnenbild, Bilderrätsel und Wunderkammer zugleich. Die beiden Schweizer Künstler, die bereits bei anderen Projekten zusammengearbeitet haben, erforschen unsere ambivalente Gefühlslage zum Meer zwischen Aufbruch und Sehnsucht, Gefahr, unbegrenzter Freiheit und Kolonialismus. Dass sie sich dabei äußerst dekorativer Techniken wie der Intarsienarbeit, dem Mosaik oder der Kachelmalerei bedienen, zeigt, wie anheimelnd der Mensch gerne Elementargewalten darstellt. Diana Dodson und Reto Leibundgut ironisieren damit den menschlichen Entdeckergeist. Der reich bebilderte Katalog bietet nicht allein einen Einblick in den Kosmos von „Drunken Sailor“, er knüpft auch bei früheren Arbeiten von Diana Dodson und Reto Leibundgut an. Ein kenntnisreicher Essay von Kunstvereinsleiterin Felicity Lunn vertieft darüber hinaus diese Werkzusammenhänge.
Bettina van Haaren – Partikel und Membranen. Malerei und Zeichnung. Hrsg. Ludwigmuseum Koblenz. 2008. 64 S., Abb. 29,5 x 23,5 cm, Gb. EUR 24,00 ISBN: 978-3-86833-003-8 modo
Sie sei, so sagt Bettina van Haaren, an der Stofflichkeit der Dinge interessiert. Und wirklich, wer einen Blick in das Atelier der 1961 in Krefeld geborenen Künstlerin werfen darf, findet Birkenstämme, einen Tischfußball und Modelle von Pferdeköpfen vor. All das, was auch Einzug in van Haarens Bilder und Zeichnungen hält. Und auch wieder nicht, denn ihre Werke wirken wie Träume, die abgebildet sind, damit sie sich nicht in Luft auflösen. Einen Überblick über neuere Arbeiten bietet nun dieser Katalog, der Ausstellungen in Koblenz, Eislingen, Beckum und Erfurt dokumentiert. Auf eine fast drastische Weise sind Bettina van Haarens Arbeiten und Motive durchlässig, die Körper für Gegenstände wie kleine Fußballspielerfiguren, Pistolen und Pferdeköpfe. Sie sind Partikel und Membran zugleich. Der weibliche Körper selbst ist transparent, ein Fuß kann minutiös und wirklichkeitsgetreu wiedergegeben sein, während der Oberkörper nur durch eine Kontur angedeutet ist, ein Oberschenkel kann mit jedem Härchen abgebildet sein, während das Gesicht sich wie aus Muskelsträngen zusammensetzt. Malerei und Zeichnung ergänzen sich auf das Sinnfälligste. Es sind Gegensätze, die sich hier verbinden, ganz ähnlich wie in den Collagen der Surrealisten, etwa bei Hannah Höch oder Laszlo Moholy-Nagy. Bettina van Haarens Werke vermitteln eine Ahnung, wie sich Körper anfühlen kann.
Knubben x 2. 2008. Hg. Bernhard Rüth. Texte von Eugen Gomringer und Herbert Köhler. Texte in Deutsch. 80 Seiten, 37 fb. und 1 s/w-Abbildung, 21,5 x 30 cm, Gb. 24,00 ISBN: 978-3-86833-040-3 modo
„In jeder seele weilen / bilder von dingen / die ruhen und bleiben / rund und schön / und bilder von dingen / die ragen und wachsen / geformt und geführt / nach deiner natur“, dichtete Eugen Gomringer über die Arbeiten von Jürgen Knubben. Und wirklich kann man angesichts der Stahlplastiken des 1955 geborenen Knubben auf Grundsätzliches zu sprechen kommen. Zum Beispiel auf die Sehnsucht des Menschen nach Geborgenheit und sein Streben ins Unbedingte. Es sind geometrische und menschliche Grundformen, die Knubben aus dem Stahl bildet und dem natürlichen Oxidationsprozess überlässt: Kreise, Quadrate, Rechtecke, Häuser, Türme, Schiffe, Räder und Leitern. Sein Werk ist daher gleichermaßen durch ein Moment der Ruhe als auch der Dynamik bestimmt. An der Form war Jürgen Knubben, der seit fünfzehn Jahren das Forum Kunst Rottweil leitet, nie ausschließlichinteressiert. Der studierte Theologe sucht mit seinen Plastiken und Installationen immer auch eine Verortung des Menschen im Dasein und zugleich eine Verbindung von Spiritualität, Philosophie, Mathematik und Ästhetik. So hat er für die Klosterkirche Bernstein eine Anordnung von schrägen Pyramiden geschaffen, die sich auf Leonardo da Vincis Abendmahl beziehen, für die Skulpturausstellung im Kultur- und Museumszentrum Schloss Glatt jedoch ein Formenvokabular geprägt, das Schiffe, Türme und Quader aufgreift. Jürgen Knubben schafft mit seinen rostenden Plastiken nicht nur kulturelle Grundformen, er zeigt auch, so Eugen Gomringer in seiner Hommage an den Künstler „die bilder der zukunft“.
Der große Wurf. Faltungen in der Gegenwartskunst. Vorw. v. Hentschel, Martin. Beitr. v. Martin, Sylvia /Buchner, Johannes /Janzen, Thomas /Graevenitz, Antje von /Vyzoviti, Sophia. Hrsg. v.Kunstmuseen Krefeld. 2008. 200 S., 82 sw u. 77 fb. Abb.28 x 21 cm. Gb EUR 28,00 ISBN: 3-86833-000-3 modo
Ich bewege mich vorwärts und zurück. Und mag es, in Bewegung zu sein (sogar dann, wenn mein Körper ruhig ist)", sagt Doug Aitken. Wie der 1968 geborene amerikanische Künstler seinen Körper im Verhältnis zu seiner Umwelt sieht, gleicht einer Faltung im Raum. Falten entstehen durch Prozesse wie Knicken, Knittern, Drehen, Spiegeln oder Pressen und überführen eine plane Fläche in eine dreidimensionale Form. Wer an die Gewandfalten von Muttergottesdarstellungen, Rocaillen oder barocke Vorhänge denkt, liegt nicht falsch, doch können auch das Allover des Informel, Mehrfachprojektionen in Videos oder Collagen eine Falte sein.
Der Katalog zur Ausstellung "Der große Wurf. Faltungen in der Gegenwartskunst" bietet einen anregenden kunsthistorischen Überblick über das Thema, er schaut zugleich auch auf die Disziplinen Biochemie und Architektur. Opulent und zugleich luzide schreibt er eine Emanzipationsgeschichte der Falte, die sich nicht mehr auf die Nachahmung von Natur beschränken will, sondern autonom und nicht zuletzt schön ist. Für Rachel Whiteread ist der Pappkarton sogar die Ikone des 20. Jahrhunderts. Und wenn Olaf Holzapfel in der Tokioter U-Bahn die Sicherheitsmarkierungen für Sehbehinderte fotografiert, Micha_ Budny aus Kartonagen imaginäre Schlafstätten für Obdachlose schafft, wird sichtbar, dass Falten Zwischenräume bergen, die es zu entdecken lohnt.
An der Ausstellung beteiligte KünstlerInnen:
Doug Aitken, Michal Budny, Olaf Holzapfel, Pierre Huyghe, Gareth James, Anri Sala, Bojan Sarcevic, Monika Sosnowska, Wolfgang Tillmans, Janaina Tschäpe, Albert Weis, Rachel Whiteread, Haegue Yang.
Cécile Hummel. Bildreisen. Zeichnung, Fotografie, Video. Hrsg. Viola Weigel. Texte: Axel Gampp, Dora Imhof, André Rogger, Viola Weigel, Beat Wismer. 108 s., 50 fb. Abb., 26 sw. Abb., 28,5 x 22,5 cm, Br., EUR 25,00 ISBN: 978-3-86833-002-1 modo
Die Basler Künstlerin Cécile Hummel ist eine Jägerin des Flüchtigen. Ihre Beute erlegt sie meist unterwegs, vor allem in Italien, dem klassischen Sehnsuchtsland aller Reisenden. Tatsächlich bildet die 1962 geborene Künstlerin bereits reproduzierte Vorstellungen in ihren Gouachen, Fotos und Videos ab. Bilder, wie man sie von Postkarten oder Prospekten kennt. Oder noch früher aus den Skizzenbüchern von Adeligen auf Grand Tour oder von den Bildungsreisenden aus dem 19. Jahrhundert. Darunter sind Gouachen von Meerestieren, die Cécile Hummel naturkundlichen Stichen entlehnt hat, Alltagsbeobachtungen mit der Kamera, Eindrücke aus Museen oder von der Architektur der von ihr besuchten Orte. Es ist eher das Randständige, das Hummel interessiert und das sie, ähnlich wie die beiden großen Schweizer Zeichnerinnen Silvia Bächli und Miriam Cahn, in präzisen Beobachtungen festhält.
Mit dem zu ihrer ersten umfassenden Ausstellung in der Kunsthalle Wilhelmshaven erschienenen Künstlerbuch lehnt sich Cécile Hummel an die ikonografische Tradition von Reisetagebüchern an und lässt vor dem Auge des Betrachters einen ineinander geschobenen Bilderbogen entstehen, in dem sich Motive, Orte und Zeiten miteinander zu einem Film verbinden.
Aktuelle Ausstellung Kunsthalle Wilhelmshaven 20.4. – 22.6.2008
Der große Wurf. Faltungen in der Gegenwartskunst. 2008. Sylvia Martin für Kunstmuseen Krefeld. Beitr.: Johannes Buchner. Antje von Graevenitz, Thomas Janzen, Sylvia Martin und Sophia Vyzoviti. Dtsch/Engl. 200 S., 82 fb. u. 77 sw Abb., 28 x 21 cm, Gb. EUR 28,00 ISBN: 978-3-86833-000-7 modo
„Ich bewege mich vorwärts und zurück. Und mag es, in Bewegung zu sein (sogar dann, wenn mein Körper ruhig ist)“, sagt Doug Aitken. Wie der 1968 geborene amerikanische Künstler seinen Körper im Verhältnis zu seiner Umwelt sieht, gleicht einer Faltung im Raum. Falten entstehen durch Prozesse wie Knicken, Knittern, Drehen, Spiegeln oder Pressen und überführen eine plane Fläche in eine dreidimensionale Form. Wer an die Gewandfalten von Muttergottesdarstellungen, Rocaillen oder barocke Vorhänge denkt, liegt nicht falsch, doch können auch das Allover des Informel, Mehrfachprojektionen in Videos oder Collagen eine Falte sein.
Der Katalog zur Ausstellung „Der große Wurf. Faltungen in der Gegenwartskunst“ bietet einen anregenden kunsthistorischen Überblick über das Thema, er schaut zugleich auch auf die Disziplinen Biochemie und Architektur. Opulent und zugleich luzide schreibt er eine Emanzipationsgeschichte der Falte, die sich nicht mehr auf die Nachahmung von Natur beschränken will, sondern autonom und nicht zuletzt schön ist. Für Rachel Whiteread ist der Pappkarton sogar die Ikone des 20. Jahrhunderts. Und wenn Olaf Holzapfel in der Tokioter U-Bahn die Sicherheitsmarkierungen für Sehbehinderte fotografiert, Michał Budny aus Kartonagen imaginäre Schlafstätten für Obdachlose schafft, wird sichtbar, dass Falten Zwischenräume bergen, die es zu entdecken lohnt.
An der Ausstellung beteiligte KünstlerInnen: Doug Aitken, Michał Budny, Olaf Holzapfel, Pierre Huyghe, Gareth James, Anri Sala, Bojan Sarcevic, Monika Sosnowska, Wolfgang Tillmans, Janaina Tschäpe, Albert Weis, Rachel Whiteread, Haegue Yang.
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