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Martin Gropius - Leben und Werk eines Berliner Architekten

Sehr lange hat es gedauert bis einem der wichtigsten Berliner Architekten des 19. Jahrhunderts, Martin Philipp Gropius, eine ausführliche Biographie mit Werkverzeichnis gewidmet wurde. Dies ist zum einen dem Autor Arnold Körte, emeritierter Architektur-Professor an der TU Darmstadt und Nachkomme von Martin Gropius, und zum andern dem renommierten Berliner Lukas Verlag zu verdanken. Heute ist Martin Gropius lediglich noch im Namen des nach ihm benannten Martin-Gropius-Bau geläufig, dem ehemaligen Berliner Kunstgewerbemuseum und seit 1981 Ort international ausstrahlender Ausstellungen. Martin Gropius gilt als der bedeutendste Architekt der »Jüngeren Schinkel-Schule«, aber auch als begnadeter Lehrer an der Berliner Bauakademie. Er steht für den Übergang vom Spätklassizismus zur anbrechenden Moderne und war zu seiner Zeit einer der meistbeschäftigten Privatarchitekten Berlins.
Arnold Körte dokumentiert mit dieser hervorragend ausgestatteten Werk-Biographie erstmalig alle Bauten, die Gropius zunächst allein und ab 1866 gemeinsam mit seinem Partner Heino Schmieden ausführte Die Gliederung hat mit der wechselnden Darstellung der Familienbiographie und der Werkgruppen einen besonderen Reiz. Die umfassende Visualisierung mit über 800 Abbildungen (Zeichnungen und Fotos der verloren gegangenen Bauten und zahlreiche Farbreproduktionen) machen das Buch zu einer wertvollen Dokumentation. Der Leser taucht virtuell in das Berlin des 19. Jahrhunderts ein, kann sich an der für Gropius’ Werk charakteristischen Farbgestaltung durch verschiedenfarbige Backsteine und Mosaike erfreuen – wie es heute noch in der Innen- und Außengestaltung des Martin Gropius Baus nach zu erleben ist.
Gropius’ Werk umfasst folgende zentrale Werkgruppen: die frühen Wohnhäuser, die Häuser der mittleren Jahre, Krankenhäuser (heute noch z. T. erhalten: das Krankenhaus am Friedrichshain), Universitäts- und Bibliotheksbauten, Herrenhäuser und Schlösser, Bank-, Handels- und Geschäftshäuser, Inneneinrichtungen und das Spätwerk. Die Berliner Denkmalpflege verzeichnet lediglich neun seiner Werke im Stadtgebiet. Die allermeisten von über 120 Bauten und Projekten Gropius’ sind zerstört – entweder durch die früh einsetzende Bodenspekulation der Gründerzeit oder durch Kriegsschäden. Andere Bauwerke sind nahezu unbekannt geblieben, darunter die Gutshäuser und Schlösser in der Neumark und in Hinterpommern (heute Polen) und Wohnhäuser zum Beispiel in Halle, Berchtesgaden oder Reval (Tallinn).

27.04.2013

Jörg Raach
Körte, Arnold. Martin Gropius. Leben und Werk eines Berliner Architekten (1824–1880). 500 S. 450 sw. u. 50 fb. Abb. 30 x 24 cm. Leinen. Lukas Verlag, Berlin 2013. EUR 70,00.
ISBN 978-3-86732-080-1   [Lukas]
 
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