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Ägypten, der Glanz der Pharaonen - Multimedial |
Um die faszinierende Vielfalt der über 5000 Jahre alten Hochkulturen Ägyptens zu veranschaulichen, sind vielfältige Mittel gefragt. Kein Wunder also, dass sich nun auch die modernen elektronischen Medien sich dieses Themas annehmen.
Golden Globe hat hier unter dem Titel "Ägypten, der Glanz der Pharaonen" gleich zwei Produkte auf den Markt gebracht: 1996 ein Komplett- Video mit einer CD- Rom plus Beilage (für PC 486 und höher, Arbeitsspeicher 4 MB RAM, Betriebssystem Windows 3.1 oder Windows 95, Grafikkarte (256 Farben), Soundkarte, Peripherie CD- Rom- Laufwerk (double speed und jüngst als Video einen Film von K. Kamphausen und Herbert Lenz.
Und wie das für diese Art von Kommunikationsmedien charakteristisch ist, überwiegt die Unterhaltungstendenz, weswegen es empfehlenswert erscheint, die audiovisuelle Präsentation durch schriftlich fixierte Text- und Bilddarstellungen zu vertiefen.Zwar erlaubt die CD-ROM bei 2- geteiltem Bildschirm eine tiefergehende Verzweigung per Hyperlinks für geografische oder historische Begriffe und bietet auch ausreichend informative Texte. Jedoch beschränkt sich die thematische Auswahl auf Hauptreisegebiete, Informationen zu Land und Leuten und den obligatorischen klassischen Sehenswürdigkeiten.
Ähnlich ist die thematische Ausrichtung des Videos. Touristische Highlights wie Bauchtanz, Tauchsport, Animation, Luxushotels, Nilrundfahrten und Wüstensafaris, desweiteren Darstellungen der Moscheeen, des Großstadt- und Landlebens und des Sinai mit dem Katharinenkloster machen ca. 2/3. der Spiellänge aus, die übrige Zeit bleibt für die Erläuterung des "Pharaonen- Glanzes" aus dem 3. bis 1. Jahrtausend v. Chr.
Nach einem kurzen Gang durch das Ägyptische Museum (1857 von Auguste Mariette in Kairo begründet), in dem erwartungsgemäß die Schaustücke des Tutanchamun im Vordergrund stehen, wird sehr sachkundig und ausführlich die Wissenschaft der Mumifizierung vorgestellt. (Die bildliche Darstellung im Video zu Museum sollte mit den qualitativ außerordentlich eindrucksvollen Illustrationen im Buch "Die ägyptische Kunst" von K. Michalowski ergänzt werden.)
Die Pyramiden von Gizeh, ihre Funktion und Besonderheit, ein virtueller Gang in die Cheops- Pyramide, sogar die durch Herodot überlieferte Anekdote zur Finanzierung der Chephren- Pyramide und natürlich der Sphings als Mythisches Sinnbild des Pharao Chephren leiten die Reise durch die ägyptischen Heiligtümer ein. Es folgen Sakkara, Memphis und eine bemerkenswert kritische Bewertung der Multi- Media- Show (Hollywood- Manier) an den Pyramiden von Gizeh.
Die nächste Etappe ist Luxor. Hier hört man den Text der Weihinschrift "Ich habe den Tempel des Amun aus schönem weißen Stein gebaut, ich habe die Torflügel aus Akazienholz gemacht, das mit Gold überzogen ist: Der Name des Amun ist mit Edelsteinen darin eingelegt". Amenophis III. als 1. Schöpfer des Tempels von Luxor und Verfasser dieser Weihinschrift ist durch die englische Ägyptologin Joann Fletcher in ihrem Buch "Sonnenkönig von Nil- Amenophos III." gewürdigt. Über den biografischen Rahmen hinaus bietet diese illustrativ gelungene und sachlich informative Darstellung gewissermaßen eine Kulturgeschichte der Epoche mit Tempelbauten, Grabausstattung, königlichem "Alltagsleben", Kreuzzügen und Verwaltung bis hin zur Götterlehre mit ihrer wachsenden Tendenz zum Atonkult hin.
Der Sonnenkult wird im Video sehr schön mit Hilfe der bildlichen Widergabe des sonnenumstrahlten Obelisken in Luxor und des Sonnenaufgangs bei den Memnonkolossen versinnbildlicht, übrigens ebenso bei der Besichtigung der Tempel von Abu Simbel, wo zweimal im Jahr, am 20. Febr. Und 20. Okt. die aufgehende Sonne die vier Götterstatuen im Allerheiligsten erhellt.
Die Reise durch die Pharaonenwelt streift Theben mit dem Tal der Könige und dem Tempel der Hatschepsut, dessen architektonische Einbettung in den Felsen kunstwissenschaftliche Bewertung erfährt. Ebenfalls künstlerisch wertvoll ist die Präsentation der Decke im Tempel von Edfu und die Illustration der Säulenkapitelle. Überhaupt fällt auf, dass die Betrachtung der Tempel von Esna, Edfu, Kom Ombo und auf Philae verstärkt mit kunstwissenschaftlichem Interesse erfolgt. Dasselbe gilt für die Widergabe der Wandreliefs im Innern des Großen Tempels von Abu Simbel.
Auf einen weniger bekannten altägyptischen Tempel verweist das Video auf seiner Reise durch den Sinai: Es ist der Tempel für Hathor, hier als Schutzgöttin der Bergleute verehrt, mit Inschriften zu den Kämpfen der Ägypter mit den "Sandmenschen", wie die Wüstenbewohner seinerzeit genannt wurden.
Zu dieser audiovisuellen Darstellung kann man als sehr gute Ergänzung das Buch "Das Reich der Pharaonen: Eine Zeitreise ins alte Ägypten" heranziehen. Mit seinen doppelseitigen Farbtafeln ist es ein vorzügliche Periode bis zur römischen Fremdherrschaft. Herausragend die Abschnitte zu den technischen und religiösen Zusammenhängen bei den Pyramiden und zur Stellung des Pharao.
Wie ungebrochen der Glanz der Pharaonen bis in die Neuzeit ist, beweisen nicht zuletzt Kinder- und Jugendbücher, wie das jüngst erschienene Sachbuch für Kinder von 6 Jahren an:"Das alte Ägypten" von David Jay. Auch hier werden die wichtigsten Pharaonen vorgestellt, dazu Religionsfragen, Pyramidenbau, Kunst, Kultur und Alltag. Besonders reizvoll die Zeichnungen, die Fotos ersetzen.
Weitere Literatur:
Ägypten, der Glanz der Pharaonen. Grünwald (o.J.): Komplett- Video: 1 CD-ROM, 12 cm + Beil. in Box. (Golden Globe). ISBN 3-86148-171-5
Michalowski, Kazimierz: Die ägyptische Kunst. Herder- Verl. 2000, ISBN 3-451-26680-6
Fletcher, Joann: Sonnenkönig vom Nil- Amenophis III. München: Droemer 2000. ISBN 3-426-27200-8
Das Reich der Pharaonen: eine Zeitreise ins alte Ägypten/ Text: Brian Fagan. Fotos: Kenneth Garrett. Hamburg: National Geographic Deutschland, 2001. ISBN 3-934385-35-4
Jay, David: Das alte Ägypten. München: Ars- Ed. 2002. ISBN 3-7607-4738-8
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Gisela Ewert |
Kamphausen, Klaus; Lenz, Herbert: Ägypten. Der Glanz der Pharaonen. 2001. 1 Videocass., VHS, Laufzeit 124 Min. EUR[D] 51,10 |
ISBN 3-86148-586-9
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