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Kleider machen Leute |
"Kleider machen Leute." In Kulturen aller Zeiten war Kleidung sichtbares Zeichen für die gesellschaftliche Stellung ihres Trägers oder für seine ethnische Zugehörigkeit. Seit er vor 50000 "bis 40000 Jahren entdeckt hatte, dass sich aus Pflanzenstängeln lange, stabile Schnüre herstellen ließen, erfand der Mensch immer neue geniale Möglichkeiten einer Bekleidung, die neben ihrer sozialen und kulturellen Funktion vor allem den klimatischen Gegebenheiten seiner Umwelt gerecht wurde wie der ozeanische Grasschurz, der indische Sari oder der arktische Parka.
Das vorliegende Werk einer amerikanischen Anthropologin, ein großformatiger opulenter, schwer gewichtiger Bild-Text-Band, ist die "Geschichte nicht westlich geprägter, geschneiderter und nicht geschneiderter Bekleidung" von der Altsteinzeit bis ins 19./20. Jahrhundert, von den ersten Röcken aus Schnüren und Pell bis zu europäischen Trachten, das alpenländische Dirndl eingeschlossen. 52 Regionen Asiens, Europas, Nord- und Südamerikas, Afrikas und Ozeaniens werden mit ihren geographischen und klimatischen Gegebenheiten vorgestellt, ihre historischen und ethnischen Entwicklungen werden umrissen und die Auswirkungen religiöser, spiritueller und kultureller Gebräuche auf die Kleidung aufgezeigt. Dazu präsentiert die Autorin auf rund 1000 farbigen Abbildungen eine Vielfalt von Kleidungsstücken, von Stoffen, Fellen, Häuten und Federn, von Schnittformen und Wickeltechniken, von Farben und Mustern, von Kopfbedeckungen, Schuhen und Schmuck. Ihre besondere Aufmerksamkeit gilt den mehr oder weniger auffälligen Ähnlichkeiten in der Bekleidung verschiedener Kulturen und Zeiten, den wechselseitigen Einflüssen, die sie als Folge von Völkerwanderungen, Invasionen und intensive Handelsbeziehungen verdeutlicht. Kurzgefasste Einführungen in die Geschichte des jeweiligen Landes oder der Region - vor jedem Kapitel bieten zusätzliche Orientierungshilfen - Vorzüge, die die angesichts der Materialfülle gebotene lexikalische Kürze wettmachen. (Dass „an einer Stelle zwischen Indiens tropischer Küstenregion und den schneebedeckten Gipfeln des Himalaya gerade einmal 8 km Luftlinie" liegen (Seite 215), dürfte wohl ein Druckfehler sein.) Glossar, Anmerkungen, Literaturverzeichnis und jedem Kapitel "beigefügte Übersichtskarten sind ebenfalls sehr informativ. Ein besonderer Reiz des Bandes liegt in der Fülle seiner Abbildungen. - Ein Werk, das nicht nur den historisch und völkerkundlich interessierten Leser auf einen lebendigen, kurzweiligen Streifzug durch die (Kultur-)Geschichte der Welt mit nimmt, sondern nicht zuletzt auch reiche Anregungen zum Entwerfen und Schneidern von Mode bietet.
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Christa Chatrath |
Anawalt, Patricia Rieff: Weltgeschichte der Bekleidung. Geschichte Traditionen Kulturen. 608 S., 1150 fb. u. sw. Abb. 23 x 28 cm. Gb Haupt Verlag, Basel 2007. EUR 49,90 CHF 66,90 |
ISBN 978-3-258-07213-5
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