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Malende Dichter

Die Tatsache, dass für viele Dichter und Schriftstellerinnen der tägliche Griff zu Pinsel, Farbe und Leinwand überlebensnotwendig war, ist wenig bekannt und das, obwohl die Anzahl derer, die malten ungewöhnlich hoch ist, darunter sind die klingendsten Namen der Weltliteratur.
Der amerikanische Literaturwissenschaftler Donald Friedman zeigt 220 Gemälde, Zeichnungen, Karikaturen, Collagen und Skizzen großer Schriftsteller wie Djuna Barnes, Pearl S. Buck, Charles Bukowski, Fjodor Dostojewski, Friedrich Dürrenmatt, Johann Wolfgang von Goethe, Günter Grass, Hermann Hesse, Franz Kafka, Carlo Levi, Henry Miller, Vladimir Nabokov, Marcel Proust, Art Spiegelman, Mark Twain, Tennessee Williams und vieler anderer.
Bekanntermaßen hat sich nicht nur Goethe mit der Farbenlehre auseinandergesetzt und zur Feder oder zum Pinsel gegriffen und das Malen und Zeichnen als ganzheitliche Erfahrung neben dem Dichten und Schreiben erlebt.
Und Hermann Hesse bekundet: „Nicht, dass ich mich für einen Maler hielte, aber das Malen ist wunderbar. Man hat nachher nicht, wie beim Schreiben schwarze Finger, sondern rote und blaue“. Nach einem Nervenzusammenbruch erholte sich der Künstler beim Malen und schuf 3000 Werke, die bis heute hoch geschätzt werden.
Und wer kennt ihn nicht, den kleinen Prinzen von Antoine de Saint-Exupéry. Das Aquarell „Affenbrotbäume“ ist allein der Phantasie des Dichters entsprungen, das kein noch so berühmter Illustrator verändern durfte.
Auch Mark Twain versuchte sich in der bildenden Kunst, allerdings ohne größeren Erfolg. Dennoch war er zufrieden mit den Ergebnissen und seine Zeichnungen kamen locker und humorvoll daher. Über ein Selbstporträt grübelt Mark Twain schreibend: „Ich kriege keinen guten Mund hin … reicht auch ohne“.
Und Günter Grass konnte sich eigentlich nie entscheiden, ob er Maler oder Dichter werden sollte. Er ist halt beides. Seine Graphiken sind zeichnerische Gedichte, die er anfertigte, bevor er sich einem Text widmete.

Die Beschäftigung mit den Gemälden und Zeichnungen der Künstler gewährt einen Blick auf die Lebensumstände und nicht zuletzt in das Innere einer Künstlerpersönlichkeit oder erlaubt gar eine literarische Deutung eines Werks. Insofern dürfte das Buch auch dazu anregen, die schriftlichen Werke der Künstler mal wieder in die Hand zu nehmen.

20.12.2012
Gabriele Klempert
Friedman, Donald. Malende Dichter. Vorwort von John Friedmann. Nachwort von John Updike. 272 S. 220 fb. Abb. 28 x 23 cm. Gb. Elisabeth Sandmann Verlag, München 2012. EUR 29,95. CHF 40,90
ISBN 978-3-938045-73-2
 
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