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The Printed Image – The Flowering of Japan’s Woodblock Printing Culture |
Das Museum für Ostasiatische Kunst in Köln, das 1913 als erstes Spezialmuseum dieser Art in Europa eröffnet wurde, verfügt über einen reichen und besonders qualitätsvollen Bestand an japanischen Farbholzschnitten. Das umfangreiche Sammlungskonvolut geht vor allem auf die Stiftung Adolf Fischers (1856-1914) zurück, der mehrere Reisen nach Asien unternahm, doch erst 2013 begann die Aufarbeitung dieses unglaublichen Bestands. Hierfür konnte der mit großer Fachkenntnis ausgestatte Niederländer Matthi Forrer, Verfasser von Monografien über Hiroshige und Hokusai, gewonnen werden. Forrer, zu Beginn des Kölner Projekts frisch pensioniert, widmete sich in vierjähriger Arbeit den rund 2.000 Blättern. Ergebnis dieser Untersuchungen ist der vorbildliche Prachtband, der nun in englischer Sprache im Verlag der Buchhandlung Walther König unter dem Titel „The Printed Image. The Flowering of Japan’s Woodblock Printing Culture” erschienen ist.
In mehrfacher Hinsicht ist die 400 Seiten starke Publikation als sehr gelungen zu bewerten: Nicht nur beim Fachpublikum wird der Band auf Anerkennung treffen, sondern auch der interessierte Laie wird in ihm einen fesselnden Bilderschatz entdecken. Die in exzellenter Qualität gedruckten Abbildungen stehen hierbei ganz im Mittelpunkt. Ihnen ist bewusst viel Platz eingeräumt worden. Es ist ein Band zum Entdecken feinster Nuancen und oszillierender Farben der fernöstlichen Kultur.
Auf das Vorwort der Direktorin des Kölner Museums, die den Sammlungshintergrund und die Entstehung der Publikation erläutert, folgen vier große Sinnabschnitte mit kürzeren Unterabschnitten. Im ersten Kapitel „The City of Edo as the Cradle of the Floating World“ widmet sich Forrer den Anfängen der Entwicklung der Holzschnittkultur in Japan und der Bedeutung der Stadt Tokio (bis 1868 Edo) für die Bildproduktion. Es folgen „Aspects of the Development of Printing“, hierin erläutert der Autor fachlich präzise, aber verständlich für den interessierten Laien, die monochromen Anfänge und die Blüte der Farbholzschnitttechnik, welche Auftraggeber und welches Publikum von den Werken angesprochen werden sollten oder gibt Hinweise, wie eine wissenschaftliche Unterscheidung zwischen echten, gefälschten und faksimilierten Arbeiten gelingen kann. Grundlegende Informationen gibt Forrer auch dazu, welchen Hinweisen er zur Datierung eines Blattes folgen kann: So vergisst der mit einem eurozentristischen Blick ausgestattete Betrachter nur allzu schnell, dass in Japan erst 1873 der gregorianische Kalender eingeführt und bis dahin Herrscherjahre für die Datumsangabe genutzt wurden. Auch können von der Zensur vergebene, spezifische Siegel Hinweise auf die Entstehungszeit geben und natürlich auch die Schriftzeichen zur Entschlüsselung der Künstleridentifikation oder des dargestellten Inhalts herangezogen werden. Elegant fließen das Japanische und phonetische Umschrift in die Texte und Katalogeinträge ein. Die Bildunterschriften sind hierbei formal durchgearbeitet: Sie geben Hinweise auf den Künstler, Bildinhalt, Datierung, Maße und Provenienz, Literatur u.v.m. Der dritte Buchabschnitt ist den Hauptgenres, den „Stars and Heroes“ der japanischen Drucke gewidmet: Ukiyoe, Kabuki und Sumo, doch dankenswerter Weise gibt Forrer auch hier prägnante Einführungstexte zur Tradition dieser Bildgattungen. Der vierte Abschnitt widmet sich weiteren, aber weniger populären Themengruppen, darunter Kalender- oder Fächerdrucke, die Forrer aus dem Bestand hat bilden können. Faszinierend sind hier die Unterschiede, auf die der Autor den Betrachter aufmerksam macht: Während Regen oder Schnee in japanischen Holzschnitten vom Künstler gezeigt werden, ist die Wetterlage in europäischen Kunstwerken eher durch die Zutat eines Schirms oder schneebedeckter Dächer zu erkennen. Da verweist Forrer auf Vincent van Gogh und dessen Rezeption japanischer Farbholzschnitte. Vielleicht wäre hier eine Vergleichsabbildung hilfreich gewesen, aber eigentlich ist es erfreulich, wie konzentriert der Band ist und wie konsequent der Bestand durchgearbeitet wurde, der während der Erforschung noch um ein paar gezielte Neuerwerbungen, die auf Anraten Forrers getätigt wurden, ergänzt wurde. Das alles schreibt der Autor mit lockerer, aber nicht umgangssprachlicher Feder, oder sogar humorvoll, wenn es in der Bildunterschrift der Darstellung einer Niederländerin mit Ziege heißt: „The goat is possibly an allusion to the circumstances that the Dutch kept goats at Deshima, but had no wives with them, giving rise to some dubious thougths.“ (S. 386) Darüber hinaus gibt Forrer am Ende jedes Motivgruppentexts noch Tipps für weiterführende Literatur sowie eine Bibliographie im Buchanhang. Ein Register ermöglicht schließlich die Suche nach konkreten Künstlern, auch hier ist man fast sprachlos, wie viele Arbeiten der Experte hat zuschreiben und bestimmen können.
Am Ende fragt man sich: Welch Genuss wäre wohl die Betrachtung der Originale? So lädt der Band ein, die mit über 300 Ausstellungsstücken ausgestattete Schau „Das gedruckte Bild. Die Blüte der Japanischen Holzschnittkultur“ in Köln, die noch bis zum 1. Juli 2018 zu sehen ist, zu besuchen.
23.04.2018 |
Gloria Köpnick |
The Printed Image: The Flowering of Japan’s Wood Block Printing Culture. Ausst.Kat. Museum für Ostasiatische Kunst, Köln 2017 - 2018. Beitr.: Forrer, Matthi. Engl. 400 S. 31 x 25 cm. Walther König Verlag, Köln 2018. EUR 39,80. |
ISBN 978-3-96098-256-2
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