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JAMES ENSOR |
Die Kunsthalle Mannheim und den belgischen Maler und Grafiker James Ensor (1860–1949) verbindet eine lange Geschichte: 1928 zeigte Gustav Hartlaub, der damalige Direktor der Kunsthalle, in Mannheim eine der ersten Einzelausstellung des Künstlers in Deutschland. Vorausgegangen war der Erwerb von Ensors Gemäldes „Der Tod und die Masken“. Keine zehn Jahre später, 1937, wurde das Gemälde im Zuge des nationalsozialistischen Bildersturms „Entartete Kunst“ konfisziert. Heute gehört es zur Sammlung des Kunstmuseums im belgischen Lüttich.
Die spannende Historie war das Bindeglied zwischen den Zeiten und der Aufhänger für die Ausstellung mit dem schlichten Titel „James Ensor“. Für diese konnte das Gemälde 2021 auf Zeit nach Mannheim zurückkehren und um dieses Werk ist die von Inge Herold kuratierte Ausstellung gruppiert. Der von ihr und Johan Holten herausgegebene Katalog gewinnt in Zeiten der Pandemie umso mehr an Bedeutung, denn auch wer es in diesem Jahr nicht geschafft hat nach Mannheim zu reisen, kann so in den Werken Ensors schwelgen und sich fachkundig informieren.
Ensor ist ein eigenartiger Maler – im besten Sinne. Er stilisierte sich selbst als Einzelgänger und Außenseiter, war aber auch Vorläufer und Impulsgeber folgender Generationen. Der bildreiche, zweisprachige Katalog (dt./eng.) gibt einen hervorragenden Überblick über das gesamte Schaffen des Künstlers, seine zarte Farbigkeit, seine Grotesken und seine facettenreiche Vielfalt. In elf Beiträgen werden unterschiedlichste Aspekte des Schaffens vorgestellt: Ensors Selbstportraits werden ebenso beleuchtet wie die Masken- und Totenbilder, seine Stillleben und Landschaften (neben dem Meer beispielsweise auch die Liebesgärten), seine Christus-Darstellungen und sein zeichnerisches und druckgrafisches Werk. In weiteren Texten werden die Rezeption Ensors in Deutschland und seine wechselhafte Beziehung zu Mannheim untersucht. Die Aufsätze sind von ansprechend gedruckten Tafelteilen durchschossen. Eine Biografie, ein Verzeichnis der ausgestellten Werke (geordnet nach Gattungen), eine Auswahlbibliografie von Schriften Ensors und über ihn sowie eine Liste ausgewählter Ausstellungen runden den Band zu einem Überblickswerk ab, das für die kommenden Jahre eine bleibende Referenz hinterlässt.
05.01.2022 |
Gloria Köpnick |
James Ensor. Hrsg.: Herold, Inge; Holten, Johan. Deutsch; Englisch. 2021. 248 S. 260 fb. Abb. 27 x 22,5 cm . Deutscher Kunstverlag, Berlin 2021. EUR 38,00. |
ISBN 978-3-422-98635-0
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