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Architektur in Hamburg

Am meisten bewegte im Jahre 2002 die architekturinteressierten Hamburger Gemüter das riesige Michaelis-Quartier mit seiner spektakulär farbigen Ziegelstein-Fassade, das Steidle + Partner entlang der Ludwig-Erhard-Straße in die Hamburger Neustadt gesetzt haben. Zu den Projekten, die im Blickpunkt des Interesses standen, gehören auch das kühn gewölbte gläserne Bürohaus "Berliner Bogen" von BRT Bothe Richter Teherani im ansonsten trostlosen Süden der Hamburger City, die abseits in Wandsbek gelegene Landesversicherungsanstalt von Schweger und Partner als spätes Exempel der niedergehenden Hamburger Glashaus-Ära oder die im Trend liegende Wiederbelebung des Stadtlagerhauses am Fischmarkt durch Jan Störmer Architekten.
Was sich in Sachen Architektur im vergangenen Jahr noch alles in der Hansestadt getan hat, läßt sich im neuen Jahrbuch der Hamburgischen Architektenkammer nachlesen.
Ob öffentliche Bauten, Büro- und Gewerbebauten oder Wohnbauten: Zu den Highlights der letzten Bausaison gehören Projekte in Hamburg und Umgebung, aber auch Projekte in München, wo Hamburgs Vorzeigearchitekten von Gerkan, Marg + Partner (gmp) mit ihrem Vorschlag für das neue Stadion an Herzog/de Meuron scheiterten, oder in Rimini, wo gmp mit ihrer "Neuen Messe" reüssierten.
Erfreulich am altbewährten Jahrbuch ist wieder die Prägnanz der von den Architekturpublizisten und -kritikern kurz gefassten und gut lesbaren Textbeiträge, die bei lokalpatriotischer Grundstimmung durchaus auch kritische Ansätze zeigen.
Das Jahrbuch lässt nicht nur die einzelnen neuen Bauten Revue passieren. In der Rubrik "Hamburger Feuilleton" parlieren Till Briegleb und die Redakteure des Jahrbuchs, Ullrich Schwarz und Dirk Meyhöfer, mit dem Hamburger Bürgermeister Ole von Beust über Architektur im Allgemeinen und im Besonderen über die großen Architekturprojekte (Europa-Passage, Domplatz, HafenCity, Olympia-Bewerbung), die Hamburg den Weg zur Weltstadt ebnen sollen. Dem Rückblick auf das städtebaulich ebenso umstrittene wie als Sechziger-Jahre-Solitär bewunderte UniLever-Haus der Düsseldorfer Architekten Hentrich, Petschnigg und Partner stehen Ausblicke auf Kommendes gegenüber. An erster Stelle zu nennen, der zur Chefsache des Ersten Bürgermeisters erklärte neue Jungfernstieg an der Binnenalster und vor allem das ehrgeizigste aller Hamburger Projekte, die für 300.000 avisierte Hamburger Neubürger zwischen Sandtorkai und Elbbrücken aus der Taufe gehobene HafenCity. Ein Essay über die längst nicht mehr vitale Tradition der Landschaftsarchitektur in Hamburg und das Architektenporträt des Längst-nicht-mehr-Geheimtip-Architekten Carsten Roth sind ebenso Themen des Jahrbuchs wie der Essay von Gert Kähler, in dem der Autor, recht vergnüglich, mit den restaurativen Tendenzen der Berliner Republik abrechnet.
Der gelungene Themenmix macht "Architektur in Hamburg" auch für Nicht-Hamburger unbedingt interessant, abwechslungsreich und lesenswert. Die Freude über das mit wenigen, aber aussagekräftigen Fotos und Grundrissen gut bebilderte Jahrbuch könnte allerdings noch ein klein wenig größer sein, wenn man daran gedacht hätte, die Architekten mit Vita und Werkübersicht vorzustellen.
Martin Seidel
Architektur in Hamburg. Jahrbuch 2002. 192 S. 200 S., dav. 140 fb. Abb. 30 cm. Ebr EUR 39,90
ISBN 3-88506-517-7
 
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