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Hermann Muthesius und die Idee der harmonischen Kultur

Hermann Muthesius gehörte zu den herausragenden und einflussreichsten Vertretern, Theoretikern, Organisatoren und Propagandisten der sog. Moderne in Architektur und Design zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Muthesius war nicht nur Architekt und preußischer Beamter, Mitbegründer des Deutschen Werkbundes und sein Wortführer bis 1914, sondern seine rund 500 Publikationen hatten maßgeblichen Einfluss auf den Übergang von dem, was wir heute als Jugendstil bezeichnen, zur sog. Neuen Sachlichkeit.
Seine Argumente hatten schließlich, vermittelt durch die Vertreter der Neuen Sachlichkeit, und auch später durch Julius Posener, besonders unter dem problematischen Funktionalismusbegriff, größte Wirkung auf die Architekturtheorie des 20. Jahrhunderts.
Die vorliegende Monographie unternimmt unabhängig vom Funktionalismusbegriff eine Gesamtdeutung des schriftstellerischen Werkes von Muthesius vor dem Hintergrund, seines bzw. Nietzsches Kulturbegriff: Es geht dabei um den Versuch, "zu jener Einheit des künstlerischen Stils in allen Lebensäußerungen zu kommen, die Friedrich Nietzsche einmal treffend als das eigentliche Wesen der Kultur eines Volkes bezeichnete.“
Abgesehen von der Frage nach der Richtigkeit eines solchen Kulturbegriffs subsummiert dieses Zitat für Muthesius die Hauptintention seines Wirkens und formuliert zugleich ein ästhetisches Programm, das nahezu alle Gegenstände und Bereiche menschlicher Produktion erfassen sollte.
Dabei geht es zunächst um den Anspruch auf einen spontanen künstlerischen Selbstausdruck der Kollektividentitat in einer sich als national, bürgerlich und vor allem "modern" definierenden Kultur. In einem folgenden Schritt sollten dann die neuen (Ausdrucks-)Formen kanonisiert und etabliert werden, um schließlich im Rahmen eines neu zu schaffenden und durchzusetzenden künftigen modernen Epochenstils zu formaler Harmonie und ablesbarer ku nsthistonscher Bedeutsamkeit zu gelangen.
Die vorliegende Arbeit zeichnet die Argumenta-tion und Begrifflichkeit von Muthesius nach, belegt ihre Aussagen sehr genau durch Zitate aus seinem umfangreichen Werk und bettet diese auch im reichhaltigen Anmerkungsteil in das zeitgenössische publizistische Umfeld ein.

Der Autor: Priv. Doz. Dr.-lng. Fedor Roth, geb. 1963, studierte Architektur an der RWTH-Aachen, wo er 1993 am dortigen Kunsthistorischen Institut mit einer Arbeit über Adolf Loos (Adolf Loos und die Idee des Ökonomischen) promovierte, um sich dann mit vorliegendem Werk 1998 zu hahilitieren. Das Hauptinteresse des Autors liegt in der kritischen Analyse "moderner“ Theoriebildungen im Bereich von Architektur und Design.
vdr
Roth, Fedor. Hermann Muthesius und die Idee der harmonischen Kultur. Kultur als Einheit des künstlerischen Stils in allen Lebensäusserungen eines Volkes. Gebr. Mann, Berlin 2001. 310 S. einige Abb., 25 cm, Gb. EUR 45,-
ISBN 3-7861-2330-6
 
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