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Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen

Wörterbücher hat der Reclam Verlag in der Vergangenheit immer wieder einmal und dabei sehr erfolgreich zu einzelnen Sachgebieten - etwa jüngst das „Wörterbuch der europäischen Gartenkunst“ publiziert. Diesem Ansatz ist das „Wörterbuch der Burgen“ ebenfalls verpflichtet. Zwar führt der Titel des kleinen Werkes den Leser leicht in die Irre, lässt doch die Formulierung "Burgen, Schlösser und Festungen" zumindest mit Bezug auf die geografische Verbreitung von Bauwerken dieser drei Gattungen anderes erwarten, als was auf den rund 285 Seiten dann geboten wird.
Das Wörterbuch stellt in 300 Fachbegriffen in erster Linie „Burgen, Schlösser und Festungen“ aus Mitteleuropa vor und beschränkt sich zugleich auf die Zeit des 12. bis 14. Jahrhunderts. Diese inhaltliche Klammer kann verwundern, ist der Burgen-, Schloss- und Festungsbau doch ein Phänomen, das sich nicht nur in Mitteleuropa findet. So sucht man denn Hinweise auf die Burgen der Katharer in Südfrankreich, zu Orten wie Albi, Carcassonne, Blois, Versailles, Fontainebleau oder auch Sabbioneta zunächst vergeblich, und erst bei der Lektüre der einzelnen Schlagworttexte zeigt sich dann, dass Autorin und Autoren durchaus auch Bauten, die zeitlich und räumlich weit außerhalb dieses Blickwinkels angesiedelt sind, mitdenken, konkret: mittels Kursivsetzung darauf verweisen. Dies gilt auch für die Kreuzritterburgen im Nahen Osten.
Nutzerfreundlicher wäre es gewiss gewesen, wäre zumindest eine repräsentative Auswahl - wie im Falle des Lexikons zur europäischen Gartenkunst - direkt genannt worden. Schlagworte zu Versailles, Fontainebleau oder Caserta dürften dem Nichtspezialisten, und an solche richtet sich das Lexikon, wohl eher vertraut sein als "Hungerloch", "Camaieumalerei" und "Ganerbenburg", so wichtig diese natürlich sind.
Die Qualität des Werkes wird mit der vorgebrachten Kritik nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Denn es lässt sich mit demselben gut arbeiten. Nur wird eben kaum etwas von der Freude und Begeisterung vermittelt, die eine Beschäftigung mit "Burgen, Schlösser[n] und Festungen" (nicht nur in Europa) bereiten kann. Das betrifft auch die Bildauswahl, die praktisch nur deutschsprachige Orte zeigt. Ein wenig ahnt der Leser, was hier möglich gewesen wäre, wenn er unter unter dem Begriff "Theater" auf die Barocktheater in Schwetzingen, der Münchner Residenz oder den Palast der Farnese in Parma verwiesen wird (die wiederum keine eigene Behandlung finden). Oder wenn unter dem Schlagwort "Kunst- und Wunderkammer" Schloss Ambras auftaucht. Auch würde der Leser gerne mehr über berühmte Baumeister erfahren (Vauban wird unter "Vaubansche Befestigungs-Manieren" erwähnt).
Zu Recht wird man demgegenüber in Rechnung stellen, dass es kein leichtes Unterfangen ist, das Thema auf nur 220 Seiten - auf den ersten sechzig Seiten wird eine präzise und ausführliche "Einführung in die Geschichte der Burgen, Schlösser und Festungen Mitteleuropas" gegeben - zu behandeln. Zumal angesichts der Fülle des Wissbaren. Trotzdem, am Ende bleibt ein leichtes Bedauern darüber, dass man als Leser mit dem Lexikon nicht so recht warm werden will.
Matthias Mochner
Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen. Hrsg. Böhme, Horst W. 300 S., 30 Abb. 15 cm. Gb, Reclam, Ph., Stuttgart 2004. EUR 14,90
ISBN 3-15-010547-1
 
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