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Lexikon Antiker Architektur

Überall in Europa und rund um das Mittelmeer haben die Griechen und Römer des klassischen Altertums ihre Spuren hinterlassen. Die eindrucksvollsten davon sind die monumentalen Tempelanlagen oder die großflĂ€chig angelegten Villen, die in Athen oder Rom, Pompeji oder Milet und Leptis Magna oder Sbeitla heute (wieder oder immer noch) zu sehen sind. Selbst als Ruinen schlagen sie viele Betrachter in ihren Bann, und so mancher will mehr ĂŒber den einzelnen Bau, seine Erstellung und seine Geschichte erfahren.
Schnell ist man bei der Recherche mit Fachtermini konfrontiert, die zwar treffend, aber fĂŒr viele Einsteiger unbekannt, bestimmte Konstruktionsprinzipien erlĂ€utern oder Bauglieder beschreiben. Das in erster Linie zur Nutzung durch Studierende wie Lehrende aller Altertumswissenschaften konzipierte „Metzler Lexikon Antiker Architektur“ will dem Vorbild des „Neuen Pauly“ (DNP) folgend hierbei eine terminologisch wie auch architekturgeschichtlich ausgerichtete Arbeitshilfe sein. Dies schlĂ€gt sich in erster Linie im Aufbau der einzelnen BeitrĂ€ge nieder, so daß der Band neben den reinen LemmaeintrĂ€gen auch ausfĂŒhrliche kontext- und sinnstiftende „Kern-Artikel“ (Umschlagtext u. S. V) besitzt. Zahlreiche Verweise helfen, die thematischen BezĂŒge zwischen den Themenkomplexen und ihren kĂŒrzer verfaßten, ergĂ€nzenden StichworteintrĂ€gen andernorts herzustellen. Bibliographische Angaben im Anschluß sind zum einen den einzelnen EintrĂ€gen beigegeben, zum anderen in Auswahl zu ĂŒbergeordneten Sachkomplexen am Ende des Bandes aufgelistet.
Die aufgelisteten Begriffe haben ihren Ursprung, angefangen in den „Dark Ages“ und in der spĂ€trömischen Kaiserzeit endend, im italischen und griechischen Kulturkreis. Minoische, mykenische oder orientalische EinflĂŒsse sowie christliche und byzantinische Entwicklungen haben nur sporadisch Eingang in das Lexikon gefunden. Über bau- und kunsthistorische Termini hinaus sind z.B. auch rechtliche Aspekte (Baurecht; VertrĂ€ge s.u. Bauwesen) aufgenommen. Die Kernartikel dienen als eine Art Einleitung, zusĂ€tzliche Informationen sind in den LemmaeintrĂ€gen bereit gestellt; die BeitrĂ€ge sind konzis erstellt und unter Einplanung und Einbezug sĂ€mtlicher Schlagworte verfaßt worden.
Zu bedauern ist, dass der didaktisch geprĂ€gte Ansatz, in umfangreicheren Kernartikeln einzelne Sachthemen zusammenzufĂŒhren, im Artikelverzeichnis (S. VII-XII) keinen ausreichenden Niederschlag gefunden hat. Denn leider sind diese ausfĂŒhrlichen Übersichten nicht gesondert als solche gekennzeichnet (z.B. Architektur, Bauwesen, Forum, Grabbauten, Haus, MilitĂ€rarchitektur, Palast, SĂ€ule, SĂ€ulenordnung, SĂ€ulenmonumente, StĂ€dtebau, Tempel, Thermen, Versammlungsbauten, Villa). Eine zusĂ€tzliche Hilfestellung gerade fĂŒr Einsteiger wĂ€re gewesen, die Verweise der Kernartikel gesondert oder im Artikelverzeichnis thematisch gegliedert aufzulisten (etwa „Tempel“: ?Euthynterie, ?Krepis, ?Stylobat; ?Dipteros, ?Peripteros, ?Pseudo-Peripteros oder ?SĂ€ule, SĂ€ulenordnung; ?Architrav; ?Fries, ?Geison oder ?GebĂ€lk u.Ă€.).
Das hier angewandte Prinzip einer ausfĂŒhrlichen ErlĂ€uterung in Verbindung zu einzelnen kurzen StichworteintrĂ€gen hatte im DNP zu unschönen, nachtrĂ€glich notwendig gewordenen Querverweisen gefĂŒhrt, was den unterschiedlich arbeitenden Autoren und einer immer wieder geĂ€nderten Eintragsstruktur anzulasten ist. Im vorgelegten "Metzler Lexikon Antiker Architektur" ĂŒberzeugt es hingegen völlig: eine durchweg prĂ€zise Beschreibung, ein ausgewogenes VerhĂ€ltnis zwischen Wort und Bild (das Wichtigste erlĂ€uternd, das im Text formulierte unterstreichend), eine die einzelnen BeitrĂ€ge ĂŒbergreifende Systematik im Aufbau der Lemma und eine wohl durchdachte Stichwortauswahl haben den Grundstock fĂŒr ein weiteres, bedeutendes Nachschlagewerk aus dem Stuttgarter Verlagshaus gelegt. Das uneingeschrĂ€nkt hohe wissenschaftliche Niveau ist ideal auf die AnsprĂŒche einer in die Thematik "antike Architektur" einsteigende Leserschaft abgestimmt. Ebenso leserfreundlich sind die wenigen Schreib- und Verweisfehler hervorzuheben wie auch der Verzicht auf fachĂŒbliche AbkĂŒrzungen.
Lesenswert und das Lexikon inhaltlich stark bereichernd sind die Abschnitte zur Wirkungsgeschichte der klassischen Architektur, die unter dem Stichwort „Greek Revival“ firmieren. Damit verdeutlicht der Autor Höcker sein Anliegen, eben nicht nur ein ausgezeichnetes architekturbegriffliches Wörterbuch vorzulegen, sondern darĂŒber hinaus einen KulturfĂŒhrer geschrieben zu haben - was durchweg gelungen ist!
Orell Witthuhn
Christoph Höcker. Metzler Lexikon antiker Architektur. Sachen und Begriffe. 430 S., Gb. J. B. Metzler, Stuttgart 2004. EUR 49,95
ISBN 3-476-01967-5
 
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