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Jahrbuch Hochtaunuskreis

Kommunale Jahrbücher gibt es in Deutschland in Hülle und Fülle. Meist führen sie leider ein sehr stilles und unentdecktes Leben wenngleich sie eine Menge an „Kulturinfos“ beherbergen und darum auf hervorragende Weise das kulturelle Erbe der Region für die Nachwelt bewahren.

Dies gilt auch für das seit vielen Jahren erscheinende Jahrbuch Hochtaunuskreis, das sich in diesem Jahr dem Schwerpunktthema „Landwirtschaft“ widmet. So gab es im Königsteiner Stadtteil Mammolshain einst einen bedeutenden Forstgarten, ebenso berühmt war der Obst- und Weinanbau in Kronberg und vor allem die Pflege und Vermarktung der dortigen Edelkastanien. Es geht um den Reitsport im Taunus, um ein ehemaliges Forstlehrinstitut in Bad Homburg und sogar um Seidenraupenzucht auf den Dachböden der Kurstadt. Auch die Aufgaben eines Feldschützen werden erläutert, der zum Leidwesen der ehrenamtlichen Landschaftspfleger seit Jahren nicht mehr eingesetzt wird.

Aus dem Hessenpark gibt es Berichte zur „Musealen Landwirtschaft“, wobei ein anschauliches Beispiel die Sanierung einer Hofanlage im Herzen des Freilichtmuseums ist. Noch viele weitere historische wie aktuelle Themen bearbeiten zahlreiche kommunale Autoren, die sich seit vielen Jahren um den Erhalt und die Pflege der Kulturlandschaft rund um den Taunus bemühen.

Besonders beeindruckend ist in diesem Jahr ein Beitrag von Ingrid Berg zur Kommunalpolitik mit NS-Vergangenheit. In dem kleinen Taunus-Städtchen Glashütten gehörte Manfred Roeder zu jenen „furchtbaren Juristen“ die an den Verbrechen des Nationalsozialisten beteiligt waren und dennoch wurde der „Neubürger Roeder“ 1964 als Beisitzer des Gemeindevorstands gewählt und übernimmt einige Zeit später sogar die Urlaubs-Vertretung des Bürgermeisters, worauf einige Jahre später recht konfuse und später eine für ungültig erfolgte Wahl stattfand. Die Sicht Roeders, dass die Frauen und Männer des 20. Juli und die Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“ „Verräter“ gewesen seien, war nicht nur in Glashütten noch lange Zeit eine weit verbreitete Meinung.

Dieses Jahrbuch macht wieder einmal deutlich, wie wichtig das ehrenamtliche und kommunale Engagement einer Gemeinde an der Geschichte und den Geschehnissen der heimischen Kleinstadt oder des Dorfes ist. Dies gilt es zu fördern und zu bewahren. Gern auch mit Jahrbüchern!

23.03.2018
Gabriele Klempert
Jahrbuch Hochtaunuskreis 2018. Hrsg.: Hochtaunuskreis. 256 S. Zahlr. auch fb. Abb. 22 x 15 cm. Gb. Societätsverlag, Frankfurt 2018. EUR 16,80.
ISBN 978-3-95542-272-1
 
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