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Palast der Republik – Utopie, Inspiration und Politikum

Der Besuch der Ausstellung (noch bis zum 12. Oktober in der Rostocker Kunsthalle) vermittelt ebenso wie der Katalog ein sehr trauriges Gefühl. In den Räumen des Plastes lebte einst die große Idee der DDR, obwohl die Realität eine eher düstere Geschichte schrieb.

Die Geschichte des Hauses ab 1989 überlagert diese Erinnerung. Etliche Jahre gab es Bemühungen, diese Räume zur Erinnerung an das Alltagsleben der DDR zu erhalten, doch die Politik unterlief diese Bestrebungen. Heute entsteht an dieser Stelle, wie Bazon Brock in seinem Aufsatz zurecht vermerkt, der Fake „Neues Berliner Schloss“.

Auch der Palast der Republik war eine Art „Fake“ der real existierenden DDR, aber die großartigen Räume, das typische 1970er-Jahre Design, Erichs zahllose Kugel-Lampen, die aufregend großen Gemälde namhafter DDR Künstler, ja sogar die kreisrunde, sich drehende Tanzfläche und die Bar. Das für alle Bürger der DDR offene Haus hat bei vielen Besuchern bis heute bleibende und durchaus positive Erinnerungen erzeugt. Einige namhafte Künstler, Kulturschaffende und sogar ein (West) Berliner Politiker (Peter Strieder) haben sich zur Erinnerung an diesen Palast die von Stefanie Bürkle entworfene „PdR“-Tapete in ihre Arbeitszimmer gehängt.

Zahlreiche Fotos des Katalogs zeugen sowohl von der Existenz des kompletten Palastes als auch von den Aktivitäten zahlreicher Künstler, die nach der Asbest-Sanierung noch die Hoffnung hatten, das Haus möge für eine neue Nutzung erhalten bleiben. All diese Objekte des einst prominenten „Palast der Republik“ sind heute unwiederbringlich verloren oder hoffnungslos zerstreut.
Ein Graffiti auf einem letzten Mauerstück bringt den Kummer vieler, die ihrer Identität verlustig zu gehen drohen, auf den Punkt: DIE DDR HAT’S NIE GEGEBEN.

Der Katalog umfasst zum einen zahlreiche Objekte aus dem einstigen Bestand des Palastes sowie Fotos der Bauzeit, des fertigen Baues und der Abrissphase. Elke Neumanns Arbeit und Konzept zeichnet sich besonders durch das Sammeln der zahllosen Objekte wie Gemälde, Wandteppiche, Lampen, Geschirr, Möbel bis hin zu Aschenbechern aus. Darüber hinaus führte Elke Neumann zahllose Gespräche mit „Betroffenen“ aus allen sozialen Schichten. Eine Arbeit, wie man sie sich umsichtiger und origineller wohl kaum wünschen kann. Über 40 Künstler sind mit ihren „Nach“- Arbeiten in dem Katalog vertreten, der auch facettenreiche Textbeiträge verschiedener Autoren enthält.

Es bleibt also für viele nur dieser Ausstellungs-Katalog, um eine nachhaltige Erinnerungskultur zu bewahren. Das ist wenigstens ein kleiner Trost. Unser Dank gilt Elke Neumann, die diese Ausstellung möglich gemacht und kuratiert hat.

04.10.2019
Gabriele Klempert
Palast der Republik. Utopie, Inspiration und Politikum. Hrsg.: Kunsthalle Rostock; Neumann, Elke. 232 S., z. T. fb. Abb. 32 x 23 cm. Br. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2019. EUR 30,00 CHF 42,00
ISBN 978-3-96311-187-7
 
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