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Max Bill. Typographie - Reklame - Buchgestaltung

Die Erfolgsgeschichte der Moderne ist - spätestens seit der Gründung des Bauhauses 1919 - eng mit der Diffusion ihrer Entwürfe in die bürgerliche Alltagswelt verbunden. Le Corbusier, Marcel Breuer oder Wilhelm Wagenfeld sind uns durch bequemen Liegekomfort, exklusive Stahlrohrmöbel oder praktische Geschirrideen vertraut, Reproduktionen von Kandinsky-Bildern gelten selbst bei jenen als 'cool’, die keinen Sonntag mit einem Museumsbesuch verbringen wollen, und der Formbestand von Werken eines Arp oder Nay verleiht den Dekors und Accessoires aus den fünfziger Jahren ihren Charme.
Kongeniale Anwendungsfelder fanden Künstler der klassischen Moderne auch in den Druckerzeugnissen, Reklameentwürfen und Buchgestaltungen ihrer Zeit. Herbert Bayer gestaltete 1923 die Thüringischen Notgeldscheine, Kurt Schwitters verlieh seiner Heimatstadt Hannover ein Corporate Design, das vom Stadtsignet bis zum Briefpapier des Städtischen Wohlfahrtsamtes reichte, und Friedrich Vordemberge-Gildewart, dessen Bilder und Reliefs nur in wenigen Museen anzutreffen sind, schuf in den fünfziger Jahren Drucksachen für die Ulmer Hochschule, die noch heute von zeitloser, atemberaubender Radikalität sind.
Zu den Allround-Künstlern der Bauhaus-Schule gehört auch der Schweizer Architekt, Künstler und Gestalter Max Bill (1908-1994), der 1927 zum Studium am Bauhaus nach Dessau gekommen war und 1950 zum Nestor der Ulmer Hochschule für Gestaltung wurde.
Während seine - wenigen realisierten - Architekturentwürfe kaum mehr präsent sind und die von ihm entworfenen Gebrauchsgegenstände schon den Rang anonymer Klassiker haben, kommt die Präzision und Kreativität seines Schaffens in der nun erstmals umfassend gewürdigten Gebrauchsgraphik vorbildlich und verbindlich zur Geltung.
Buchgestaltungen - etwa für das legendäre "Ascona Bau-Buch" (1934) - oder Plakatentwürfe - zum Beispiel für die Ausstellung "Die Farbe" (Zürich 1944) - zeigen die klare Kompromisslosigkeit und schillernde Bandbreite seiner Kreationen. Doch erst der nun vorliegende Werkkatalog, der ebenso Anzeigenentwürfe, und Ephemera dokumentiert, zeigt, dass Max Bill auch auf diesem Gebiet - neben Jan Tschichold, El Lissitzky, Schwitters und Vordemberge-Gildewart - zu den großen Gestaltern des 20. Jahrhunderts gehört. Und obwohl es zu den größten Herausforderungen an einen Verlag und dessen Hersteller gehört, ein Buch über einen der bedeutendsten Typographen des Jahrhunderts zu gestalten, ist es dem Schweizer Verlag Niggli mit Hans Rudolf Bosshard gelungen, ein vorbildliches und wunderbares Buch vorzulegen, das einlädt zu blättern, zu lesen und zu entdecken.
Rainer Stamm
Max Bill: Typografie, Reklame, Buchgestaltung /Max Bill: Typography, Advertising, Book Design. Beitr. v. Fleischmann, Gerd /Bosshard, Hans R /Bignens, Christoph. 1999. 304 S., zahlr. meist farb. Abb. - 27,8 x 22, 6 cm. Ln DEM 176,-
ISBN 3-7212-0341-0
 
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