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Der Landschaftsmaler Ludwig Philipp Strack

Der Landschaftsmaler Ludwig Philipp Strack ist dadurch in die Geschichte der Kunst um 1800 eingegangen, dass er einen Brief zur Entstehung von Wilhelm Tischbeins Ikone „Goethe in der Campagna“ verfasst und an den nachmaligen Kriegsrat Merck, das Urbild zu Goethes Mephisto, gesandt hat. Hinter dieser werbewirksamen Tat (der Brief wurde von Wieland veröffentlicht) trat sein eigenes Werk in den Hintergrund. Strack war aber nicht so sehr als ein Augenzeuge seines Vetters Tischbein wesentlich, er war auch selbst ein sehr qualitätvoller Maler von Ideallandschaften und Veduten, so dass das Erscheinen seines Werkverzeichnisses und seiner Biographie lange überfällig waren. Die Biographie zeigt die üblichen Bezugspunkte: Eine idyllische Kindheit in Haina, die Lehr- und Wanderjahre, unter anderem beim berühmten Onkel in Kassel und an der dortigen Kunstakademie, eine erste Stelle beim Prinzen Peter von Holstein-Gottorp, dem nachmaligen Herzog von Oldenburg, und zwei Italienreisen. Hier wird die Vedute zum Hauptgegenstand und Hackert zum gestalterischen Vorbild, dessen Palette Strack aber bezeichnenderweise ins niederländisch Braune abschattiert. Neben der Begegnung mit Hackert wurde eine Sizilienreise mit dem Archäologen und Cicerone Aloys Hirt für Strack prägend, von deren Eindrücken er bis ans Ende seiner Tage künstlerisch zehrte. Zunächst Hofmaler des Landgrafen von Hessen-Kassel wechselte Strack vier Jahre später in den ostholsteinischen Landesteil des Herzogtum Oldenburg- nach Eutin - über. Dieser Übertritt erfolgte nicht ohne Konflikt: „Der Maler legte in den folgenden Monaten eine erhebliche Renitenz an den Tag, die, natürlich in ehrerbietig-höflicher Form vorgetragen, in der Zeit des Spätabsolutismus überrascht.“ (S. 27) Strack reizte die Nähe zu Hamburg und zum holsteinischen Adel, die ihm offenbar größere Verdienstchancen in Aussicht stellte, als sie ihm das künstlerisch vielleicht gesättigtere Kassel und die offenbar bescheidenen Möglichkeiten als Hofmaler dort bieten konnten. Damit wurde er zum Begründer der nordelbischen Landschaftsmalerei und hat so unser Bild von der „holsteinischen Schweiz“ mitgeprägt: Tiefe Landschaftsausblicke, gerahmt von einigen mächtigen Solitärbäumen, nicht ohne Staffage und Vordergrundvegetation, sind ein festes Kompositionsschema des Malers. In ihnen beschreibt und verklärt Strack jene landschaftliche Idylle, die literarisch um dieselbe Zeit von Johann Heinrich Voß und Friedrich Leopold Graf Stolberg gestaltet wird und in die 1786 Carl Maria von Weber hineingeboren worden war. Strack verliert aber auch den Kontakt zu den großen künstlerischen Strömungen seiner Zeit, und schon 1800 kann Johann Georg Jacobi anlässlich der Herausgabe seines „Überflüssigen Taschenbuchs“ schreiben, „Ich nenne ihn einen überflüßigen, weil wohl niemand, hier unter dem Schwanz des kleinen Bären, in dem Städtchen Eutin einen solchen treflichen (sic) Künstler suchen wird, wie Strack.“

Idealisierte Landschaft und Ideallandschaft sind bei Strack zwei Genres, die sich verschränken: Die Löwenburg in Kassel wirkt, von ihm gemalt, wie eine Ruine hohen Alters, und die neolithischen Opfersteine in der Wildeshauser Geest gewinnen Piranesische Gigantik. Im Ganzen aber ist es mehr die Arkadik als die Monumentalität, die Strack pflegt. Und so, als greifbaren Vertreter idealer Landschaftsmalerei, dessen Bilder süditalienisches Flair ausstrahlen, aber vor ihrer Haustür entstanden, haben ihn die Hamburger Großkaufleute und die holsteinischen Großgrundbesitzer geschätzt. Er wurde der Pictograph eines nordwestdeutschen Arkadien, ihr Hackert. Vom neuen Geist gerade der norddeutschen Landschaft, den die Romantiker ihr verliehen, ist der 1836 in Oldenburg Verstorbene wohl kaum mehr berührt worden.

Das Werkverzeichnis umfasst 137 Werke, wobei aber sämtliche Skizzen der mit Kniep zusammen unternommenen Sizilien-Reise ebenso verschollen sind wie alle Vorstudien zu seinen Gemälden, etwa in Form von Ölskizzen. Es werden dank dieses Buches sicherlich weitere Werks Stracks wieder entdeckt werden.
31.7.2009



Jörg Deuter
Francksen-Liesenfeld, Silke: Der Landschaftsmaler Ludwig Philipp Strack 1761-1836. Biographie und Werkverzeichnis. 2008. 24 x 21 cm. (Veröff. d. Oldenb. Landsch. 14) Isensee, Oldenburg 2009. EUR 19,80
ISBN 978-3-89995-577-4
 
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