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Bahnhof Aarau – Chronik eines Baudenkmals

Der Schweizer Bahnhof Aarau galt bis in die 1990er Jahre als herausragendes Bauwerk von nationaler Bedeutung und musste trotzdem einem Neubau weichen. 1856 vom berühmten Nordostbahn-Architekten Jakob Friedrich Wanner erbaut, erlebte der Bau glorreiche Zeiten an einem der schönsten Bahnhofplätze der Schweiz und im Zentrum eines blühenden Quartiers. Zweimal wurde der spätklassizistische Bau sorgfältig vergrößert. Doch dann folgten sowohl am Bahnhof selbst als auch in der Umgebung wenig respektvolle Umbauten. 1995 fiel schließlich die Entscheidung, das inzwischen seiner ursprünglichen Strahlkraft beraubte Gebäude zu ersetzen.

Entstanden ist ein Neubau, wie er überall in der Welt stehen könnte. Ein langgezogener Kasten, der ebenso gut ein Flughafengebäude oder ein Einkaufszentrum sein könnte.

Das vorliegende Buch dokumentiert mit vielen neuen und historischen Fotografien sowie Originalplänen erstmals die Baugeschichte des Bahnhofs Aarau und des Bahnhofquartiers von 1856 bis 2011 und versucht daraus Lehren für den Umgang mit Baudenkmälern zu ziehen.

Ein Fotoessay von Hannes Henz fängt den Charakter des 2010 eröffneten, von Theo Hotz entworfenen neuen Bahnhofs ein und macht sich auf die Suche nach den Spuren von Aaraus Bahngeschichte. Obwohl die Fotos im strahlenden Frühlingsblau aufgenommen wurden, vermittelt sich nur triste Langeweile. Hier wurde eine gewachsene Struktur durch eine vermeintlich notwendige Modernisierung gänzlich zerstört. Sensibel gestaltete Erweiterungsbauten hätten das Flair des Bahnhofs und damit auch seiner Umgebung bewahren können.

Im Anschluss ist ein Gespräch wiedergegeben, in dem die Architekten Felix Fuchs und Uli Huber, sowie von Seiten des Denkmalschutzes Jürg Andrea Bossardt noch einmal die Bedingungen diskutieren, die zum Entscheid für den Ersatzneubau führten. Obwohl die Denkmalpflege sich eindeutig für den Erhalt des Bahnhofs ausgesprochen hatte, fehlten ihr die juristischen Mittel sich durchzusetzen. Das ist in der Schweiz ebenso wie in Deutschland. Und wenn es darüber hinaus an einer Lobby für den Erhalt eines Denkmals auch in der Bevölkerung fehlt, gewinnen immer die Anderen.

Insofern ist dieses Buch eine Mahnung, Denkmäler auch inmitten sich wandelnder Städte nicht leichtfertig aufzugeben. Es geht immer ein Stück Identität verloren.

01.02.2012
Gabriele Klempert
Hanak, Michael; Henz, Hannes; Weidmann, Ruedi. Bahnhof Aarau – Chronik eines Baudenkmals. Abb. von Henz, Hannes; Beitr.: Fuchs, Felix; Beitr.: Huber, Uli; Beitr.: Bossardt, Jürg; Hrsg.: SBB-Fachstelle für Denkmalschutzfragen; Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. 128 S. 125 fb. Abb. u. Pläne. 27 x 22 cm. Gb. Scheidegger & Spiess, Zürich 2011. EUR 50,00. CHF 59,00
ISBN 978-3-85881-338-1   [Scheidegger & Spiess]
 
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