KunstbuchAnzeiger - Kunst, Architektur, Fotografie, Design Anzeige Verlag Langewiesche Königstein | Blaue Bücher
[Home] [Epochen] [Rezensionen] [Druckansicht]
Themen
Recherche
Service

[zurück]

Antoninus Pius – Der vergessene Kaiser

Das Leben und Wirken des römischen Kaisers Antonius Pius ist außerhalb der Fachwelt kaum bekannt. Schließlich konnte die Regentschaft des Antoninus am Kaiserhof weder Intrigen noch Verschwörungen im Senat, weder Vulkanausbrüche noch große Schlachten an den Grenzen des Reichs bieten.

Antoninus Pius war der Kaiser, der in den drei Jahrhunderten zwischen Kaiser Augustus und Konstantin dem Großen in den Jahren von 138 bis 161 am längsten regierte. Die Herrschaft dieses pflichtbewussten Kaisers war im Gegensatz zu anderen Herrschern im römischen Reich erstaunlich unspektakulär, denn er war völlig frei von Ruhmsucht und Eitelkeit und bildete damit einen wohltuenden Kontrast zu seinen Zeitgenossen.

Einen Einblick in das Leben von Antoninus Pius und seiner Familie erlauben zahlreiche Münzporträts. Diese kleinen Kunstwerke vermitteln dem Laien mit erzählerischen unter sachkundigen Erläuterungen des Autors Günter Aumanns erst beim genauen Hinsehen viele Details des kaiserlichen Lebens. Fast nebenbei erfährt der Leser Kenntnis über das Imperium Romanum im Jahr 138, auf welche Weise Antoninus überhaupt Kaiser wurde und über sein Umfeld, darunter auch unter anderem seine Beziehungen zu Frauen. In heutiger Zeit sicherlich nicht vergleichbar, aber für die römische Welt damals als ausgesprochen friedlich galt die Einflussnahme Antoninus in den römischen Provinzen, auch wenn an deren Außengrenzen selten Frieden herrschte. Aber sogar die Parther zeigten sich vom Auftreten des Antoninus Pius beeindruckt. Er war ein herausragender Diplomat obwohl er – im Gegensatz zu seinen kaiserlichen Kollegen – meist Zuhause in Rom weilte.
Nachlebende Biographen bezeichneten diesen Herrscher auch als „Kümmelspalter“, dem er jedoch keineswegs entsprach. Er nahm es halt „genau“, über dieses Verhalten des Kaisers wird im letzten Kapitel berichtet. Über die Rechtsprechung, seine Einstellung zur Sklavenhaltung und deren Freilassungsordnungen, über Gerichtsverfahren und seine Haltung gegenüber Juden und Christen.

Zitate antiker Autoren und Lebensläufe von Zeitgenossen des Antoninus helfen darüber hinaus, dem Kaiser und seiner Zeit nahe zu kommen. Außerdem erleichtern Infoboxen, in denen wichtige Ämter und Begriffe erklärt werden, das Wirrwarr der Ämter und Aufgaben prominenter kaiserlicher Hilfsgenossen besser zu verstehen.

„Eigentlich“ ist der Autor, Günter Aumann, Mathematiker. Aber wie das Leben manchmal spielt, ergeben sich über den täglichen Beruf hinaus ganz neue Interessen. Günter Aumann sei Dank für dieses spannende und inhaltsreiche Buch über Antoninus Pius, wohin ihn die Numismatik trieb, die die Grundlage für dieses Werk bildet.
Unbedingt lesenswert, nicht nur für Liebhaber und Experten der römischen Geschichte.

02.07.2020
Gabriele Klempert
Antoninus Pius. Der vergessene Kaiser. Aumann, Günter.160 S. 69 meist fb. Abb. 24 x 17 cm. L. Reichert Verlag, Wiesbaden 2019. EUR 19,90.
ISBN 978-3-95490-393-1   [L, Reichert]
 
© 2003 Verlag Langewiesche [Impressum] [Nutzungsbedingungen]