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Rodin und die Skulptur im Paris der Jahrhundertwende

Nicht Monumentalskulptur oder Pariser Denkmäler erwarten den Leser des Kataloges "Rodin und die Skulptur im Paris der Jahrhundertwende". Stattdessen bilden fast 100 kleinformatige Plastiken für der privaten Bereich den Ausstellungsparcour des Bremer Paula Modersohn-Becker Museums und der städtischen Museen Heilbronn nach. Thematisiert wird nicht nur die Anziehungskraft Rodins auf eine ganze Bildhauergeneration, sondern auch der Austausch und die gegenseitigen Beeinflussungen von Camile-Antoine Bourdelle, Aimé Jules Dalou, Aristide Maillol, Henri Matisse, Constantin Meunier, Bernhard Hoetger und Pablo Picasso. Ausschließlich mit schwarz-weißen Abbildungen ausgestattet wird der Band eingeleitet mit Betrachtungen zum neu entstandenen Markt für kleinformatige Auflagenplastik und Kurzbeschreibungen der einzelnen Künstlerviten.
Vier Themen werden verschiedenen Aufsätze zugeordnet. Unter "Thema und Variationen" wird das Herauslösen einzelner Figuren aus größeren Kompositionen und die Autonomie sogar des körperlichen Fragmentes insbesondere bei Rodin und die daraus resultierenden inhaltlichen Verschiebungen aufgezeigt. So fand Rodin schließlich auch zum Konzept der Assemblage. Im Kapitel "Formenverdichtung und Torso: Der weibliche Akt" geht es um das Bildmotiv der kauernden Frauengestalt in Rodins Werk, die sich durch eine formale Verschlingung und durch "traurige Wollust" (Gustave Geffroy) auszeichnet. Die bei den Sammlern immer beliebter werdenden Darstellungen von Arbeitern werden in dem Kapitel "Vom Genre zur symbolischen Geste: Die Arbeit" analysiert. Von den heroischen Gestalten eines Meunier über die Schilderung des Arbeitsprozesses bei Dalou bis hin zum selbstentfremdeten Menschen bei Hoetger werden hier die künstlerischen Interpretationen des Themas aufgefächert. Schließlich behandelt "Physiognomisches Ausdrucksideal und abstraktes Bildnis" die Auswirkungen eines offiziellen Wettbewerb, des Concours de la téte de Expression, der seit 1759 von der Ecole des Beaus-Arts alljährlich ausgerichtet wurde. In der Tradition der expressiven physiognomischen Charakterforschung stehend entwickeln die Bildhauer nun eine neuartige Porträtsskulptur.
Das Band ist speziell für an dem Gebiet der Kleinplastik interessierte Leser wohl ein Muß, ansonsten in den Texten recht trocken. Der Hintergrund des künstlerischen Geschehens, die schillernde Stadt Paris, bleibt leider ganz ausgeblendet.
Annegret Winter
Vatsella, Katerina: Rodin und die Skulptur im Paris der Jahrhundertwenden. 2000. 176 S., 157 Abb., 28 cm, Gb, EUR 24,50
ISBN 3-89757-053-X
 
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