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Giottos Figuren – Mimesis und Imagination |
Giottos Figuren und ihre Bedeutungsproduktion werden von Effekten der ästhetischen Widersprüchlichkeit und einer spezifischen Künstlichkeitsmarkierung bestimmt. Zugegeben, manche Erläuterungen in diesem Werk vom Autor Klaus Krüger, geb. 1957, Professor für Kunstgeschichte an der FU Berlin, sind voll von nur schwer oder kaum allgemeinverständlichen Fachausdrücken beziehungsweise Fremdwörtern, aber dennoch gibt es die Gelegenheit, Giottos Absicht seiner geheimnisvollen Figuren besser zu verstehen.
Die Entfaltung eines neuen Wirklichkeitssinns kraft empirischer Naturnachahmung, die sich mit dem künstlerischen Werk von Giotto verknüpft, gilt seit je als Zeichen einer epochalen Wende in der europäischen Kunstentwicklung. Im Kern jedoch entfaltet Giottos Kunst bei aller Anschaulichkeit den Effekt einer ästhetischen Widersprüchlichkeit. Stehen seine Figuren wie leibhaftig vor Augen, so verkörpern sie doch ethische und religiöse Konzepte und damit abstrakt bestimmte Wertbegriffe. Durch ein Wechselspiel von Mimesis und Illusion, von Figur und Defiguration, von Anschauung und Begriff betreiben sie Sinnproduktion im Spannungsfeld von Auslegungsbedürftigkeit und Mehrdeutigkeit. Ungeachtet der Voraussetzungen der mimetischen Repräsentation behaupten sie ihren symbolischen Beweis folgerichtig im Horizont einer besonderen Kennzeichnung der Künstlichkeit. Wie sich nicht zuletzt im Licht aktueller Dichtkunst der Figuraldeutung und ihrer Frage nach dem »Kunstwerk als figura« (Auerbach) zeigt, verdichtet sich in Giottos Figuren die komplexe Vorstellung von einer verheißenden Gestalthaftigkeit, einer sinnlich-bildlichen Gestaltwerdung als Erfüllung einer Anwesenheit eines anderweitig Abwesenden.
03.12.2023
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| Gabriele Klempert |
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Giottos Figuren. Mimesis und Imagination. Krüger, Klaus. 544 S. 150, z.T. fb. Abb .24 x 17 cm. Gb. Wallstein Verlag, Göttingen 2023. EUR 49,00. |
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ISBN 978-3-8353-3802-9
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