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Die Geschichte des Christentums

Dass das Wissen um die Entwicklung der christlichen Kirchen für das Verständnis christlicher Kunst und Architektur die unerlässliche Grundlage bildet, hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz dazu veranlasst, einen 30 Meter langen und 5 Meter hohen „Zeitstrahl“ für die von ihr veranstaltete Ausstellung über Backsteingotik in Auftrag zu geben. Nachdem diese überdimensionale Zeittafel auf den Ausstellungen „Dialog des Geistes“ in Greifswald, Berlin und Wisrnar Bestandteil der Präsentation war, ist aus dem monumentalen Fries nun ein nicht weniger opulentes Faltbuch geworden, das 3,60 Meter misst (bzw. auch als Rolle erhältlich ist) und nicht nur in den protestantisch geprägten neuen Bundesländern kirchengeschichtlich anregen und auffrischen soll, was religlonsgeschichtlich vorauszusetzen ist, um Grundlagen zum „Lesen“ christlicher Kunst an der Hand zu haben.
Grapisch klar trennt die Zeitleiste oben Einführungstexte und Darstellungen Christi und Mariä, zu denen die Darstellung der Gläubigen hinzutritt, und unten finden sich Politik, Architektur, Kalligraphie und Kunstwerke religiösen Charakters. Um die Leiste gruppieren sich rot unterlegt „christliche Eckdaten“, grün unterlegt „politisches Zeitgeschehen“ und blau unterlegt „Parallelereignisse anderer Glaubensrichtungen“. Die kunsthistoriseh und ikonographisch erklärenden Texte zu den Kunstwerken liefert ein Extrablatt. Das Ganze ist zu dauernder Anbringung im Zimmer bestimmt, wo sich Bilder und Daten dann nach und nach und hoffentlich ohne stupides Lernen einprägen werden. Manches wird neu gelernt werden können, so etwa, dass Armenien die älteste Nationalkirche besitzt. Anderes werden wir erstaunt (wieder) gewahr, so daß die Laieninvestitur und das Zölibat erst 1074/75 kanonisch wurden. Daß die Geschichte des Christentums nicht nur eine Geschichte geistiger und politischer Weiterentwicklung ist, verschweigt das Faltbuch nicht. So wenn es Thomas von Aquin zitiert: „Die Frau ist geschaffen worden, um dem Mann zu helfen, aber nur bei der Fortpflanzung, denn bei allen übrigen Betätigungen wird der Mann woanders bessere Unterstützung finden.“(!)

Die Frage, wie speziell ein solcher Überblick werden darf, ist nicht allzu weit auszudehnen, aber z.B. das Konzil von Ephesus 431 hätte wohl erwähnt werden müssen, erkennt es doch Maria als Gottesgebärerin an und entrückt sie damit erstmals der menschlichen Sphäre, und sie nimmt Teil an der Gottheit ihres Sohnes. Auch ist die Frage, ob Begriffe wie „Bekennende Kirche“ oder „Reichskonkordat“ sich selbst erklären oder ob hier nicht eine sehr knappe Erklärung angebracht wäre? Das graphische Konzept des Riesen-Leporello ist aber nicht nur hoch informativ, sondern auch ästhetisch ansprechend geraten. Man nimmt es gern zur Hand, und es eignet sich auch zum Blättern.
Insgesamt ist der monumentale Versuch der „Monumente“ der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sicherlich ein gelungenes Unternehmen, christliche lkonographie anhand ausgewählter Beispiele im Bildgedächtnis zu verankern. und ein Datengerüst zu festigen.

Jörg Deuter
Die Geschichte des Christentums. Faltbuch. Beitr.: Mersiowsky, Mark. Faltbuch mit 12 Kartontafeln, zahlr. Abb. 42 cm. Pp Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn 2003. EUR 24,50
Auch als Rolle. EUR 24,50 ISBN 3-936942 36-6
ISBN 3-936942-37-4   [Monumente Verlag]
 
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