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Tutanchamun. Das goldene Jenseits - Ausstellung noch bis 3. Oktober 2004 in Basel

"Die Kultur des alten Ägypten übt ungebrochen eine kraftvolle Anziehung auf uns aus. Seit Generationen inspiriert sie das künstlerische, gestalterische und intellektuelle Schaffen.“ Diese Feststellung des Sponsors Marcel Ospel von UBS ist unbestritten. Und es ist daher eine zutiefst passende Geste, am Anfang dieses Ausstellungskataloges Ägypten Dank zu sagen, stellvertretend und namentlich dem ägyptischen Präsidenten und den Repräsentanten der ägyptischen Regierung und Kultur. Denn sie ermöglichten es, dass die Schätze der Pharaonen nun im Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig vom 7. April bis 3. Oktober 2004 zu sehen sind. Für einzelne Exponate ist es das erste Mal, dass sie ausserhalb Ägyptens präsentiert werden; der Grabschatz Tutanchamuns, der in Europa zuletzt vor über 20 Jahren zu sehen war, wird in dieser Ausstellung erstmals in größerem Kontext gezeigt.
Der Katalogband, den die "Süddeutsche Zeitung" am 7. April 2004 enthusiastisch als "außergewöhnlich guten Katalog" betitelte, bietet neben der Beschreibung der einzelnen Exponate noch eine Reihe von Sachartikeln von namhaften Ägyptologen, wie beispielsweise von Erik Hornung und Elisabeth Staehelin. Sie informieren über die Geschichte des Ägyptischen Museums in Kairo, um dann näher die Pharaonenzeit der 18. Dynastie zu beleuchten. Es ist das die Zeit von 1550 - 1291 v. Chr.., in der nach Vertreibung der Hyksos und Zurückgewinnung Nubiens Theben zur Hauptstadt ausgebaut wurde, in der Hatschepsut, Thutmosis IV., Amenophis III., Echnaton mit Nofretete und schließlich Tutanchamun Pharaonen waren und die Felsengräber im Tal der Könige angelegt wurden. Der Beitrag von André Wiese ist, getreu dem Motto der Ausstellung, der Grabausstattung königlicher und nichtköniglicher Personen im Tal der Könige gewidmet (S. 83- 127), wobei er auf die religiösen Jenseitsvorstellungen ebenso wie auf die Mumifizierung, aber auch auf den Inhalt einzelner Grabkammern und die symbolische Anordnung der Beigaben eingeht. Er beschränkt sich dabei nicht nur auf die 18. Dynastie, sondern beschreibt auch Gräber der 19./20. Dynastie (1291- 1075 v. Chr.), so die von Sethos II., Rarnses II., Ramses III. und Ramses IV. Die Skizze zu den Fundorten der Gräber im Tal der Könige auf Seite 59 ist dazu eine inforwative Ergänzung.
Diese qualitativ hochwertigen Sachartikel sind ein gelungener Einstieg zu dem Katalogteil, der zweifellos den Mittelpunkt dieses Bandes ausmacht. Beschrieben wer-den 94 Exponate von insgesamt 120 Ausstellungstücken. Die Farbwiedergabe ist dabei einzig: Das Blau der Fayence, z. B. am Anch-Zeichen und Was-Zepter, leuchtet naturgetreu, die vergoldeten Holzfiguren im Grab von Juja und Tuja glänzen matt, die Kanope der Kija aus ägyptischem Alabaster zeigt die mehrfarbige Maserung des polierten Steins und gibt dem abgebildeten Gesicht einen weichen Schein. An den Schmuck- und Repräsentationsstücken des Tutanchamuns sind die Goldziselierungen an den einzelnen Objekten und feinen Goldschmiedenuancen deutlich, jedoch farblich unaufdringlich erkennbar, besonders gut zu verfolgen am Diadem des Tutanchamuns (Exponat 65) und den Pektoralen (Exponate 71-73).
Die Ausstellung vermittelt in der Vielfalt der Einzelexponate einen komplexen Eindruck von den religösen Jenseitsvorstellungen in der Pharaonenzeit: Nicht nur Schmuck und Insignien, nicht nur Statuen und Götterdarstellungen, auch Alltaggefäße, wie Schalen und Möbel, Früchte, Spielzeug, Salb- und Kosmetikgefäße, Reiseutensilien, Unterhaltungs- und Musikinstrumente wurden für das Dasein im Jenseits den Toten mit ins Grab gegeben.
Es ist unbedingt richtig: Dieser Ausstellungskatalog vermittelt einen nachhaltigen Überblick zu einer der großartigsten Ausstellungen im Europa des Jahres 2004. Die im Anhang zusätzlich angebotenen, thematisch geordneten Literaturhinweise bieten eine weitere Quelle, um das Gesehene und Gelesene individuell vertiefen zu können.
Weitere INformationen unter: www.tutankhamun.ch
Gisela Ewert
Tutanchamun. Das goldene Zeitalter. Grabschätze aus dem Tal der Könige. Beitr.: Mamdouh Mohamed Eldamaty, Andrea
Loprieno, Susanne Bickel, Erik Hornung, Elisabeth Staechelin und Andre Wiese.
Katalogbuch zur Ausstellung, Basel, Antikenmuseum und Sammlung Ludwig, 7.4.-3.10. 2004. Hrsg. Wiese, André /Brodbeck, Andreas. 400 S., 550 Abb., davon 150 fb., 50 Strichzeichn., Reprodukt. von Originalaufn. 29 cm. Pb Hirmer, München 2004. EUR 49,90
ISBN 3-7774-2065-4
 
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