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Ehrwürdige Ruinen: Mantegnas „Triumph Caesars“ neu gesehen

Ehrwürdige Ruinen: Mantegnas „Triumph Caesars“ neu gesehen.
Der 1431 geborene oberitalienische Frührenaissancemaler, Zeichner und Kupferstecher Andrea Mantegna war in den vergangenen Jahren kein allzu großes Thema für die kunsthistorische Forschung. Der Schüler Francesco Squarciones und Hofmaler der Gonzaga in Mantua gilt vor allem seit der 1979 erschienenen Monographie Andrew Martindales als hinlänglich bekannter Meister, dessen Kunst seit Giorgio Vasaris „Viten“ von allen Seiten beleuchtet wurde.
Nun – pünktlich zum 500. Todestag Mantegnas – ist ein schmaler Band des 1967 geborenen Wiener Kunsthistorikers Thomas Arlt erschienen, der verspricht, ein Meisterwerk der Renaissance „in neuem Licht“ zu präsentieren. Es handelt sich hier um den in den neunziger Jahren des Quattrocento entstandenen „Triumph Caesars“ - einen neunteiligen Zyklus (Tempera auf Leinwand, 268 x 278 cm) Mantegnas, der sich heute im Hampton Court Palace in der Nähe Londons im Besitz der englischen Königin befindet.
Arlt hat seinen Band in drei Kapitel unterteilt, denen eine kurze Einleitung vorangestellt ist. Das erste Kapitel hat die Aufgabe, das Werk Mantegnas vorzustellen, beschreibt die antiken Quellen, die Inhalte der einzelnen Szenen, Entstehung und Geschichte, aber auch den Verfall und die verschiedenen Restaurierungen des Werks, das Mantegna auf dem Höhepunkt seines Könnens zeigt: Sein sich vor antiker Kulisse entfaltender Figurenstil ist von monumentaler Erhabenheit, von einer an antiker Kunst geschulten, skulptural anmutenden Strenge, wie man sie sonst kaum findet – geschuldet vor allem der Präsenz des Linearen, der zeichnerischen Schärfe.
Im zweiten Kapitel stellt Arlt alle bisher bekannten Kopien des Werkes Mantegnas vor, um im dritten Kapitel zu seinem eigentlichen Hauptthema, zwei jüngst neu aufgefundenen Kopien in der Alten Galerie in Graz zu kommen. Es handelt sich hierbei um die bisher noch nicht wissenschaftlich untersuchten Kopien nach der Nr. II („Die Triumphkarren“) und der Nr. IX („Julius Caesar auf seinem Triumphwagen“). Diese sind, so Arlt, wohl italienischer Provenienz und ins 17. Jahrhundert zu datieren.
Arlts Forschung an den Kopien bereinigen unsere Vorstellung der vor allem im 17. und 18. Jahrhundert durch unsachgemäße Restaurierungen entstellten Originale, die Arlt als „ehrwürdige Ruinen“ bezeichnet: Vor allem die ursprüngliche, „wunderbar matte, kühl leuchtende“ Farbigkeit ist nach Arlt in den Grazer Kopien deutlich besser konserviert als in den Originalen, bei denen der verdunkelnde Firniss „die beabsichtigte Wirkung der Malerei konterkariert.“ So kommt Arlt zu dem Schluss: „Anhand der Kopien in der Alten Galerie kann man sozusagen einen Blick in die Vergangenheit werfen und noch einen Abglanz von der Schönheit dieser Meisterwerke erhaschen, wie ihn die Originale in Hampton Court in ihrem traurigen Erhaltungszustand kaum mehr bieten können.“
Marc Peschke
Arlt, Thomas: Andrea Mantegna "Triumph Caesars". Ein Meisterwerk der Renaissance in neuem Licht. 128 S., 59 Abb., 16 S. fb. Abb. 24 x 17 cm. (Ars viva 9), Böhlau, Köln 2005 Pb. EUR 24,90
ISBN 3-205-77298-9
 
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