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Kinder in der Kunst - Kunst für Kinder

Die Idee ist einfach und gut, da sie auf Identifikation beruht: Es sind die Kinder aus den Gemälden, die den jungen Rezipienten des Arbeitsheftes „Kinder in der Kunst – Kunst für Kinder“ (ohne Altersangabe, 6-10 Jahre) durch die Landesgalerie im Landesmuseum Hannover führen. Das historische Kind entstammt den Gemälden des 19. Jahrhunderts, ein Jahrhundert, das auch durch den Großteil der elf im Arbeitsheft gezeigten Werke repräsentiert wird. Denn erst seit Ende des 18. Jahrhunderts wird der Kindheit im heutigen Sinne mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Der kindliche Betrachter kann sich somit in den Erfahrungshorizont der dargestellten Kinder leichter einfinden und gleichzeitig von seiner Lebenswirklichkeit abgrenzen.

Das Arbeitsheft ist für den aktiven Museumsbesuch vor Ort konzipiert. Die dreiundvierzig Kartonseiten sind mit einer Ringbindung zusammengefügt und können auch als Schreibunterlage verwendet werden. Auf jeder Doppelseite findet sich ein Bild und Text in verschiedenen Farben, die bestimmte Funktionen markieren: Rot sind die Aufgaben, die der junge Museumsbesucher erfüllen soll, Schwarz die Bildbeschreibungen, Blau die Hintergrundinformationen. Grüne, sehr kleine Rahmen bieten die Möglichkeit, die Ergebnisse der Aufgaben ins Heft zu notieren.

Die Aufgabenstellungen verfolgen inhaltlich drei Ziele. Erste Ziel ist die Vermittlung eines historischen Bewusstseins. Durch ausgewählte Übungen, die auf die Differenz zwischen Jetzt und Früher zielen, wird dies gefördert. Zweites Ziel ist die Orientierung im Museum: Objektbeschriftungen und Bilder müssen gefunden werden. Das dritte, am gründlichsten verfolgte Ziel ist die Werkbetrachtung. Zu jedem Bild findet sich ein beschreibender Text und der Großteil der Aufgaben erfordert genaues Beobachten und vergleichendes Sehen. So findet man den Klassiker des Bildvergleichs, bei dem der kindliche Betrachter Unterschiede zwischen Original und Fälschung umkreisen soll. Jedoch ist bei den Aufgaben oftmals nicht ersichtlich, ob sie besser zu Hause, oder im Museum ausgeführt werden sollen. Hier wäre ein stringenteres Layout hilfreich.

Für dreiundvierzig Seiten und elf Werke hat sich der Museumsbegleiter der Landesgalerie also viel vorgenommen, zu viel, denn das Buch erscheint leider nicht nur gestalterisch, sondern auch inhaltlich als buntes Sammelsurium. Es ist daher sinnvoll, bei der Bearbeitung den jungen Leser nicht allein zu lassen. Vielmehr sollte der Erziehungsberechtigte – wie bei der museumspädagogischen Kinderführung, aus der das Werk entstanden ist - mit Erklärungen und weiterführenden Informationen zu rate zu stehen. Dabei ist das Mitführen eines Stiftes unabdingbar, auch eine Schere wird gebraucht. Mit diesen Voraussetzungen könnte das Heft Spaß machen und Früchte tragen, doch da wäre noch der Preis: 10€ zusätzlich zum Eintrittsgeld sind für ein solches Arbeitsheft einfach zu hoch.

17.05.2010

Vera Herzog
Spötter, Anke: Kinder in der Kunst - Kunst für Kinder. Hrsg. v. Niedersächsisches Landesmuseum Hannover. 44 S., mit 41 fb. Abb. 26 x 21 cm. Spiralb Deutscher Kunstverlag, München 2009. EUR 9,90
ISBN 978-3-422-06926-8
 
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