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Metropole Berlin – Die Wiederentdeckung der Industriekultur

Die Wiederentdeckung der Berliner Industriekultur
Dieses Buch hat einen sehr sinnvollen und vielversprechenden Ansatz: eine aktuelle Bestandsaufnahme der Berliner Industriekultur zu leisten, ihre Akteure zu benennen und Wege aufzuzeigen wie das Potenzial der reichen Berliner Industriekultur besser genutzten werden kann. Im Klappentext wird formuliert: „Die Beiträge des Buchs spüren den sichtbaren und unsichtbaren, den vergessenen und neu entdeckten Spuren der Berliner Industriekultur nach und erzählen von technologischen Innovationen, von Gründergeist und Pionieren, reflektieren die dunklen Seiten der Geschichte“. Leider entsprechen nur wenige Beiträge diesem Programm, diesen Ansprüchen: der Beitrag Thorsten Dame zu der für Berlin so prägenden Elektroindustrie („Elektropolis Berlin“), die Darstellung Hubert Staroste zur Luftfahrt in Berlin und der Überblick zur traditionellen Rüstungsindustrie in Berlin-Spandau von Heike Oevermann und Urte Evert („Brennglas Spandau“). Aber statt ausufernde Beiträge zu den baulichen Zeugnissen der Frühzeit der Elektrifizierung von Valparaiso und Santiago in Chile wäre ein Überblick über die vielfältigen Zeugnisse der Berliner Industriekultur, die Arbeit des Denkmalschutzes und die erfolgreichen Umnutzungen hilfreich gewesen. Auch fehlt die Darstellung der engen Verbindung mit der Industrieentwicklung in Brandenburg. Lediglich im Zusammenhang mit der für die Berliner Industrie entscheidenden Wasserstraßeneinbindung und bei der Nennung der Randwanderung wichtiger Berliner Industriebetriebe gibt es Hinweise auf die so essentielle Vernetzung mit Brandenburg.
Die Einführung des Herausgebers zum Themenbereich „Berliner Industriekultur“, ihrer Begrifflichkeit und Konjunktur ist sehr lesenswert, wenn sie auch versäumt auf wichtige Ausstellungen und Publikationen zum Thema hinzuweisen: so das im Rahmen der Preußen-Jahr 1981 erschienene dreibändige Werk „Berlin: Von der Residenzstadt zur Industriemetropole“, die wichtige, vom Berliner Bausenator herausgegebene Überblicksdarstellung „Historische Bauwerke der Berliner Industrie“ von 1988, das Standartwerk von Miron Mislin „Industriearchitektur in Berlin 1840-1910“ von 2002 und schließlich „Kathedralen der Arbeit“ von Matthias Barth von 2016, dem einzig noch lieferbaren Führer zu den Stätten der Berliner Industriekultur. Mit einem umfassenden, gar kommentierten Literaturverzeichnis wäre diesem Defizit etwas abgeholfen worden. Leider fehlt dieses wie ein Register.
Sehr informativ ist das Buch dann, wenn über aktuelle Vermittlungsangebote des Berliner Zentrums Industriekultur berichtet wird. Neben einem immer vollständigerem online-Angebot werden ähnlich wie bei der erfolgreichen „Route der Industriekultur“ in NRW bis Ende 2021 fünf Radrouten entwickelt, die via App, Ausschilderung und Radkarte „Stadtgeschichte aus dem Blickwinkel ihrer industriellen Entwicklung erlebbar machen“. Die Radkarte der Route 1 zum Thema „Warmes Licht und kühles Bier“ ist dem Buch schon beigeheftet.

04.02.2020
Jörg Raach
Metropole Berlin. Die Wiederentdeckung der Industriekultur. Hrsg.: Hoppe, Joseph; Oevermann, Heike. 272 S. 218 Abb. 26 x 21 cm. Engl. Br. Bebra Verlag, Berlin 2020. EUR. 24,00.
ISBN 978-3-89809-167-1
 
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