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Regierungsbauten in Berlin. Geschichte, Politik, Architektur |
Weniger Vorwort war nie. Bei Volker Wagner steht gar keines. So unmittelbar wie sein Überblick der "Regierungsbauten in Berlin" einsetzt, beginnen nicht einmal die von Georg Dehio initiieren "Handbücher der Deutschen Kunstdenkmäler". Gerade zu deren jüngst in 2., überarbeiteter Auflage erschienenem Band über Berlin ist Wagners bebilderter und hierarchisch geordnete Zusammenstellung von 2001 aber eine meist gute, teils notwendige Ergänzung. In vier Abschnitten stellt der Berliner Autor die wichtigsten Bauten der Verfassungsorgane, er nennt sie unscharf "Regierungsbauten" (Teil 1), der Bundesländer (Teil 2), der Parteien (Teil 3) und von Stadt und Land Berlin (Teil 4) monographisch vor. Nach immer gleichem Schema, darin dem Handbuch durchaus ähnlich, entrollt er rund 50 separate Chronologien von Areal und Bauwerk - ein Absatz beschreibt stets die architektonischen Grundzüge -, und rundet den Überblick mit Foto und schwarz unterlegter Zeittafel, dem so genannten Gebäudepass, ab. Bis zu sechs Seiten erhalten wichtige Bauten wie der Reichstag, jedem Bau wird aber mindestens eine Doppelseite zuerkannt.
Wer an die knapp gefassten Angaben Dehioscher Handbücher gewöhnt ist, findet bei Wagner deutlich mehr Details, was zuweilen leider zu Aufzählungen von Summen und Flächen gerät und besser in einem tabellarischen Anhang Platz gefunden hätte. Die breite Leserschaft, auf die das Buch abgestimmt ist, wird aber gut unterrichtet und erfährt, welche Gebäude den politischen Vertretern von Bund, Ländern und Parteien in Berlin als Quartiere dienen. Die große Zahl der genannten wissenswerten Begebenheiten - etwa derzweimaligen Hissung der roten Fahne der Sowjetunion auf unterschiedlichen Ecktürmen des Reichstags - wiegt weniger interessante Details auf, z.B. dass die Photovoltaik-Anlage auf dem Willy-Brandt-Haus 300 qm groß und begrünt ist. Doch fehlen wichtige Einsichten. So erschließt erst die gründliche Lektüre, dass die häufig geschichtsträchtigen Gebäude hauptsächlich im ehemaligen Westteil der Stadt stehen, während man Aussagen dazu vermisst, ob und wie sich die neuen Bewohner zum historischen Erbe der Bauten aus Preußen-, Kaiser- oder NS-Zeit verhalten.
Wie sehr die Berliner Landschaft politischer Bauten noch in der Entwicklung ist, zeigt sich bei Behandlung der jüngst entstandenen und noch entstehenden Vertretungen der Länder beim Bund. Neben gerade eingeweihten Häusern sind hier eine Baustelle, dort nur ein Modell im Foto wiedergegeben, und manches Gebäude, das nach Wagners in die Zukunft projizierten Terminen bereits bezogen sein sollte, steht derzeit immer noch im Rohbau. Eine überarbeitete Neuauflage, die dem ansprechenden Buch zu wünschen ist, wird nicht nur zu diesen Bauten aktualisieren; sie sollte zur besseren Orientierung auch eine Karte beifügen. Und nach dem Muster der gelungenen Publikation wäre es wünschenswert, wenn sich der Autor als nächstem reizvollem Projekt den Botschaften und Vertretungen in der Bundeshauptstadt widmete, überschrieben: "Botschaftsbauten in Berlin".
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Götz J. Pfeiffer |
Wagner, Volker: Regierungsbauten in Berlin. Geschichte, Politik, Architektur. 03/2001. 160 S., zahlr. Ill. - 25 x 21 cm. Gb DEM ca 44,- |
ISBN 3-930863-94-4
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