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„Brazil“ von Olaf Heine

Lässige Eleganz.

„Olaf is blessed with a clear and inescapable German eye. You better run, or fight back“, so beschrieb der Sänger Iggy Pop einmal den fotografischen Stil des international renommierten Berliner Porträtisten Olaf Heine. Grimmig schaute Pop vom Cover des Olaf Heine-Fotobuchs „Leaving The Comfort Zone“. Mit nacktem Oberkörper, schweißbedeckt, die Fäuste bandagiert. Wie ein Boxer, der einen harten Kampf ausgefochten hat – aber immer noch nicht aufgeben möchte.

Was ist das, ein „deutsches Auge“? Gibt es so etwas überhaupt? In jedem Fall hat es der gebürtige Hannoveraner Olaf Heine geschafft, einen Stil zu kreieren, der Popstars, Sportler und Schauspieler um den Finger zu wickeln versteht. Alle wollen sich von diesem Berliner fotografieren lassen. Und das ausschließlich in Schwarzweiß.

Doch sein neues Buch ist ganz anders. Hier zeigt sich das „deutsche Auge“ von neuer, sanfterer Seite. Das mag auch am Sujet liegen, denn „Brazil“, so der Titel des neuen Bandes, versammelt Bilder, die Heine in Brasilien gemacht hat. Wie etwa „Girl Descending a Ramp“, entstanden in der Planstadt Brasília im Jahr 2012. Es ist eine besondere Eleganz in den Bildern Heines, dessen Buch passgenau wenige Wochen vor der Fußball-Weltmeisterschaft erscheint.

Wieder fotografiert er ausschließlich in Schwarzweiß – mit viel Gespür für die Kurven der Architektur, wie jene der Menschen, die er fotografiert hat. Oscar Niemeyers Diktum „Das ganze Universum ist aus Kurven gemacht“ nimmt Heine wörtlich und lässt sich von jenem sehr besonderen brasilianischen Lebensgefühl tragen, das bis heute von enormer Attraktivität ist.

Ganz gleich, ob er Menschen fotografiert, Architektur oder Alltagszenen, besondere kulturelle Hervorbringungen des Landes, Städte und Dörfer – stets haben Heines Bilder eine lässige, ganz aus der Zeit gefallene Eleganz. Das Kühle hat Heine inzwischen mehr und mehr aus seinen Inszenierungen getilgt, aber noch immer ist er ein Meister darin, seinen Figuren Raum zu geben – viele seiner Orte sind wie Bühnen, auf der die Protagonisten agieren.

Vor allem auch die Architekturfotografien der bekannten Bauten von Oscar Niemeyer sind von hoher Qualität: Sie fangen die Schlichtheit und Zeitlosigkeit der Architektur auf schönste Weise ein. Bei einigen der Fotografien glaubt man, sie könnten viele Dekaden alt sein – aus der Entstehungszeit der Architektur stammen. Manche Akte und Porträts dagegen haben nicht ganz die Kraft und Originalität. Eine der schönsten Aufnahmen zeigt Surfer auf ihren Boards in der Abendsonne – die sich zu einem Kreis im Meer versammelt haben. Oder die Christus-Figur über Rio: Brasilien ist und bleibt: ein Sehnsuchtsort.

12.06.2014
Marc Peschke
Brazil. Heine, Olaf. Dtsch;Engl. Franz;Portugiesisch. 256 S. 150 Abb. 35 x 26 cm. Gb. teNeues, Kempen 2014 EUR 79,90. CHF 109,00
ISBN 978-3-8327-9813-0
 
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