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Walter Vogel |
Walter Vogel, geboren 1932 in Düsseldorf, begann 1950 zu photographieren. In seinen ersten Photographien hielt Walter Vogel mit unbestechlicher Klarheit fest, wo das Wirtschaftswunder nicht stattfand. Wo die Idyllen nicht einmal erträumt wurden, und doch zeigen die Bilder eindrucksvoll, dass das Schlimmste überstanden war und so etwas wie Gelassenheit auf die Zukunft Einzug hielt.
Walter Vogel war Ende der fünfziger Jahre, Anfang der sechziger Jahre ein gut verdienender Maschinenbauingenieur, Verfahrenstechniker in der chemischen Industrie. Das Wirtschaftswunder hätte er für sich ohne weiteres nutzen können, und doch wurde ihm dieses Dasein zu eng, und er fing mit nunmehr dreissig Jahren noch einmal von vorne an.
1963 trat Walter Vogel in die Folkwangschule in Essen ein und begann sein Studium bei Otto Steinert. Selber eigentlich Medizinier und somit Autodidakt, entwickelte er neue methodische Ansätze zur Photographie. Steiner verwarf die rein dokumentarische Sichtweise und lehrte eine "subjektive Photographie", die ein persönliches Gestalten einbezieht. Unter Steinert war Vogel Profi und Anfänger zugleich, doch er lernte schnell, und Vogels Bilder erreichten schnell eine hohe Qualität bezüglich der Motive, Ausschnitte und der Ausarbeitung, verbunden mit Vogels ungeheurem Engagement. Seine Themen fand er weiterhin und vorwiegend im Ruhrgebiet, und diesem Lebensraum widmet sich auch der hier vorliegende Band. Die kleinen Vergnügungen sind es, die Vogel ins Bild setzt, die Idyllen der Freiheit wie Jahrmarkt-, und Zirkusbesuch, knappe Jeans und Tanzvergnügen, Kinobesuch und Schulausflug oder das sorglose Spiel der Kinder auf der Strasse.
Ab 1968 widmete sich Walter Vogel dann der Reportagephotographie, unternahm ausgedehnte Reisen in afrikanische und asiatische Länder, bevor er sich ab 1977, nachdem er nach Frankfurt umgezogen war, Bild-Text-Geschichten über Kunst der Travestie und Kultur des italienischen Cafés und ähnlichen Sujets widmete. Walter Vogel zählt noch immer - nun siebzigjährig - zu den großen Reportagephotographen Deutschland, und sein Können wird schon in seinen Anfängen deutlich. Den Beweis bringen die Bilder in diesem Buch. Eine Bereicherung unseres Bildes von der Fotokultur der 1950er bis 1970er Jahre neben Magnum, Twen- und anderer Fotografie.
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Gabriele Klempert |
Walter Vogel. Deutschland. Die frühen Jahre. 103 S. 150 Abb. in Duoton. 31 cm, Gb. Christian Brandstätter, Wien 2002. EUR 49,90 |
ISBN 3-85498-195-3
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