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Archäologie in Rheinland-Pfalz

Einer der gesetzlichen Aufträge der Denkmalschutzbehörde ist die Vermittlung ihrer Arbeit. Dieser Verpflichtung kommt das rheinland-pfälzische Landesamt als Herausgeber von Jahresberichten nach. Bisher erschienen diese wenn auch kontinuierlich, so doch in sehr unregelmäßigen Abständen. Damit ist nun Schluss. Ab dem Berichtszeitraum 2002 wird jährlich in inhaltlich wie optisch attraktiv gestalteten Büchern über die Anstrengungen in Schutz und Pflege seitens der Bau- und Kunstdenkmalpflege sowie auch der Archäologischen Denkmalpflege Rechenschaft abgelegt. Zwar werden die jeweiligen Unternehmungen dieser Fächer weiterhin in eigenen Bänden dokumentiert, doch machen identische Aufmachung und Erscheinungsrhythmus die Verzahnung der Disziplinen sichtbar. Die erste unter dieser Prämisse bearbeitete Ausgabe für Bau- und Kunstdenkmäler, die erweiternd die Mitteilungen der Abteilung Burgen, Schlösser und Altertümer enthält, verliert sich nicht in der Aufzählung einzelner, verdienstvoller Taten, sondern es werden kapitelweise abgeschlossene Projekte vorgestellt sowie aktuelle Forschungsfragen der diversen Arbeitsfelder beleuchtet. Den Schwerpunkt bilden aufschlussreiche Abhandlungen zu Maßnahmen an Schloss- und Villengärten des 18. und 19. Jahrhunderts, die sich im Land in großer Zahl und in mehr oder weniger gutem Zustand erhalten haben. Namhafte Landschaftsarchitekten hinterließen hier ihre Spuren. Einer von ihnen, der im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts tätige Botaniker, Agrarhistoriker und Heidelberger Garteninspektor Johann Metzger, übernahm Aufträge von Industriellen und Weingutbesitzern in der nahe gelegenen bayerischen Rheinpfalz. Ihm ist aufgrund der Bedeutung seiner Anlagen in Bad Dürkheim, Dirmstein, Eisenberg und Wachenheim ein Aufsatz gewidmet. Metzgers zentrale Rolle im Landstrich wird zudem in den Berichten über die Parks in den genannten Orten deutlich, die gegenwärtig im Fokus der Gartendenkmalpflege stehen. Dazu ist anzumerken, dass Gartenanlagen, Friedhöfe, gärtnerisch gestaltete Wehr- und Befestigungsanlagen sowie Uferpromenaden ein noch junges Kapitel der staatlichen Denkmalpflege sind. Um so erfreulicher ist es, dass deren Erhalt höchste Aufmerksamkeit genießt und vollständig sanierte Objekte in dem Band vorgestellt werden können, wie etwa Garten und Park des romantischen Preußenschlosses Stolzenfels bei Koblenz. Bedeutende Künstler aus dem Kreis um die Hohenzollernherrscher konzipierten die Anlage oberhalb des Rheinlaufs: Karl Friedrich Schinkel, Friedrich August Stüler, Peter Josef Lenné, Christian Daniel Rauch. Diesem theorielastigen, weil von historischen und bauhistorischen Fragen geprägten Kapitel folgen praxisorientierte Einzelberichte über Befunde und Neuentdeckungen in der Sakralarchitektur. Unter anderem werden Informationen zu Bauaufnahmen und -substanz an den drei großen Kaiserdomen Mainz, Speyer und Worms geliefert. Im Folgenden sind unter der Überschrift "Sorgenkinder" die am dringlichsten zu betreuenden Bauten subsumiert, deren Rettung mit vielerlei Problemen verbunden ist und einem mit Rückschlägen gepflastertem Weg gleicht. Häufig erschweren Gesetzeslage, mangelndes Engagement von Besitzern oder Kommunen und schwierige Nutzungs- und Instandhaltungsfragen die denkmalpflegerische Arbeit. Um so erfreulicher ist hingegen die Meldung, dass das obere Mittelrheintal 2002 auf die Liste des UNESCO-Welterbes gesetzt wurde. Die Nominierung der Strecke zwischen Bingen und Koblenz, mit ihren Burgen und Schlössern Inbegriff der romantischen Rheinlandschaft, drohte aus bürokratischen Gründen zu kippen. Es ist das Verdienst der Denkmalbehörden Rheinland-Pfalz und Hessen, dass die Bewerbung von Erfolg gekrönt war.
Den Zeugnissen älterer Landesgeschichte widmet sich die archäologische Denkmalpflege, die unter dem Titel "Archäologie in Rheinland-Pfalz 2002" in die neue Reihe startete. In 40 Aufsätzen werden stein- bis neuzeitliche Bodenfunde ins Licht gerückt. Bei den geborgenen Schätzen handelt es sich entweder um Fundstücke der Naturgeschichte wie etwa Fossilien oder um Hinterlassenschaften vergangener Kulturen, die in zwei getrennten Buchkapiteln Platz finden. In den meisten Fällen riefen im Rahmen von Nutzungsänderungen unternommene Bodenbewegungen die Archäologen auf den Plan. Bei der Erschließung von Neubaugebieten, der Anlage der ICE-Trasse Frankfurt/Köln oder den Arbeiten zur Landesgartenschau 2004 in Trier stießen die Forscher auf Überreste früheren Lebens. Auf dem Gebiet des Bundeslandes Rheinland-Pfalz sind dies besonders Überbleibsel provinzialrömischer Siedlungen. Villen- und Kastellanlagen, Theaterbauten und reich ausgestattete Gräber zeugen von der Wichtigkeit und der strategischen Bedeutung der Region Obergermanien in der Römerzeit. Außerordentlich erwähnenswert ist ein Länder übergreifendes Projekt mit der luxemburgischen Denkmalpflege. Im grenznahen Echternach wurde auf der Grundlage neuester Erkenntnisse zu gestalterischer Anlage und zu angebauten Pflanzen ein römischer Nutz- und Ziergarten rekonstruiert, der einst fester Bestandteil einer jeden römischen Villa war. Zusammen mit dem dortigen Grabungsmuseum ist ein Gelände für Besucher entstanden, das römische Zivilisation heute anschaulich erlebbar macht, ohne auf billige Effekte zu setzen. Gerade in Zeiten leerer öffentlicher Kassen ist das Kommunizieren der von der Behörde geleisteten Arbeit in die Öffentlichkeit und die Sensibilisierung für den Erhalt und Unterhalt kulturhistorisch bedeutsamer Anlagen von enormer Bedeutung. Die Neukonzeption einer nicht mehr ganz zeitgemäßen Schriftenreihe ist diesbezüglich der richtige und wegweisende Ansatz.
5.3.2005

Der 2. Band dieser Besprechung:
Baudenkmäler in Rheinland-Pfalz. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz. Bd. IX, 148 S., 130 meist fb. Abb. Ph.v.Zabern, Mainz 2002. EUR 29,80 ISBN 3-8053-3092-8
Annette Scherer
Archäologie in Rheinland-Pfalz 2002. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Abteilung Archäologische Denkmalpflege. 120 S. 140 meist fb. Abb. 28 x 23 cm. Gb. Ph.v. Zabern, Mainz 2003. EUR 29,80
ISBN 3-8053-3093-6
 
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