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Intervention Kultur

Die Situation von Kunst und Kultur in Deutschland ist widersprüchlich: Scheint einerseits die öffentliche Kulturfinanzierung und mit ihr der Ruf Deutschlands als Kulturstaat in Gefahr, gilt Kultur andererseits als Rettungsanker für postindustrielle Regionen, als Tourismusmagnet, als potenter Treibstoff für den Arbeitsmarkt, als sozialer Kitt in beziehungslosen Gemeinschaften – und damit als eine Art Wunderarznei für alle Krankheiten und Krisenerscheinungen der Gegenwart. Die Publikation nimmt den Diskurs, der zwischen diesen Polen um die Bedeutung von Kultur für unsere Gesellschaft geführt wird, auf und richtet den Blick auf die Kraft kulturellen Handelns. Im Fokus stehen „kulturelle Interventionen“ als Reaktion auf gesellschaftliche Probleme und die Frage, wo die Möglichkeiten und Chancen, sowie die gestalterischen, inhaltlichen und vermittelnden Potenziale von Kunst und Kultur liegen – und wo ihre Bedingtheiten und Grenzen.

Kristina Volke stellt in 14 Beiträgen verschiedene Ansätze kultureller Initiativen vor, Projekte in Berlin-Neuköln, oder wie man in der Provinz, in Klein Leppin, erfolgreich Shakespeare im Schweinestall aufführt. Oder was in Görlitz passierte, als die Bewerbung zur Kulturhauptstadt zwar knapp danebenging, aber dennoch Görlitz zunächst eine kulturelle Aufbruchsstimmung erlebte, die allerdings angesichts neuer Mehrheiten im Stadtparlament inzwischen wieder einzuschlafen droht.
Darüber hinaus legen weitere Beiträge dar, inwieweit Kultur zur Verbesserung sozialer Strukturen beiträgt und identitätsstiftend wirken kann.

Vier Thesen fasst Kristina Volke am Ende zusammen, die aber hier nicht davon abhalten sollten, das Buch in aller Gänze zu lesen.
Man soll, so Volke, den Aufbruch wagen und andere Fragen als bisher stellen, um bessere Antworten zur Bewältigung mannigfacher Krisen zu finden. Einen Erhalt des Status Quo kann es nicht geben, es müssen neue Ideen her, was Kunst und Kultur in der Gesellschaft sein wollen und welche konkreten Möglichkeiten kulturellen Handelns ihnen innewohnen. Initiativen wie „Peace and Culture counts“ könnten beispielgebend sein, aber es wird darum gehen müssen, wie die, deren weniges Geld es zu verteilen gilt, bessere Grundlagen für ihre Entscheidungen bekommen. Kultur könne zwar die Konflikte der Welt nicht lösen, so Volke, aber Kulturschaffende sollten sich stets die Frage stellen, wer soll woran partizipieren und zwar nachhaltig? Oder auch Qui bono? Wem nützt es?

Zum nachhaltigen gesellschaftlichen kulturellen Handeln gibt das Buch vielfältigste Anregungen, etwas ärgerlich ist nur die blasse Schrift.

Wie Künstler, oder Kulturschaffende in Vereinen, Galerien, Museen oder Hochschulen in der Öffentlichkeit ihre Aktivitäten präsentieren, dazu könnte auch das Handbuch von Katharina Knieß hilfreich sein.

05.10.2010

Knieß, Katharina. Kunst in die Öffentlichkeit. PR-Handbuch für Künstler und Galerien, Museen und Hochschulen. Vorwort von Assmann, Claudia, Falkenberg Verlag, Bremen 2010. 240 S. 21 x 15 cm. Gb. EUR 24,90 ISBN 978-3-937822-55-6


Gabriele Klempert
Kristinia Volke (Hrsg.). Intervention Kultur. 175 S. zahlr. Abb. 21 x 15 cm. Gb. VS-Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2010. EUR 24,95
ISBN 978-3-531-16934-7
 
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