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Die Zukunft des Kunstmarktes

Thesen zu "Sinn und Wegen des Managements für Kunst“ in einer Essaysammlung zusammen zu tragen, heißt auch hinlänglich bekannte Standpunkt zu reproduzieren. Zielen aber solche Betrachtungen auf "Die Zukunft des Kunstmarktes“, steht zu vermuten, dass sogar eine Schar bekannter "Kunst-Experten“ verschiedener Couleur Probleme mit der Prognostizierbarkeit haben dürfte. Dennoch unternahmen Jörn-Axel Meyer und Ralf Even als Herausgeber des gleichnamigen Bandes den Versuch, deren Prophezeiungen abzufragen. Trotz guter Autoren-Besetzung darf man von diesem Buch also keinesfalls Visionen von wegweisender Strahlkraft oder Rezepte erwarten, die zur Nachahmung auffordern.
Gleichwohl die dramaturgische Anordnung der Beiträge innerhalb des 180 Seiten starken Bandes ist gut gewählt. Von 14 Autoren seien hier nur einzelne ihrer Themen und Thesen dargestellt. Nach einer Einführung in Kunsthandel und Kunstförderung durch Wilfried Dörstel, den Leiter des Zentralarchivs des internationalen Kunsthandels in Bonn, visioniert Bazon Brock eine fortschreitende Kommerzialisierung der Künste und Kulturen. Während Jean-Christophe Ammann seine positiven Erfahrungen mit privaten Geldgebern darstellt, schildert Klaus Staeck die Gefahr der Einflussnahme durch private Kunstförderung. Kritisch-ironische Töne Walter Grasskamps sind sehr bedenkenswert. Er beschreibt die Bedeutung privater Sammlungen für die Museumslandschaft und konstatiert, dass, wenn der momentan anzutreffende Einheitsbrei von rund dreissig Künstlern in Privatsammlungen in die Museen dränge, der "Wärmetod durch Gleichheit im Übermaß“, Entropie drohen würde. Dagegen sieht Unternehmer und Galerist Andreas Dornbracht vermehrt partnerschaftliche Beziehungen zwischen Kunst und Wirtschaft und die Zunahme von Kunstprojekte bei privatwirtschaftlichen Unternehmen voraus, da sich der Kommunikations- und Innovationswert von Kunst schlicht für diese bilanzieren ließe. Entsprechend werde sich die Arbeit der Kunstvermittler, der Art Consultants und Galeristen verändern. Welche Rolle bei der Vermarktung von Kunst in Zukunft die neuen Medien und das Internet spielen werden, wird selbstverständlich auch reflektiert, wobei Transparenz der Märkte nur ein Stichwort ist. Abschließend warnt Bernd Kauffmann, ehemals Präsident der Stiftung Weimarer Klassik: "Es darf nicht dazu kommen, dass wir den Teufel verkrusteter Strukturen mit dem Beelzebub der Trivialisierung eines Unterhaltungsoverkill austreiben.“

21.10.2003
Annegret Winter
Meyer, Jörn A: Die Zukunft des Kunstmarktes. Zu Sinn und Wegen des Managements für Kunst. 2002. 194 S., Ill. 21 cm. Efal EUR 38,-
ISBN 3-89012-958-7
 
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