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Max Liebermann. Poesie des einfachen Lebens. - Ausstellung noch bis Ende Februar

Zusammen mit Lovis Corinth und Max Slevogt bildet er das Dreigestirn des deutschen Impressionismus, gilt als dessen Hauptvertreter: der Maler Max Liebermann (1847-1935), Sohn einer alteingesessenen jüdischen Fabrikantenfamilie in Berlin. Aber Liebermann war kein Impressionist im französischen Sinne. Wegen seiner naturalistischen Darstellung einfacher Menschen bei der Arbeit in schweren, dunklen Farben galt er bei seinen Gegnern als "Apostel des Hässlichen". Er selbst "fühlte sich - was die Zeitgenossen betraf- zumindest vorübergehend stärker zu Jean-François Millet (und den Malern von Barbizon) als zu dem später über alles verehrten Edouard Manet hingezogen."
Die regelmäßigen Sommeraufenthalte in Holland, das ihn mit seinem "silbernen Licht und der Weite seiner Landschaft" faszinierte, bewirkten wohl hauptsächlich die zunehmende Aufhellung seiner Farbpalette und seine Hinwendung zum Impressionismus. Doch er war sich bewußt, daß sich "sein persönliches Verständnis von Freilichtmalerei" von dem der Franzosen unterschied, Liebermanns Kunst entwickelte sich in Berlin, dessen geistiges Klima sich grundlegend von dem der französischen Metropole unterschied. Angeregt durch Adolph von Menzel und Wilhelm Leibl hatte Liebermann sich früh "einen sachlichen Blick auf Menschen und Dinge" angeeignet, schließlich war er auch ein hervorragender Zeichner. Die Zeichnung war für ihn Grundlage der Malerei. Sein Malen war immer auch ein Zeichnen.
Der vorliegende Katalog einer Ausstellung der Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall (bis Ende Februar 2004) ist eine facettenreiche Einführung in Leben und Werk Liebermanns. 73 ausgewäh1te und vollzählig abgebildete Gemälde und (einige wenige) graphische Arbeiten aus öffentlichen und privaten Sammlungen zeigen einen repräsentativen Querschnitt durch das Gesamtwerk von den Anfängen bis zu den späten 20er Jahren. Zusätzlich enthält der Katalog zahlreiche zum Vergleich herangezogene und in den Textbeiträgen besprochene Bildwiedergaben. In 4 Essays behandeln Kunsthistoriker/innen allgemeinverständlich, auf wichtige Literatur und auf Liebermanns Briefe und theoretische Schriften gestützt, die Entwicklung seiner Kunst, ihre Stellung zum französischen Impressionismus, seine künstlerische Intention, die Geschichte seines Lebens (mit vielen zeitgenössischen Fotografien) und den "Weltanschauungsstreit um den Impressionismus in Deutschland".
Dieser Ausstellungskatalog ist eine vielseitige, informative, attraktiv aufgemachte Monographie, die über den Menschen und Künstler Max Liebermann, der "eher unfreiwillig ... als Bürgerschreck begonnen (hatte), später von den Expressionisten als großbürgerlich und konservativ in den Schatten gedrängt und schließlich vom Hitlerregime als 'artfremd' verworfen und zur Unperson gemacht wurde."
22.2.2004
Christa Chatrath
Max Liebermann. Poesie des einfachen Lebens. Ausstellung 14.9. 2003 – Februar 2004. Kunsthalle Würth in Schwäbisch-Hall (Hrsg.) 224 S., zahlr. fb. Abb., 28 cm, Ln. Swiridoff, Künzelsau 2003. EUR 34,80
ISBN 3-89929-003-8
 
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