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Anmut und Askese. Frühe Skulpturen aus Indien

Eine kleine, aber feine Ausstellung bot das Museum für Indische Kunst in Berlin im Herbst 2003 mit Werken der friihen und vorklassischen Bildhauerkunst Indiens aus den Museen von Neu Delhi, Mathura und Lucknow. Gezeigt wurden 40 Skulpturen, Reliefs und Architekturelemente, Bildnisse und Statuen von Buddha, von Göttern, Göttinnen, Halbgöttern u.a., aus rund 600 Jahren, vom 1. Jh. v. Chr. bis 6. Jh. n. Chr. Das Schwergewicht lag auf der Zeit der Kushana- und der Gupta-Dynastie. Die meisten Exponate stammten aus der bedeutenden Bildhauerschule von Mathura, die berühmt war für ihre Skulpturen aus rotem bzw. hell geflecktem Sandstein, der in den nahegelegenen Steinbrücken (Sikri u.a.) gewonnen wurde. Mathura, schon in vorchristlicher Zeit ein Kunst- und Handelszentrum, war "ein Schmelztiegel all dessen, was in Indien an künstlerischer Tradition bereits bestand. Zugleich aber war Mathura ein Quell für das, was in den nachfolgenden Jahrhunderten indischer Kunst noch an großartigen Werken, vor allem der Plastik, geschaffen wurde." (Heinz Mode).
In Mathura müssen "zahlreiche Werkstätten Jahhunderte hindurch tätig gewesen sein, um einen ständig wachsenden Bedarf an Skulpturen" für Kultstätten und Heiligtümer aller drei Religionen, Buddhismus, Jinismus und Hinduismus, zu decken. Es wird angenommen, "daß die gleichen Bildhauer ihre Kunstwerke auftragsgemäß neben- und nacheinander im Dienste all dieser Religionen geschaffen haben." Um aber auch "die Wechselwirkung mit anderen Schulen bzw. Stilen" wenigstens anzudeuten, zeigte die Ausstellung zum Vergleich einige Plastiken aus Bharut, Sarnath und anderen zeitgenössischen Kunstzentren.
Alle 40 Exponate sind im Katalog recht gut, farbig und meist ganzseitig in chronologischer Reihenfolge abgebildet und mit ausführlichen Beschreibungen, inhaltlichen und stilistischen Erläuterungen von indischen Fachleuten kommentiert. Ein dem Bildteil vorangestellter Aufsatz von R.C. Sharma, Professor an der Universität Varanasi, informiert über Ursprung und Entwicklung der Mathura-Schule, ihren religiösen und kulturgeschichtlichen Hintergrund, ihre Bedeutung für die buddhistische, jinistische und hinduistische Kunst u.v.m. Ein Literaturverzeichnis, zusätzliche bibliographische Hinweise auf frühere Publikationen und Ausstellungen der einzelnen Objekte, eine chronologische Ubersicht und ein Glossar ergänzen den schmalen Band in deutscher und englischer Sprache zu einer Einführung, die über die Ausstellungsdauer hinaus einen Eindruck von Eigenart und Bedeutung indischer Bildhauerkunst im besagten Zeitraum vermittelt.
19.8.2004
Christa Chatrath
Anmut und Askese. Frühe Skulpturen aus Indien. The Sublime and the ascetic in Early Scultpures from India. Marianne Yaldiz, Corinna Wessels-Mevissen (Hrsg.). Katalog-Handbuch; 121 S., dt. und engl. Text. 47 fb. Abb., 25 cm, Gb., Zabern, Mainz 2004. EUR 24,80
ISBN 3-8053-3286-6
 
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