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Wörterbuch der christlichen Ikonographie

Eingeweihte wußten schon immer die Qualität mancher Sachbücher aus der ehemaligen DDR zu schätzen. Das galt nicht nur für viele Naturwissenschaften, sondern auch für kunsthistorische Themen, auch wenn man mit dem Nachdruck vergriffener Auflagen sich nicht sehr beeilte. Nun ist erstmals neu überabeitet, hier und da ergänzt, aber im Kern doch unverändert das Wörterbuch der christlichen Ikonographie wieder erschienen.
Als »Christliche Ikonographie in Stichworten« 1973 zum ersten Mal in Leipzig erschien, war es notwendig, das Anliegen der Veröffentlichung zu begründen und zu erläutern, erklärt Ernst Badstübner in seinem Vorwort: '"Kunstwerke sind abhängig von den politischen, ökonomischen, sozialen und ideologischen Bedingungen ihrer Entstehungszeit. Sie spiegeln immer eine konkrete historische Situation wider, auch dann, wenn die Themen bildlicher Darstellungen durch Mythologie oder Religion festgelegt sind und sich die Bildformen über längere Zeit hinweg nicht zu verändern scheinen. Oft waren mythologische und christliche Themen nur das Gewand für aktuelle Aussagen [...] Um derartige Bedeutungen der Bildwerke zu erkennen und zu verstehen, bedarf es der Kenntnis der mythologischen und religiösen Thematik. Die Ikonographie als Kunde von den Bildinhalten ist dabei ein unerläßliches Hilfsmittel. Sie beschreibt die Bildinhalte aufgrund allgemein verbreiteter wie auch aufgrund erst durch die Forschung ermittelter literarischer Quellen. Die Quellen der christlichen Ikonographie sind die biblischen Bücher und deren Interpretationen durch kirchliche Schriftsteller sowie die Legenden der Heiligen. Sie umfaßt neben der Beschreibung von Personen und deren Handlungen auch die Bestimmung von Allegorien und Symbolen. Im weiteren Sinne erschöpft sich ihre Aufgabe aber nicht in der Erläuterung von Bildinhalten allein, vielmehr ist es auch ihr Anliegen, die darüber hinausgehende Bedeutung eines Bildes oder ganzer Bildzyklen, zum Beispiel deren Repräsentations- oder Erinnerungszweck, festzustellen. Für dieses Teilgebiet ikonographischer Forschung hat sich im Unterschied zur reinen Inhaltsbeschreibung der Begriff Ikonologie eingebürgert« (aus dem Vorwort zur ersten, 1972 erschienen Auflage).
Es war die erste lexikalische Publikation zu dieser Thematik in der damaligen DDR und sollte auch die einzige bleiben. Ihre erste Neuauflage mußte zehn Jahre auf sich warten lassen, eine dritte war 1988 möglich. Erst nach 1989/90 konnten Nachauflagen unbehindert erfolgen, für die Autoren eine große, aber nicht uneingeschränkte Freude. Zum einen mochten sie darin eine Anerkennung ihrer Arbeit sehen, zum anderen aber wußten sie, daß die unveränderten Nachdrucke nicht mehr dem Entwicklungs- und Forschungsstand von Ikonographie und Ikonologie entsprachen, das Buch also dringend einer Neubearbeitung bedurfte.
So wurden nun jüngere Forschungen berücksichtigt, neuere Literatur sowie zusätzliche Stichwörter in das Buch aufgenommen, in begrenztem Umfang, um seinen Charakter nicht zu verändern und seinen Rahmen, der sich als brauchbar erwiesen hat, nicht zu sprengen.
Nach wie vor gilt: »Die Stichworte umfassen die biblischen Bildbereiche des Alten und des Neuen Testaments, die Erscheinungsformen der Christus- und Marienbilder, die Heiligen und ihre Attribute sowie Allegorien und Symbole. Die Anzahl der behandelten Heiligen ist notwendigerweise beschränkt. Berücksichtigt werden in erster Linie die für die Kunstgeschichte wichtigsten Heiligen und heiliggesprochene Personen der Kirchengeschichte. Darüber hinaus sind in den Attributartikeln noch weitere Heilige als Attributträger genannt, so daß dadurch die Zahl der tatsächlich aufgenommenen erweitert ist. Die Autoren waren bestrebt, aktuelle Bedeutungszusammenhänge, also ikonologische Bezüge anzudeuten. Als literarische Quelle wird im wesentlichen die Bibel angeführt, die die Autoren, abweichend von den meisten bisher vorliegenden ikonographischen Lexika, nach der Lutherschen Übersetzung zitieren. Bei den Legenden der Heiligen verweisen die Autoren auf die Legenda aurea des Jacobus de Voragine in der Übersetzung von Richard Benz".
Eine ähnliche Wiederbelebung wäre auch dem im Aufbau Verlag, Berlin/Weimer zuletzt 1990 erschienen Werk von Walter Beltz. Gott und die Götter. Biblische Mythologie zu wünschen, das immer wieder zu Rate gezogen und darum ziemlich zerlesen vielleicht auf ein ähnliches Interesse stoßen könnte, wie das Wörterbuch zur christlichen Inkonographie.
17.9.2004
Gabriele Klempert
Hannelore Sachs, Ernst Badstübner, Helga Neumann. Wörterbuch der christlichen Ikonographie. 8. verb. Auflage. 392 S., 46 Holzschnittzeichnungen und Vognetten, 23 cm, Gb., Schnell & Steiner, Regensburg 2004. EUR 29,90
ISBN 3-7954-1653-1   [Schnell & Steiner]
 
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