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Günther Uecker: Wasser Venezia

Wer einmal erlebt hat, wie sich in Venedig das Vertikale der Architektur mit der Waagerechten des Wassers in immer neuen Beziehungen im Tageslicht spielerisch mischt, der wird verstehen, warum Künstler sich in besonderer Weise vom Ambiente der Lagunenstadt angezogen fühlen können. Denn das Spiel von Licht und Schatten im bewegten Medium des Wassers mit seinen Spiegelungen der Fassaden auf der Wasseroberfläche der so theatralisch anmutenden Kanäle ist eine wahre Inspirationsquelle, welche die Fantasie des Menschen anregt. So auch für den 1930 geborenen Künstler Günther Uecker, der sich auf einer seiner vielen Reisen Venedig malend, nämlich über das Aquarell, genähert hat. Dabei dürfte ihm, als er den hier aus Anlass seines 75. Geburtstages veröffentlichten 92teiligen Zyklus „Wasser Venezia“ im Jahre 1994 in Venedig für eine Ausstellung schuf, das Rhythmische der Bewegungen des Wassers gewiss entgegengekommen sein. Ist doch das Prinzip der Reihung ein zentrales Motiv in seinem weiten Oeuvre.
In der vorliegenden Publikation, die im besten Sinne ein Kunstbuch zum sinnenden Verweilen darstellt, werden je zwei Aquarelle auf der rechten Seite einer hochrechteckigen Schwarzweißfotografie der Galeristin und Fotografin Dorothea van der Koelen auf der linken Seite gegenübergestellt. Diese Fotografien zeigen vielfältige Spiegelungen und Lichtbrechungen zwischen den Bauten Venedigs und dem Baugrund, also dem Wasser. Dazwischen steht als drittes, intellektuell verbindendes Element, ein kurzer Essay des Schriftstellers und Pianisten Hans-Josef Ortheil, der den vielfältigen Beziehungen von Malern zu den Wassern Venedigs nachspürt.
Dieser Text „fließt“ in den Sprachen Deutsch, Italienisch und Englisch und rhythmisiert - selbst fast eine Welle - die Wechselfolge von Fotografien und Aquarellen. Damit der komprimierte Text tatsächlich vermittelnd aussagen kann, ist er - ganz im Sinne des Künstlers, der bekanntermaßen ein gewisses Unbehangen der Schrift gegenüber empfindet, wie sich etwa in seiner Arbeit „Zum Schweigen der Schrift“ ausgedrückt findet, für jede Sprache in jeweils einer anderen Farbe gesetzt: Schwarz, Rot und Grau. Erneut eine Reihung also, wenn man so will.
Es entsteht auf diese Weise bei der „Lektüre“ ein Kunsterlebnis im Lesenden, das dadurch ausgezeichnet ist, dass es zur Ruhe führt und Gefühle weckt, die ihren Ausgang grundsätzlich am farbigen Aquarell des Künstlers nehmen. Fast scheint es beim Anblick der kleinen, jedoch sehr farbintensiven Aquarelle als gewinne das im Schwarzweiß abgebildete Wasser der Lagunenstadt plötzlich selbst Farbe. Nach dem schon 2002 an gleicher Stelle erschienen Band „Günther Uecker: Graphein. Schreiben, Malen, Zeichnen“ liegt hiermit ein weiteres empfehlenswertes Buch über Günther Ueckers Schaffen vor.
13.5.2005
Matthias Mochner
Günther Uecker. Wasser Venezia - Acqua luminosa. 112 S., 117 fb. Abb., 24 x 17 cm, Gb., Chorus, Mainz 2005. EUR 15,-
ISBN 3-931876-45-4   [Chorus]
 
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