KunstbuchAnzeiger - Kunst, Architektur, Fotografie, Design Anzeige Verlag Langewiesche Königstein | Blaue Bücher
[Home] [Kunst] [Rezensionen] [Druckansicht]
Themen
Recherche
Service

[zurück]

Kunst mit Leben: Ein neues Katalogbuch über Otto Herbert Hajek

„Die Durchdringung des Lebens mit Kunst“, das war einer jener Leitsätze des Stuttgarter Künstlers Otto Herbert Hajek. 1927 in Nové Hutě im heutigen Tschechien als Otto Herberta Hajeka geboren, trat Hajek in einer Zeit als Künstler ins Rampenlicht, als es genau darum ging: Kunst mit Leben zu füllen und umgekehrt. Bald nach seinem Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart wurde Hajek bekannt: Bei der documenta II im Jahr 1959 und der documenta III 1964 waren seine Werke zu sehen, farbige Objekte aus Beton und Stahl, Kunst für den öffentlichen Raum, der Hajek stets faszinierte.

An vielen Orten setzte der im Jahr 2005 verstorbene Hajek künstlerische Zeichen: in Stuttgart und Umgebung, in Karlsruhe, Saarbrücken, Trier, Saarlouis, Schwelm, Mülheim an der Ruhr, Bad Schönborn, in Berlin-Plötzensee oder Königstein im Taunus – überall verstand Hajek die Stadt als einen Lebensraum, der durchdrungen sein sollte von Kunst, von Plastik und Malerei.

Dieser „Welt aus Zeichen“ kann man nun in einem neuen Ausstellungskatalog nachspüren, der anlässlich einer Ausstellung der Städtischen Galerie Karlsruhe im Tübinger Wasmuth Verlag erschienen ist. „Raum – Farbe – Zeichen“ heißt der Band, der das Werk Hajeks vorstellt: Tusche-Zeichnungen, Gouachen, Serigraphien, die frühen, informellen Plastiken und Gemälde, aber auch Architekturzeichnungen und Fotografien sind zu sehen, die Hajeks oft begehbaren, bauplastischen Arbeiten vorstellen.

Diese in Primärfarben angelegten Ensembles als Reaktion auf die „Unwirtlichkeit der Städte“ zu lesen, die Alexander Mitscherlich in den 70er Jahren beklagte, ist richtig, dennoch sind sie mehr als Leuchttürme des Humanen im tristen bundesrepublikanischen Nachkriegsstadtbild: Diese Kunst stellt eine Forderung an sich selbst: „Kunst ist für unsere Gesellschaft kein Luxus“, so der langjährige Professor an der Karlsruher Kunstakademie, „sondern eine notwendige Einbringung, um unsere Welt human zu gestalten.“ Die Notwendigkeit der Kunst – das ist der eigentliche Appell Otto Herbert Hajeks: Erst die Kunst ist es, die einen Raum als „Freiraum“ definiert.

Hajeks Arbeiten, die er „Farbwege“, „Raumknoten“, „Stadtzeichen“, „Denkzeichen“ oder auch „Mahnzeichen“ nannte, sind geometrisch und abstrakt, aber nur im formalen Sinn: In einem anderen sind sie ganz dinghaft, präsent: Sie verleihen dem Raum, der sie umgibt, eine neuartige Atmosphäre. Wer den Weg nach Karlsruhe zur Ausstellung finden sollte, dem sei mit auf den Weg gegeben: Hier sind auch drei andere Arbeiten in situ zu erleben: In der evangelischen Stadtkirche hat Hajek 1958 eine Taufschale und ein Altarkreuz geschaffen, außerdem steht vor dem Hauptbahnhof seit kurzer Zeit eine große Bronzeskulptur aus dem Jahr 1969.

„Ich bin mit meiner Arbeit auf die Straße gegangen, um Menschen zu begegnen, um Kunst auf den Weg zu bringen.“ Das war das künstlerische Credo Otto Herbert Hajeks. Der Band versammelt Texte zu Hajeks Bronzeplastiken, zu der „Kontinuität raumbezogenen Gestaltens“, zu den Platzgestaltungen und zu seiner Tätigkeit als Hochschullehrer. Eine Biografie und eine Übersicht von Hajeks Kunst im öffentlichen Raum komplettiert einen Band, der auch Architekten und Stadtplaner interessieren sollte.

6.12.2007
Marc Peschke
Otto Herbert Hajek. Raum – Farbe – Zeichen. Hrsg.: Otto Herbert Hajek. Kunststiftung der Sparda-Bank Baden-Württemberg. Text: Melanie Ardjah, Christoph Bauer, Brigitte Baumstark, Ursel Berger, Beate Ermacora. 130 S., 74 meist fb. Abb. 23 x 24,5 cm. Gb. Wasmuth, Tübingen 2007. EUR 24,80
ISBN 978-3-8030-3321-5
 
© 2003 Verlag Langewiesche [Impressum] [Nutzungsbedingungen]