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Elmar Hillebrand. Capriccios in Architektur.

Die „Capriccios in Architektur“ haben nichts mit modernen Architekturen zu tun oder solchen, die in ihrer Entwurfszeit als neu galten. Dennoch sind Elmar Hillebrands Werke im weitesten Sinne Architekturen und bezeichnen damit durchaus „Neubauten“, wenn auch von vorgefundenen Bauwerken, Gebäuden oder Landschaften.
Schon als junger Mensch fertigte Hillebrand zusammen mit der Künstlerin Annemarie Erbslöh, seiner späteren Frau Zeichnungen von den Ruinen der romanischen Kirchen in Köln, sodass der traurige Anblick des zerstörten Nachkriegsköln möglicherweise den Keim legte für diesen Teil seines Lebenswerkes.

Der 1925 in Köln geborene Bildhauer Elmar Hillebrand studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Ewald Matare und an der Grande Chaumiere in Paris bei Ossip Zadkine. Er gehört zu der Generation von Bildhauern, Architekten und anderen Künstlern, die maßgeblich am Wiederaufbau und der Neugestaltung nicht nur vieler Kölner Kirchen beteiligt war. Außer seiner Tätigkeit als Leiter des Lehrstuhls für plastisches Gestalten an der RWTH Aachen hat er in Kirchen und im öffentlichen Raum eine Vielzahl von Bildwerken geschaffen. Das vorliegende Buch konzentriert sich aber ausschließlich auf seine „architektonischen Capriccios in Bronze", wie sein Kollege von der TH Aachen, Hans Holländer, diese Architekturplastiken treffend bezeichnet. Hans van der Grinten, der nicht nur durch seine Sammlung vor allem der Arbeiten von Joseph Beuys im Museum Schloss Moyland wichtige Beiträge zur neueren deutschen Kunstgeschichte geleistet hat, zeigte in einer seiner ersten Stallausstellungen 1969 einige Architekturbronzen Elmar Hillebrands. Viele „Capriccios" sind seitdem neu entstanden, die hier erstmals in einem Buch, zusammen mit vielen Italienzeichnungen, die oftmals die Ideen zu den Plastiken lieferten, vorgestellt werden.

Der Leser und Betrachter des vorliegenden Buches betritt eine phantasievolle Welt von Architekturen, zu denen als eigene Kunstform, Voraussetzung für daraus folgende Arbeiten, Vorformulierung der späteren Wachsmodelle und daraus gegossene Bronzen und natürlich auch Zeichnungen gehören.
Darüber hinaus wird die Technik der Arbeiten erläutert, gefolgt von einem Aufsatz von Hans van der Grinten zur Plastik und Architektur Hillebrands sowie einem Beitrag zum Hauptthema des Buches „Architektonische Capriccios in Bronze“ von Hans Holländer.

Die bevorzugte Landschaft des Künstlers und seiner zahllosen Wanderungen ist die Toscana, wo auch die meisten seiner Motive angesiedelt sind. Dabei handelt es sich nicht etwa um „Modelle“ bestehender Kunstwerke oder Ruinen. Hillebrand kreiert vielmehr Erinnerungs- und Phantasiestücke, Kombinationen, Weiterbildungen von Gesehenem und bildet daraus Verwandlungen oder kurz gesagt: gestaltet architektonische Gedankenspiele in Bronze.
Unter anderem hat Hillebrand auch eine Vielzahl von Kreuzen in Bronze realisiert, die insofern auch etwas mit Architektur zu tun haben, als auch sie hoch filigrane räumliche Darstellungen sind.

Die Kunst Hillebrands ist wie ein Spaziergang in eine untergegangene Zeit, die eine neue Gestalt erhält und in die man hinein gebeten wird, um sich neu zu erfinden.
13.6.2008

Gabriele Klempert
Elmar Hillebrand. Capriccios in Architektur. Architekturplastiken und Zeichnungen. Hrsg. und Texte von Clemens Hillebrand und Hans van der Grinten. 228 S., 310 meist fb. Abb., 26 x 21 cm, Gb. Ln. mit Schutzumschlag, Edition Lubcaparellalo, Köln 2008.EUR 44,80
ISBN 978-3-9810490-1-5   [Edition Lubcaparellalo]
 
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