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Kunst und Natur - Kunst auf Seide

Seit einigen Jahren ist eine Renaissance des Themas Kunst und Natur zu beobachten. Von den Schönheiten der Natur ist allenthalben ebenso die Rede wie davon, dass Schönheit, so in der neuesten Veröffentlichung des Evolutionsbiologen Josef H. Reichholf „ Der Ursprung der Schönheit“, klare biologische Funktionen habe. An beiden Schnittstellen arbeitet die Künstlerin Cornelia Hesse-Honegger, deren Arbeiten jetzt unter dem Titel „Art on Silk“, Kunst auf Seide“ in einer Publikation abgedruckt sind. Gezeigt wird Hesse-Honeggers Kunst der Naturmalerei auf dem Naturprodukt Seidenstoff. Den Umschlag ziert ein Entwurf der Künstlerin auf dem bunte Federn zu sehen sind. Leicht und duftig geht es weiter mit Vorzeichnungen für Stoffmuster. Auf Schmetterlinge folgen Blätter und Blumenblüten, Pilze, Baumfrüchte und Mustern von Steinen, ehe Gottfried Honegger, selbst ein bekannter Künstler, kurz die Arbeiten seiner Tochter vorstellt. Der Hauptteil des Buches zeigt Stoffe und Muster von betörenden Naturschönheiten wie Schneckengehäusen, Vögeln oder Fellmustern. Bis auf wenige Ausnahmen pflegt Hesse-Honegger einen naturalistischen Stil, der in seiner Detailgenauigkeit an die Kunst alter Meister erinnert. Wie der Arbeitsprozess der Künstlerin aussieht, wird durch einige beigegebene Vorzeichnungen auch anschaulich. Ein wenig hilflos aber wirken dagegen ihre kurzen Zwischentexte, so sei „Ästhetik eine existentielle Notwendigkeit“ und auch „das Angewandte sollte auch Kunst sein“. Am Ende dieses Bilderbogens gibt die Künstlerin noch Auskunft über ihre künstlerischen Prägungen, ihre Arbeiten im Zoologischen Institut der Universität Zürich und über ihr Erschrecken wie gefährdet die Welt von Flora und Fauna ist, kommt die Atomkraft ins Spiel. Statt der kurzen, entbehrlichen, Zwischentexte, wäre es besser gewesen, das Engagement der Künstlerin, die durch Arbeiten der Naturforscherin Maria Sibylla Merian angeregt wurde, umfassender darzustellen. Auf der einen Seite preist Hesse-Honegger auf jedem Stück Stoff die Schönheit der Natur und auf der anderen Seite lenkt sie unsere Aufmerksamkeit auf die Schäden der Natur, die durch die bei der Nutzung von Atomkraft entstehende Niedrigstrahlung entstehen, so jedenfalls die Überzeugung der Künstlerin. Sie hat sich einem Projekt verschrieben, diese Deformationen, die durchaus auch zur Beeinträchtigung von biologischen Funktionen führen können, zeichnend festzuhalten. Beide Arbeiten hängen insofern zusammen, wie sie im, den Band abschließenden, Text schreibt, als sie zur Finanzierung ihrer Forschungen Einkünfte brauchte, die sie durch die Stoffmusterproduktion für große Modehäuser erwirtschaftet.

Die Stärke von Hesse-Honegger liegt in der bildenden Kunst, nicht im Text, das zeigt auch ihre Selbstauskunft am Ende des Buches. Auch dieser Text ist ungelenk formuliert, erst weitere Recherchen zur Künstlern, die im Text nebulös von einem „gesellschaftlichen Auftrag“ spricht, lassen die Dimension ihres Engagements und ihrer öffentlichen Wirkung erkennen. Was aber bleibt und in vorliegender Publikation hervorragend reproduziert wurde, sind ihre Bilder von Naturschönheiten. Man kann einem Naturschauspiel der Sonderklasse beiwohnen. Die große Naturzeichnerin Anita Albus hat mit Cornelia Hesse-Honegger eine Schwester im Geiste und Bilde und das ist viel.

15.4.2009


Sigrid Gaisreiter
Cornelia Hesse-Honegger. Art on Silk. Beitr.: Honegger, Gottfried. Betr. Cornelia Hesse-Honegger, Gottfried Honegger. Dtsch/Engl. 128 S., 115 fb. Abb. 31 x 26 cm. Gb Scheidegger & Spiess, Zürich 2007. EUR 48,00 CHF 78,00
ISBN 978-3-85881-203-2   [Scheidegger & Spiess]
 
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